Hoffnung im Kampf gegen HIV? Russische Forscher erproben neuen Impfstoff

Medikamente aus China und Indien sollen teure westliche Präparate ersetzen. Foto: Sergej Winjawskij/RIA Novosti

Medikamente aus China und Indien sollen teure westliche Präparate ersetzen. Foto: Sergej Winjawskij/RIA Novosti

In Russland leben zurzeit etwa 900 000 Menschen mit dem HI-Virus. Die Behandlung der Patienten kostet viel Geld, daher empfehlen russische Forscher den Einsatz von Generika aus China und Indien. Außerdem arbeiten die Wissenschaftler an einem neuen Impfstoff.

Laut offizieller Statistik gab es in Russland im Jahr 2014 zwischen 840 000 und 860 000 HIV-Infizierte. Ihre Zahl wächst: Zum 1. Mai 2015 zählte der russische Verbraucherschutz Rospotrebnadsor 900 000 Betroffene.

Professor Wadim Pokrowski vom russischen Zentrum für HIV-Vorbeugung hält die Zahlen für vergleichbar mit jenen in China und den USA. Dort sollen jeweils bis zu 1,4 Millionen Menschen infiziert sein. Besonders betroffen von HIV seien nach wie vor die afrikanischen Staaten südlich des Äquators.

Für einen besseren Vergleich zwischen den Ländern müsse man zudem neben den gemeldeten auch die nicht registrierten Infektionsfälle berücksichtigen. Außerdem müsse die Zahl der Infizierten ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt werden. Demnach gebe es in den USA zwei Mal und in China zehn Mal mehr Infektionsfälle als in Russland.

Nach Angaben des Zentrums für HIV-Vorbeugung erhalten nur rund 200 000 Betroffene in Russland eine Therapie. Diese wird Patienten nur dann verordnet, wenn diese bereits unter einer akuten Immunschwäche leiden. Die Mittel zur Aids-Bekämpfung stammen aus dem russischen Staatshaushalt.

 

Wird Russland die Aids-Seuche besiegen können?

Russland gibt jährlich pro HIV-Patient rund 2 000 Euro aus. Diesen Betrag, so Professor Pokrowski, könne man um ein Drittel reduzieren, wenn man teure westliche Präparate durch indische und chinesische Generika ersetzen würde.

Die moderne Medizin kann das HI-Virus zwar nicht besiegen, aber immerhin seine Entwicklung verlangsamen oder gar stoppen. Allerdings bedarf dies einer lebenslangen Anti-Retroviren-Therapie (ART).

Eigene Präparate wurden in Russland bislang noch nicht eingesetzt. Dies soll sich bald ändern, denn derzeit wird am Zentralen Institut für Epidemiologie bei Rospotrebnadsor eine neue Gentherapie getestet, die das Virus im Genom auslöschen und somit die Infektion ausheilen kann. Nach Schätzung einzelner Experten werden noch mindestens fünf Jahre vergehen, bis die neue Therapie klinisch erprobt werden kann.

 

Impfstoff als Lösung?

Im Staatlichen Forschungszentrum für Virologie und Immunologie von Nowosibirsk wird derzeit ein Polyepitop-Impfstoff entwickelt, im Sankt Petersburger Biomedizinischen Zentrum und Staatlichen Forschungsinstitut für Biopräparate ein neuer DNA-Impfstoff und am Moskauer Institut für Immunologie ein Impfstoff auf der Basis eines rekombinanten Proteins.

„Unser Impfstoff enthält gentechnisch modifiziertes synthetisiertes Protein, das Fragmente des Virus und der inneren Proteine enthält", berichtet Rachim Chaitow, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Immunologie. „An das Protein ist ein weiteres Molekül gebunden – ein Immunstimulans. Zusammen erzeugen sie eine starke Abwehrreaktion. Dadurch entwickeln sich im Körper des Patienten Antikörper, die das Virus anschließend neutralisieren."

Der Impfstoff könne seine Wirkung im Laufe weniger Tage entfalten. Danach zerfielen die polymeren Moleküle in elementare Monomere und würden ausgeschieden. Die Anwendung sei einfach und nebenwirkungsarm und der Impfstoff nicht toxisch. Es ist der erste russische Impfstoff, der für klinische Tests zugelassen wurde.

Der erste sowjetische HIV-Fall wurde 1987 bei einem angeblich homosexuellen Militärübersetzer, der nach seinem Dienst aus Tansania heimkehrte, festgestellt. Im Laufe der Ermittlungen fand man heraus, dass der Betroffene weitere 25 Personen infiziert hatte. Der Fall gilt offiziell als Beginn der Verbreitung Aids in Russland.

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