Fidel Castro (l.), Regierungschef von Kuba, mit Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der UdSSR, am Rande einer UN-Sitzung im Jahr 1960.
Getty Images / FotobankDie Kubanische Revolution 1959 zählt zu den am romantischsten verklärten und eindrucksvollsten Ereignissen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit. Wie kein anderes historisches Kapitel vereint es die Sympathien der in anderen Punkten so streitbaren Politiker, Intellektuellen, aber auch normalen Bürger verschiedener Nationen. Und das trotz des Antiamerikanismus der „Bewegung des 26. Juli“ – was wäre Fidel Castro ohne „The New York Times“ und ohne Unterstützung so vieler Menschen in den USA?
Doch nun ist das antiamerikanische Kapitel vorbei: Im Juli dieses Jahres wurde die Wiedereröffnung der US-Botschaft symbolisch vollzogen. Die Welt wartet auf die objektive Untersuchung des Phänomens „Kuba“ und überraschenderweise hat sich ausgerechnet eine deutsche Produktionsfirma, Looksfilm, gemeinsam mit internationalen Partnern wie dem russischen Produzenten Igor Prokopenko dieses Themas angenommen.
Der Ex-KGB-Agent Nikolai Leonow trug viel dazu bei, dass Castro sich dem Kommunismus zuwandte. Foto: Pressebild
Ein ambitioniertes Vorhaben: In dem achtteiligen-Dokumentarfilm „Geheimes Kuba“ soll die Geschichte des Landes mit unveröffentlichtem Filmmaterial aus dem Kubanischen Institut für Filmkunst, aber auch aus dem russischen Archiv Krasnogorsk sowie den Archiven der Roten Armee und dem KGB dargestellt und untersucht werden. Mehr als 50 internationale Kuba-Experten und Zeitzeugen wurden dafür interviewt. Unter anderem Igor Kurennoi, der als sowjetischer Offizier an der Verlegung der Atomraketen nach Kuba teilgenommen hat. Oder Nikolai Leonow, der als KGB-Agent sehr früh, noch in Mexiko, Verbindungen mit der Castro-Gruppe aufgebaut hat und als Lateinamerika-Experte des sowjetischen Geheimdienstes nah dran an den „Guerillas“ war. Leonow hat viel dazu beigetragen, dass Castro sich schließlich dem Kommunismus zuwandte.
Eine Serie, die das Verborgene nicht scheut
„Der Verrückte“, „der Opportunist“, „der Don Quijote“ – so wird Fidel im Film von dem deutschen Autor Michael Zeuske genannt. Zeuske ist nicht nur Autor einer Vielzahl von Monografien zu Kuba, Venezuela, Kolumbien und anderen Ländern Südamerikas, sondern auch ein brillanter Erzähler, der den Film mit seinen präzisen Beschreibungen schmückt.
„Geheimes Kuba“ (internationaler Titel „The Cuba Libre Story“) ist nicht das erste große Projekt von Looksfilm, das sich auf das serielle Erzählen historischer Stoffe für den internationalen Markt spezialisiert hat. Den ersten großen Erfolg brachte der Firma die zehnteilige Serie „Damals in der DDR“ im Jahr 2004 ein. Doch auch der Film „Erich Mielke: Meister der Angst“, der in diesem Herbst in die deutschen Kinos kam, fällt durch seine ungewöhnliche Grundidee auf. Der Stasi-Minister Erich Mielke sollte nicht verurteilt, sondern menschlich gezeigt werden. „Vor zehn Jahren wäre das einfach unmöglich gewesen“, sagt der Regisseur und Drehbuchautor von „Erich Mielke“ Jens Becker.
Dieser Film zeigt im Übrigen auch, wie ernst die Produktionsfirma ihre Recherchen zu den Stoffen nimmt. Der Produzent Gunnar Dedio schreckte nicht davor zurück, die CIA vor dem Bundesgericht in Washington zu verklagen, da der amerikanische Geheimdienst den Zugang zu wichtigen Mielke-Akten verweigerte. Auf das Urteil wird noch gewartet.
Ähnlich gehen die Filmemacher in „Geheimes Kuba“ vor: Die Schattenseiten werden beleuchtet, die vergessenen Kapitel neu aufgeschlagen. Die Havanna-Mafia-Konferenz von 1946, so eine Art Potsdamer Konferenz in der Welt des organisierten Verbrechens, die die Nachkriegsordnung regeln sollte, wird in dem Film genauso thematisiert wie die Hinrichtungen der Batista-Soldaten durch die Castro-Rebellen.
Potpourri der kleinen Geschichten
Wussten Sie, dass Diktator Batista zuerst ein Anführer der schwarzen Unterschichten war und die liberalste Verfassung Südamerikas verabschiedet hat? Oder dass der Jesuitenschüler Fidel Castro in den Anfangsjahren des Aufstandes die Religiosität der einfachen Bauern instrumentalisierte, zum Beispiel mit dem Mythos von den „zwölf Guerillas“, die den zwölf Aposteln gleich den Aufstand nach Kuba brachten? Für solche „kleine Geschichten“ ist der Zuschauer dankbar, genau wie für die Darstellung der vorrevolutionären Geschichte Kubas, über die bisher wenig bekannt war. Schließlich kommt der Sieg der Revolution dramaturgisch genau zur Mitte der Serie, am Ende der vierten Episode.
In Deutschland werden die ersten vier 45-minütigen Folgen von „Geheimes Kuba. Diktatur und Revolution“ am Freitag, dem 11. Dezember, um 20.15 Uhr bei ZDFinfo ausgestrahlt. Weiterer Sendetermin, an dem die ersten vier Episoden nacheinander gesendet werden: Freitag, 18. Dezember 2015, ab 12 Uhr, ZDFinfo. Neben Deutschland zeigen die Serie russische (Ren-TV), französische, finnische, slowenische, spanische und litauische Fernsehkanäle.
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