Instantkaffee: Russland steigert Exporte nach Deutschland

Russische Lieferanten haben ihre brasilianische Konkurrenz überholt.

Russische Lieferanten haben ihre brasilianische Konkurrenz überholt.

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Lieferanten löslichen Kaffees aus Russland haben ihre Konkurrenz aus Brasilien, der Schweiz und Indien hinter sich gelassen. Russland exportiert seinen Instantkaffee in die GUS-Länder, den Nahen Osten und bis nach Europa.

Russland gehört zu den zehn größten Exporteuren löslichen Kaffees nach Deutschland. Mit seinen Lieferungen deckte es im Herbst 2016 den deutschen Kaffeebedarf zu fünf Prozent und überholte damit Brasilien, die Schweiz und Indien. Das geht aus einem Bericht des Russischen Exportzentrums hervor. Laut Statistik importiert Deutschland jährlich 40 000 Tonnen löslichen Kaffees aus 15 Ländern.

Kaffee liefert Russland seit August 2016 nach Deutschland. „Die Lieferumfänge sind derzeit nicht sehr groß, etwa 100 bis 150 Tonnen pro Monat“, heißt es in einer Mitteilung des Russischen Exportzentrums, „doch allein diese Tatsache ist schon von Bedeutung, weil Deutschland weltweit zu den wichtigsten Importeuren löslichen Kaffees neben Russland und den USA gehört“.

Löslicher Kaffee werde vor allem aus zwei russischen Regionen exportiert: der Region Krasnodar und dem Verwaltungsgebiet Sankt Petersburg. Zu den internationalen, in Russland tätigen Kaffeeproduzenten gehören die schweizerische Firma Nestlé, die eine Fabrik in der Region Krasnodar betreibt, und die deutsch-holländische Firma Jacobs Douwe Egberts (JDE) mit einer Produktion im Verwaltungsgebiet Sankt Petersburg.

Eine Anfrage von RBTH, wie viel Instantkaffee Nestlé nach Europa liefert, hat das Unternehmen bislang unbeantwortet gelassen. JDE aber teilte auf Anfrage mit, dass es löslichen Kaffee aus seinem russischen Produktionsstandort zwar nicht nach Deutschland, jedoch in die GUS-Länder, die Mongolei, die Türkei sowie nach Marokko, Polen, Rumänien, Bulgarien und in andere Länder liefere.

„JDE Rus hat Fuß auf dem russischen Markt gefasst und wir arbeiten an der Erschließung neuer Märkte“, kommentierte Anna Chikova, Brand-Managerin bei Jacobs Monarch. Seit 2016 gehöre auch Israel zu den Abnehmern. Dabei zählt Israel selbst zu den wichtigsten Kaffeeexporteuren. Nach Angaben des Russischen Exportzentrums gehörte Russland im vergangenen Jahr nach Israel, Korea und Vietnam zu den fünf wichtigsten Kaffeeexporteuren.

Russland überholt Brasilien

„Auf dem europäischen Markt für Instantkaffee konkurrieren wir nicht mit Brasilien, Vietnam oder Kolumbien, die ihren Kaffee von weit weg liefern, sondern mit lokalen Produzenten, die Kaffeebohnen vor Ort verarbeiten“, erläutert Ramaz Tschanturija, Geschäftsführer von Rostschaikofe, des russischen Verbands der Tee- und Kaffeeproduzenten. Sowohl Deutschland als auch Russland importierten grünen Kaffee, der vor Ort verarbeitet wird.

Positiv auf die Exportchancen für löslichen Kaffee aus Russland habe sich die Rubelabwertung ausgewirkt, weil russische Lieferanten Kaffee zu günstigen Preisen anbieten können, ergänzt Dmitry Bulatow, Vorsitzender des nationalen Verbands der Lebensmittelexporteure. „Exporte aus Russland sind derzeit vor allem dank internationaler Firmen möglich, für die es leichter ist, die Märkte weltweit durch Filialen vor Ort zu erschließen“, erklärt Bulatow.

Die Kaffeeproduktion in Russland werde außerdem durch die Zollpolitik befördert, die die Regierung seit 2000 betreibe, fügt Ramaz Tschanturija hinzu. In den letzten 15 Jahren habe Russland keine Einfuhrzölle auf Rohstoffe erhoben, sodass grüner Kaffee aus der ganzen Welt zollfrei importiert werden könne. Der Einfuhrzoll für fertige Kaffeeprodukte betrage hingegen 7,5 Prozent. Dies habe zu Investitionen in die Kaffeeverarbeitung in Russland geführt.

„Dieser Unterschied zwischen den Zöllen bei Rohstoffimporten und bei Exporten fertigen Kaffees hat bewirkt, dass in den letzten zehn bis 15 Jahren eine stabile Kaffeeproduktion geschaffen wurde, die nicht nur den inländischen Bedarf decken kann, sondern die Exporte aktiv vorantreibt“, sagt Tschanturija.

So gründeten in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre nicht nur Nestlé oder Jacobs Douwe Egberts ihre Fabriken in Russland, sondern auch hiesige Produzenten wie Moskowskaja Kofejnja na Pajach und Russkij Produkt. Und der größte russische Tee- und Kaffeeproduzent Orimi Trejd machte erst Ende 2016 bekannt, dass er einen vollintegrierten Betrieb für die Produktion löslichen Kaffees mit einem Investitionsumfang von 100 Millionen Euro (sieben Milliarden Rubel) eröffnen werde.

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