Die Krimbewohner kämpfen mit Blockaden durch die Ukraine.
ReutersLicht aus auf der Krim: In der angrenzenden ukrainischen Oblast Cherson sprengten unbekannte Täter in der Nacht zum Sonntag mehrere Strommasten, die die Halbinsel mit Energie versorgten. Dies ist nur der jüngste Vorfall einer bereits seit eineinhalb Jahren währenden Reihe von Versuchen, die Halbinsel von lebenswichtigen Versorgungsadern abzuschneiden. Zuvor wurde die Wasser- und Lebensmittelversorgung blockiert und auch der öffentliche Verkehr zwischen der Krim und dem ukrainischen Festland wurde unterbrochen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko wollte zudem ein Handelsverbot mit der Krim durchsetzen.
Wasser
Im April 2014 unterbrach Kiew die Wasserversorgung der Krim durch den Nord-Krim-Kanal. Bis dahin wurde der Süßwasserbedarf der Halbinsel zu 85 Prozent durch Wasser aus dem ukrainischen Teil des Flusses Dnepr gedeckt. Durch Umleitungen des Flusses Bijuk-Karasu konnten die Ausfälle teilweise aufgefangen werden. Zugleich wurden auf der Krim Grundwasserbohrungen vorgenommen und Rohrleitungen verlegt, um zusätzlich Wasser in den Kanal einzuspeisen. Im April dieses Jahres waren die Bohrungen erfolgreich und über den Nord-Krim-Kanal konnten auch die Städte Kertsch, Feodosia, und Sudak wieder mit ausreichend Wasser versorgt werden.
Vor der Blockade wurde das Wasser aus dem Nord-Krim-Kanal vorrangig zur Bewässerung landwirtschaftlicher Felder genutzt. Nach der Absperrung durch die Ukraine mussten die Landwirte der Krim auf den wasserintensiven Reisanbau verzichten und auf andere Nutzpflanzen umsteigen.
Transport
Im Dezember vergangenen Jahres kappte die Ukraine alle Bus- und Bahnverbindungen auf die Krim. Kein Problem für die Inselbewohner: Sie fuhren mit Bussen bis zur Grenze. Diese überquerten die Fahrgäste zu Fuß und stiegen dann zur Weiterfahrt in einen Bus einer ukrainischen Verkehrsgesellschaft.
Nachdem der ukrainische Präsident die Einstellung des grenzüberschreitenden Güterverkehrs empfohlen hatte, reagierte das Ministerkabinett prompt und setzte die Empfehlung um. Nun wird die Grenze nur noch von Fußgängern und privaten Pkw überquert. Die Ukraine betrachtet die Grenze zur Krim nach wie vor als reine Verwaltungsgrenze. Ukrainische Staatsbürger müssen sich beim Grenzübertritt lediglich ausweisen können, ausländische Staatsangehörige hingegen benötigen zusätzlich zu ihrem Pass eine vom ukrainischen nationalen Amt für Migration ausgestellte Passiergenehmigung.
Lebensmittel
Die radikale nationalistische Vereinigung „Rechter Sektor“ sowie der Medschli, die Vertretung der Krimtataren, die proukrainisch orientiert ist und die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation ablehnt, riefen im September dieses Jahres zu einer unbefristeten Lebensmittelblockade der Krim auf. Sie stellten Wachposten an der Grenze zur Halbinsel auf und ließen keine Transporte durch. Die Krim-Regierung zeigte sich unbeeindruckt und erklärte, dass der Anteil ukrainischer Lebensmittel in den Supermärkten der Krim ohnehin nur noch bei fünf Prozent liege, auch ohne die Blockade. Die Krim sei durch lokale Produzenten und Lebensmittel vom russischen Festland ausreichend versorgt.
Ukrainischen Medienberichten zufolge sind Waren vom Festland in den Geschäften auf der Krim auch einen Monat nach der Blockade noch zu finden. Laut „Kanal 24“ kommen vor allem Milchprodukte aus Russland, Fleischwaren hingegen weiterhin aus der Ukraine. Der Zoll-Chef der Republik Krim, Wladimir Awramenko, sagte, dass Ware aus der Ukraine, auch Lebensmittel, über andere Übergänge als den blockierten bei Perekop auf die Halbinsel gelange.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!