Russland und USA planen neue Weltraumstation

Roskosmos und die Nasa wollen wieder enger zusammenarbeiten. Foto: Alamy/Legion Media

Roskosmos und die Nasa wollen wieder enger zusammenarbeiten. Foto: Alamy/Legion Media

Russland plant gemeinsam mit den USA den Bau einer neuen Weltraumstation. Man erwartet, dass sich auch Europa sowie die Brics-Staaten an dem Projekt beteiligen werden. Warum die Länder dieses Projekt gemeinsam angehen wollen, erklärte Igor Komarow, Chef der Raumfahrtbehörde der Russischen Föderation, in einem Gespräch mit RBTH.

Russland und die USA werden ein gemeinsames Projekt zur Schaffung einer neuen Raumstation in Angriff nehmen, erklärte Igor Komarow, Chef der Föderalen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Ende März. Neben den beiden Staaten, die bereits bei der Entwicklung der Internationalen Raumstation ISS kooperiert hatten, können sich Komarow zufolge auch weitere interessierte Länder am Projekt beteiligen. Man setze sehr auf die Beteiligung der Brics-Staaten, fügte der Roskosmos-Chef in einem Gespräch mit RBTH hinzu.

Offizielle Quellen der Nasa hätten bestätigt, dass Verhandlungen in dieser Frage geführt würden, erklärten jedoch, dass die beteiligten Parteien noch keine Einigung erzielt hätten. Russische Medien hatten zuvor berichtet, dass die Nasa eine Zusammenarbeit beim Bau einer neuen Raumstation bestritten habe. Die Medien hätten jedoch einige Sachverhalte „aus dem Zusammenhang" gerissen, erklärte Komarow.

 

Kosmischer Neustart der Beziehungen

Die unerwartete Erklärung, eine neue Raumstation bauen zu wollen, machte Komarow während einer gemeinsamen Konferenz mit Nasa-Chef Charles Bolden auf dem Gelände der Raumstation Baikonur in Kasachstan. Dort ist vor Kurzem eine neue ISS-Mission in den Weltraum gestartet. Es hat den Anschein, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern einen „kosmischen Neustart" erfahren haben.

Zuvor hatte Roskosmos angedroht, die Arbeit der ISS ab 2020 einzustellen. Es gab auch Meldungen, Russland wolle eine eigene Raumstation bauen. Im Moment allerdings ist dieser Plan vom Tisch. Komarow betonte sogar, dass Roskosmos dazu bereit sei, die Nutzung der ISS bis 2024 zu verlängern. Dies hatte die Nasa im Vorfeld vorgeschlagen. Komarow hob hervor, dass die endgültige Entscheidung, ob die ISS weiter betrieben wird oder nicht, 2016 gefällt werde.

Der Grund für diese unerwartete Annäherung liege in dem Wunsch, die wissenschaftlichen Programme zu optimieren und weitere Experimente ohne zusätzliche Investitionen durchführen zu können, teilte Komarow mit. Demnach soll die Nasa vorgeschlagen haben, die Industrie in die Experimente an Bord der ISS mit einzubinden. „Wir werden nun auch prüfen, welche Möglichkeiten wir den russischen Großfirmen bieten können", sagte der Chef von Roskosmos. Dabei geht es um die Durchführung von Experimenten unter anderem in den Bereichen Biologie, Chemie und Metallurgie.

Bereits bei der letzten Mission war die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA enger. „Wir haben vereinbart, einen Weg zu finden, wie Informationen zukünftig ausgetauscht werden sollen und wie die Anlagen, die es bei uns und bei ihnen (den Amerikanern) gibt, gemeinsamen genutzt werden können", sagte Komarow.

Roskosmos-Chef Igor Komarow hofft auf weitere Kooperation mit Nasa. Foto: Jekaterina Schtukina/RIA Novosti

„Weder Russland noch die USA verfügen derzeit über genügend Mittel, um aus eigener Kraft einen wissenschaftlichen Durchbruch zu erzielen", sagte auch Edward F. Crawley, Präsident des Instituts für Wissenschaft und Technologie Skolkowo und Professor am Massachusetts Institute of Technology in einem Gespräch mit RBTH.

 

Weltraumstation mit neuen Funktionen

Die Programme zur Erforschung des Weltalls oder ein Flug zum Mars erforderten hohe Aufwendungen, führte Komarow weiter aus. Dabei sollte man auch nicht erwarten, dass sich diese schnell rentierten. „Gemeinsam könnten wir erheblich mehr erreichen und ganz andere Aufgaben lösen – und dabei den Staatshaushalt weniger belasten", erklärte er. Außerdem würden Gefahren, die der Erde insgesamt drohen, wie zum Beispiel Asteroiden, eine Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit geradezu notwendig machen.

Die Raumstation, über die heute bei Roskosmos und der Nasa nachgedacht wird, ist nicht nur eine simple Kopie der ISS: Die Technik hat mittlerweile

gewaltige Fortschritte gemacht, sodass die Raumfahrtbehörden vor anderen, erheblich komplizierteren Aufgaben stehen. „Es hat keinen Sinn, die bestehenden Module zu nachzuahmen und erneut in dieser Form aufzubauen", meint Komarow. „Künftig wird die Raumstation andere Funktionen erfüllen. Demzufolge wird sich auch die Konfiguration der Station ändern." Komarow ist der Auffassung, dass die Station ein Bindeglied für Flüge zum Mond und zu anderen, weiter entfernten Planeten, werden könnte.

Zurzeit untersucht eine Expertengruppe aus den an der ISS beteiligten Länder die Nutzungsperspektiven der neuen Station. „Gemeinsam werden wir die neue Architektur dieser Station errichten", sagte Komarow. Schließlich fügte er doch noch hinzu, dass die Module, die von der russischen Seite entwickelt werden sollen, erforderlichenfalls auch als Ausgangspunkt für den Bau einer unabhängigen russischen Weltraumstation dienen könnten.

 

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