Ebola-Epidemie in Russland unwahrscheinlich

Mitarbeiter des russischen Zivilschutzministeriums beim Training. Foto: Alexander Chrebtow/RIA Novosti

Mitarbeiter des russischen Zivilschutzministeriums beim Training. Foto: Alexander Chrebtow/RIA Novosti

Russland sei gut gegen die Verbreitung des Ebola-Virus geschützt, sagen Experten. Die Gesundheitsbehörden koordinieren ein Netzwerk, das Krankenhäuser und Einreiseort einschließt. Um eine weltweite Epidemie zu verhindern, flogen russische Virologen nach Westafrika – in Guinea suchen sie nach dem Impfstoff gegen die Krankheit.

Der Ebola-Virus kann bereits im Oktober mit der Wahrscheinlichkeit von einem Prozent in Russland auftreten, heißt es in einer Studie, die von dem Mobs Lab in der Bostoner Northeastern University am Montag vergangener Woche veröffentlicht wurde. Im Vergleich dazu betrage die Wahrscheinlichkeit der Einschleppung des Virus nach Frankreich 75 Prozent. Das Prognostizierungsmodell von Mobs Lab basiert auf einer ganzen Reihe Faktoren, einschließlich des zivilen Luftverkehrs und der Verbreitungsdynamik des Virus an Orten wie großen Menschenansammlungen, Krankenhäusern und Bestattungen.

Der Ebola-Experte und Leiter des Labors für Virenökologie des Iwanowskij-Forschungsinstituts Michail Schtschelkanow widerspricht dem Ansatz der Bostoner Wissenschaftler und glaubt, dass „die Verbreitung des Virus auf diese Weise nicht modelliert" werden könne. Schtschelkanow war Mitglied der ersten Epidemiologengruppe, die im August dieses Jahres ins afrikanische Guinea zur Unterstützung der dortigen Seuchenbekämpfung entsandt wurde. „Es lässt sich lediglich sagen, dass es eine Wahrscheinlichkeit größer null gibt, dass der Virus auf das Territorium eines entwickelten europäischen Staates, einschließlich Russlands, eindringt", äußerte er in einem Gespräch mit RBTH.

 

Russland ist gut geschützt

Bereits zuvor hatte Anna Popowa, Leiterin der staatlichen Gesundheitsbehörde Rospotrebnadsor, gegenüber russischen Medien erklärt, dass es in diesem Jahr in Russland 16 Verdachtsfälle auf Ebola-Fieber aus Westafrika gegeben habe, die sich alle nicht bestätigt hätten. Nach den Worten Popowas befinden sich in Russland 118 aus Westafrika eingereiste Personen unter Beobachtung der Mediziner, bei 424 Personen wurde die medizinische Beobachtung bereits wieder eingestellt. Nach jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO waren in Westafrika zum vergangenen Donnerstag 8 034 Personen an Ebola-Fieber erkrankt, bei 3 866 führte die Erkrankung zum Tode.

Wie der Moskauer internationale Flughafen Scheremetjewo auf Anfrage mitteilte, sei bis zum vergangenen Freitag „keine einzige Viruserkrankung zu verzeichnen" gewesen. Im Moskauer Flughafen, wie in allen anderen internationalen Flughäfen Russlands auch, seien ständig Mitarbeiter von Rospotrebnadsor tätig und im Bedarfsfall könne Scheremetjewo Räumlichkeiten zur Isolierung von Kranken zur Verfügung stellen. „Im Falle eines identifizierten Ebola-Erkrankten, wie bereits in den USA und in Spanien vorgekommen, kann die Arbeit der Gesundheitsbehörde, die über große Erfahrungen im Kampf gegen Infektionserkrankungen verfügt, eine Ausbreitung verhindern", erklärte der Pressesprecher des Gesundheitsministeriums der Russischen Föderation, Oleg Salagaj am

Donnerstag gegenüber russischen Journalisten.

Michail Schtschelkanow sagt, Russlands Bevölkerung ahne nicht einmal, dass ein Programm gegen Seuchen und Epidemien existiere. Dabei sorge es dafür, dass jährlich ungefähr 200 Fälle von in das Land eingedrungenen, exotischen Viren aufgespürt und erfolgreich isoliert würden. „Die Chefärzte der Krankenhäuser sind über die Maßnahmen zum Kampf gegen Ebola informiert, und diese geben diese Informationen an die Mitarbeiter der Krankenhäuser, einschließlich der einfachen Bereichskinderärzte, weiter", erklärt Schtschelkanow. „Man muss allerdings berücksichtigen, dass ein Betroffener ohne akute Symptome, der nach Russland einreist, selbst nicht weiß, dass er infiziert ist. In dieser Phase können nicht einmal Temperaturscanner das Vorhandensein des Virus im Organismus nachweisen", muss Schtschelkanow einschränken.

 

Russische Seuchenforscher in Guinea

Am Donnerstag empfahl das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation den Hochschulen des Landes, den Beginn des Studienjahres für die Studenten aus

Afrika wegen der Ebola-Epidemie zu verschieben. Wie Schtschelkanow erklärt, hänge das damit zusammen, dass die sich in Behandlung befindenden Personen in erster Linie „Studenten aus westafrikanischen Ländern sind, die noch keine 21-tägige Quarantäne absolviert haben". Nach Angaben des Zentrums für soziologische Forschungen waren im Jahr 2012 ungefähr 1 300 Studenten aus Nigeria, 228 aus Guinea und 21 Studenten aus Sierra Leone an russischen Hochschulen eingeschrieben.

Seit dem 22. August 2014 ist ein Team, zu dem auch Virologen der Rospotrebnadsor-Forschungsinstitute gehören, in Guinea im Einsatz. Die Fachleute verwenden das russische System zur Diagnostik des Ebola-Virus, dessen Effektivität durch die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt wurde. Nach den Worten der Rospotrebnadsor-Chefin Anna Popowa bereitet die Behörde die Entsendung zusätzlicher Forscherteams nach Westafrika vor. Noch im September des laufenden Jahres teilte die stellvertretende Ministerpräsidentin der Russischen Föderation, Olga Golodjez, in einem Interview mit, dass russische Ärzte im Ausbreitungsgebiet des Ebola-Fiebers eine systematische Erprobung einheimischer Impfstoffe gegen diese Krankheit durchführen.

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