Die Tu-114 ist ein Langstreckenflugzeug, das für den Transport von Passagieren gedacht und mit Turboprop-Motoren ausgestattet war. Sie wurde Mitte der 1950er Jahre auf der Basis des Tu-95-Bombers entworfen. In vier Jahren wurden 31 Maschinen produziert.
Geschichte des Flugzeugs TU-114
Die Konstrukteure sahen die Zukunft in Flugzeugen mit Düsentriebwerken. Dennoch beschloss die Staatsführung Anfang der 1950er Jahre, ein Hochgeschwindigkeits-Passagierflugzeug mit einem Turbofan-Antrieb zu entwickeln. Nach einem entsprechenden Erlass begann das Tupolew-Konstruktionsbüro Anfang 1955 mit der Entwicklung eines neuen Flugzeugtyps.
Das neue Flugzeug war bereits nach anderthalb Jahren fertig und absolvierte im Spätherbst 1957 seinen Erstflug.
Weltweit gab es keine vergleichbare Passagiermaschine. Bis in die frühen 1970er Jahre blieb die Tu-114 das größte Passagierfahrzeug der Welt. Aufgrund der Tatsache, dass das Flugzeug ein Tiefdecker war, statteten die Konstrukteure es mit einem ziemlich hohen Fahrwerk aus, was sonst bei keinem Flugzeug dieser Klasse zu finden war. Dieses Fahrwerkssystem brachte jedoch auch Nachteile mit sich.
Konstruktionsmerkmale des Verkehrsflugzeugs Tu-114
Das Flugzeug ist als Tiefdecker konstruiert, mit geteilten Rückenflügeln, auf denen vier Motoren installiert sind. Das Triebwerk besteht aus Turbofan-Motoren. Jeder ist mit koaxialen Schrauben ausgestattet, die gegeneinander drehen. Beim Start können 60.000 PS abgerufen werden. Zugleich ist das Flugzeug recht sparsam im Verbrauch mit etwa 5,6 Tonnen Kraftstoff in der ersten Stunde des Fluges.
Was den Rumpf betrifft, so ist er bei der Tu-114 zweistöckig und durch eine Treppe verbunden. Das obere Deck ist eine Passagierkabine und auf dem unteren Deck befinden sich zwei Frachtabteile und eine Küche. Das untere Deck beherbergt auch einen Aufenthaltsraum für die Besatzung des Flugzeugs.
Der Passagierraum bestand aus drei separaten Kabinen verschiedener Klassen und dementsprechend konnte jede von ihnen eine unterschiedliche Anzahl von Passagieren aufnehmen. So gab es in der ersten Kabine 41 Sitze, in der zweiten 48 und in der dritten gab es Abteile, die 48 Personen mit Schlafplätzen beherbergen konnten. Zwischen dem zweiten und dritten Passagierabteil befand sich ein Restaurant. Das Flugzeug war mit zwei Toiletten ausgestattet.
Rückschläge
„Es gab eine Reihe von Rückschlägen durch die Turbo-Propeller-Motoren. Sie vibrierten sehr stark und verursachten eine Menge Lärm - es war ziemlich unangenehm für die Passagiere. Zweitens war das Treibstoffsystem anfällig, was das größte Problem war“; so Dmitri Litowkin, Chefredakteur der Zeitschrift „Unabhängige militärische Überprüfung“.
In der Praxis, so Litowkin, zeigte sich, dass die Treibstofftanks im Inneren der Tragflächen nicht widerstandsfähig waren. Während des Flugbetriebes nahmen sie Schaden. „Dies hätte zur Explosion eines Triebwerks führen und eine Tragödie auslösen können", fügt er hinzu.
„Aufgrund des hohen Fahrwerks wurde zur Wartung eine ziemlich hohe Leiter benötigt, die zu dieser Zeit für sonst keine Maschine notwendig war. Manchmal mussten daher sogar zwei Leitern genutzt werden wie zum Beispiel bei Chruschtschows Besuch in den USA“, berichtet der Experte.
Die Tu-114 war auch sehr anspruchsvoll im Vergleich zu Turbinenflugzeugen. Die Betriebskosten waren höher im Vergleich zu damals neu auf dem Markt kommenden Modellen. Es war kommerziell effektiver, neue Turbinenflugzeuge anzuschaffen, anstatt die anspruchsvollen und risikoreichen Tu-114 zu nutzen.
Rekordverdächtiges Flugzeug
Nicht weniger als 32 Weltrekorde erzielte die Tu-114, unter anderem diese:
- das größte Turbofan-Flugzeug, das Passagiere an Bord nehmen konnte
- das schnellste Passagierflugzeug dieses Motortyps
- die stärksten Motoren der Welt
Aktuell sind keine Tu-114 mehr im Einsatz. Es existieren nur noch drei nicht betriebsfähige Versionen, die alle drei als Museumsexponate genutzt werden.
Trotz des recht langen Betriebs von 20 Jahren gab es nur zwei Unfälle. Der erste Unfall ereignete sich während des Starts. Dabei blieb die Maschine mit dem Fahrwerk in einem Schneehaufen hängen und schlug mit der Nase nach vorne auf der Landebahn auf. Mehr als 20 Passagiere kamen dabei ums Leben. Der zweite Unfall ereignete sich aufgrund eines Mechaniker-Fehlers, woraufhin das Bugfahrwerk einklappte und das Flugzeug schwer beschädigt wurde.