Maut: Russland bittet Transportunternehmen zur Kasse

Gütertransporter ab zwölf Tonnen werden bald zur Kasse gebeten.

Gütertransporter ab zwölf Tonnen werden bald zur Kasse gebeten.

Juri Belinskij/TASS
Bisher müssen lediglich ausländische Pkw eine Gebühr für die Nutzung russischer Straßen entrichten. Ab November sollen nun auch Gütertransporter zur Kasse gebeten werden. Das dazu eingesetzte System „Platon“ soll bis zu 800 Millionen Euro pro Jahr generieren. Anfallende Kosten für Straßenreparaturen könnten so gedeckt werden.

In Russland wird ab November ein neues System zur Erhebung von Mautgebühren für Lastkraftwagen mit einem zugelassenen Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen eingeführt. Das neue System, das Platon (vom Russischen „plati sa tonnu“, im Deutschen „zahle pro Tonne“) genannt wird, soll die Erhebung der Maut vereinfachen. Die dadurch erzielten Einnahmen – rund 800 Millionen Euro jährlich – sind für Straßenreparaturen vorgesehen.

„Wir haben Berater aus dem Westen hinzugezogen, unter anderem das Unternehmen Sky Toll, das ein ähnliches System in der Slowakei etabliert hat“, berichtet Alexander Sowjetnikow, Generaldirektor von RTITS, dem Betreiber des neuen Systems. In der Entwicklung setzte man aber auch auf Know-how der russischen Industrie. So sei die On-Board-Unit, die für die Abrechnung verantwortlich ist, in Russland entwickelt worden und werde dort hergestellt. „Angesichts einer Gesamtlänge von 90 000 Kilometern und fast zwei Millionen erfassten Fahrzeugen ist das russische System einmalig“, sagt Sowjetnikow.

 

Gütertransporte verursachen große Schäden

Laut Rosawtodor, der Agentur zur Verwaltung nationaler Verkehrsstraßen, werden bis zu 58 Prozent aller Straßenschäden durch Lastkraftwagen mit einem zugelassenen Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen verursacht. Ausgehend von deren Gesamtfahrleistung auf nationalen Verkehrsstraßen wurde der optimale Tarif für die Straßennutzung berechnet – 3,73 Rubel pro Kilometer, also rund sechs Cent, müssen ab November entrichtet werden.

„Diese Maut ist halb so hoch wie in anderen Ländern, deshalb wird sie sich aus wirtschaftlicher Sicht wohl kaum auf Transportunternehmen auswirken: Auf den Frachtpreis wird höchstens ein Prozent draufgeschlagen“, erklärt Roman Starowojt, Leiter von Rosawtodor, gegenüber RBTH. Nach Angaben des Föderalen Straßenamtes beträgt das Jahresvolumen der Gütertransporte in Russland etwa fünf Milliarden Tonnen, während der Schaden für die Fahrbahnen mit 2,9 Milliarden Euro beziffert wird.

Die betroffenen Unternehmen sind da unterschiedlicher Meinung. So glaubt etwa Irina Warlamowa, Direktorin für strategische Entwicklung bei dem Transportunternehmen Pek, dass die Einführung der Maut eine Steigerung der Eigenkosten von Speditionen um bis zu zehn Prozent nach sich ziehen könnte. Infolgedessen sei es möglich, dass sich Waren um ein bis drei Prozent verteuerten.

Alexander Djakonow, Leiter des Geschäftsbereichs Fresh bei FM Logistic, ist hingegen der Meinung, dass die geringe Maut „sich nicht allzu sehr auf die Kosten von Gütertransporten auswirken wird“. Ein größeres Problem sei zu erwarten, wenn man zwischen verschiedenen Tarifen differenzieren würde, wie das in Weißrussland geschehen sei. „Auch Sondertarife für in- und ausländische Unternehmen könnten die Belastung deutlich erhöhen“, fügt Djakonow hinzu.

 

Transitrouten werden wohl weiterhin genutzt

Nach offiziellen Angaben beträgt der Anteil sogenannter Transittransporte auf russischen Verkehrsstraßen, also solcher Transporte, die an Drittländer weitergeführt werden, lediglich fünf Prozent. Im benachbarten Weißrussland fallen 20 Prozent aller Transporte in diese Kategorie. Dabei kommt der meiste Transitverkehr beider Länder aus der Europäischen Union.

„Diese neue Regelung wird für ausländische Transportunternehmen natürlich Schwierigkeiten nach sich ziehen. Die Kostensteigerung wird für sie jedoch wahrscheinlich nicht so hoch sein, dass sie auf Transitrouten durch Russland verzichten und nach alternativen Formen für Güterlieferungen suchen müssten“, sagt Alexej Kitschatow, Generaldirektor des Kurierdienstes City Express.

Laut Systembetreiber Alexander Sowjetnikow sollen in Russland, ebenso wie in vielen Ländern der Europäischen Union, spezielle Mautbrücken an föderalen Verkehrsstraßen aufgestellt werden. Diese kontrollieren die Bezahlung der Nutzungsgebühren und die gefahrenen Routen. Der Betreiber wird diese anhand von On-Board-Units überwachen. Zwei Millionen Geräte sollen kostenlos an Transportunternehmen ausgehändigt werden.

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