Duma-Wahlen: Jeder dritte Russe hält seine Stimme für wertlos

Reuters
Experten erklären diese Haltung damit, dass viele Wähler nicht glauben, dass ihre Stimme korrekt gezählt wird, sie keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Parteien sehen und das Parlament als zahnlosen Tiger erachten.

Wenige Monate vor den Parlamentswahlen in Russland, die am 18. September stattfinden werden, hat das renommierte, unabhängige Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentrum eine Umfrage durchgeführt, die die Bereitschaft der Russen zu einer Beteiligung an den Wahlen ermitteln sollte. Laut Umfrageergebnis gehen 39 Prozent der Russen davon aus, dass es sinnlos sei, zu den Wahlen zu gehen. Dabei erklärten 20 Prozent der Befragten, dass sie ganz bestimmt ihren Stimmzettel in die Wahlurne werfen werden, 27 Prozent waren sich noch nicht sicher und 15 Prozent beabsichtigen, ihre Stimme nicht abzugeben.

Die Zahlen könnten zu hoch gegriffen sein

Den vom Lewada-Zentrum Befragten wurde eine vorgegebene Frage gestellt, auf die sie nur mit Ja oder Nein antworten konnten. „Psychologisch betrachtet ist man eher geneigt, auf eine vorgegebene Frage mit Ja zu antworten, was den Soziologen auch sehr gut bekannt ist“, bemerkt dazu Michail Komin, Politikwissenschaftler und Experte von der Hochschule für Ökonomie in Sankt Petersburg. „Zudem hat bei einer kürzlich von eben diesem Lewada-Zentrum durchgeführten Umfrage rund ein Viertel der Befragten eingestanden, dass sie bei Meinungsumfragen generell nie die Wahrheit sagen. Somit kann der Umfragewert von 39 Prozent getrost um zehn bis 15 Prozent nach unten korrigiert werden.“

Komin findet die Strategie der russischen Wähler, nicht zu den Wahlen zu gehen, absolut verständlich. „Erstens glauben die Russen nicht, dass ihre Stimme korrekt gezählt wird. Zweitens sehen sie keinen Unterschied zwischen den Parteien – vor allem nach dem Krim-Konsens bilden sie für die Russen alle eine amorphe politische Masse. Und zum Dritten wissen sie, dass die Abgeordneten und die Staatsduma kaum einen Einfluss haben, da die Entscheidungen in Russland im Umfeld des Präsidenten getroffen werden“, erklärte der Experte.

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