Der stählerne Zar: Der größte Panzer der Geschichte schaffte es nie bis an die Front

Planeta100/Wikimapia.ru; Archivfoto
15 Mann waren nötig, um dieses stählerne 60-Tonnen-Monster zu beherrschen. Doch weiter als an seinen Produktionsstandort ist es nie gekommen.

Mitte des Ersten Weltkriegs (1914-18) planten russische Ingenieure einen neuen Panzer. So hoch wie ein dreistöckiges Haus sollte er sein und mit Kanonen ausgestattet werden, die ganze Festungen dem Erdboden gleichmachen könnten.

Im Gegensatz zum „Riesenei“ (auch bekannt als Projekt Oboi) wurde dieses Projekt im Frühjahr 1915 realisiert. Im Dorf Orudjewo bei Moskau stand er, drei Stockwerke hoch, 18 Meter lang, zwölf Meter breit. Sein bedrohliches Aussehen und sein beachtliches Arsenal brachten dem stählernen Monster den Namen „Zar“ ein. 

Hintergrund 

Das russische Reich befand sich 1915 in einer prekären Lage. Eine deutsche Offensive an der Ostfront hatte die russische Armee in der Region Galizien (heute in der Westukraine) und Polen eingekreist.

Die Regierung in Petrograd (St. Petersburg) wurde mit Vorschlägen von Ingenieuren bombardiert, neue Waffen zu entwickeln, um das Kriegsgeschehen zugunsten Russlands zu wenden. Eines davon war das Panzer-Projekt von Nikolai Lebedenko.

Der Zar-Panzer und der Zar 

Der „Zar“-Panzer

Lebedenkos kühnes und ehrgeiziges Projekt, das seiner Zeit weit voraus war, interessierte Zar Nikolaus II. sehr.

Das Herzstück der neuen Waffe sollte ein Flugzeugtriebwerk sein, das das dreirädrige Monster in unebenem Gelände auf 17 km/h beschleunigen sollte. Gleichzeitig sollte der Rumpf mit Stahlpanzern ausgekleidet und die Kanonenschlitze mit zwei 76,2-mm-Kanonen ausgestattet werden, die jeweils mit 60 Granaten bewaffnet waren. Außerdem sollte eine Reihe von 7,62-mm-Maschinengewehren den Panzer vor feindlicher Infanterie schützen. Es waren nicht weniger als 15 Bediener erforderlich, um den Stahlgiganten zu kontrollieren. 

Nikolaus II. lud Lebedenko in den Winterpalast in Petrograd ein, um seine Entwicklung persönlich vorzustellen. Der Ingenieur brachte ein Holzmodell des Panzers mit. Der Zar hatte seine Freude an dem dreirädrigen, karrenförmigen Objekt, das schnell über die Teppiche rollte und von einem Motor eines Grammophons angetrieben wurde. 

Das Projekt erhielt den kaiserlichen Zuschlag. Die erforderlichen Mittel wurden bereitgestellt. 

Das Aus 

Nikolaus II. vor den russischen Truppen

Einige Monate später war das erste und einzige experimentelle Modell des 60-Tonnen-Fahrzeugs fertig. Es war eine auffällige Maschine mit einem riesigen Kanonenwagen für das Chassis, einer Stahlpanzerung und einer Phalanx der fortschrittlichsten Geschütze der damaligen Zeit im Rumpf. 

Die ersten Tests waren jedoch erfolglos. Die hinteren Räder des Panzers blieben im Boden stecken, sobald sich das Fahrzeug von seiner Stützbasis löste. Es ging nicht mehr voran.  

Das Problem stellte sich als Fehler in den Berechnungen heraus - das Heck war zu stark belastet, was es in den Boden trieb. Das Projekt wurde zur Überarbeitung geschickt, aber die Revolution von 1917 besiegelte sein Schicksal. 

Der Prototyp des Panzers „Zar“ rostete in einem Wald vor sich hin, bevor er 1923, inzwischen schrottreif, entsorgt wurde.

Ein Modell des „Zar“-Panzers im Museum

>>> Fünf sagenhafte russische Panzer, die nie gekämpft haben

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!