Kampfjet-Abschuss: Kopilot gerettet

"Ich fliege nicht in die Türkei" heißt es auf einem Plakat, das Protestierende vor der türkischen Botschaft in Moskau aufgehängt haben.

"Ich fliege nicht in die Türkei" heißt es auf einem Plakat, das Protestierende vor der türkischen Botschaft in Moskau aufgehängt haben.

Ria Novosti/Ramil Sitdikov
Russische und syrische Sondereinsatzkräfte konnten den Kopiloten des Kampfjets Su-24 lebend retten. Dem beim Abschuss der Maschine getöteten Piloten werden posthum höchste militärische Ehren zuteil. Um weitere Attacken abwehren zu können, rüstet Russland seinen syrischen Luftwaffenstützpunkt auf.

Russischen und syrischen Sondereinheiten gelang die Rettung des Kopiloten des russischen Kampfjets vom Typ Su-24, der am Dienstag von der Türkei abgeschossenen wurde. Das meldete der russische Verteidigungsminister Sergej Schojgu: „Der Einsatz war erfolgreich. Der Kopilot befindet sich derzeit auf dem Stützpunkt Hmeimim“, sagte er. Zwölf Stunden habe die Rettungsaktion gedauert, bis 3.40 Uhr Moskauer Zeit. Der Minister bedankte sich bei den beteiligten Einsatzkräften, die dabei „ihr Leben riskiert“ hätten. Dem Kopiloten ginge es gut.

Der zweite Pilot hatte nicht so viel Glück. Alexander Orlow, russischer Botschafter in Frankreich, sagte dem französischen Rundfunksender Europe 1, dass Oberstleutnant Oleg Peschkow beim „Absprung mit dem Fallschirm verwundet und anschließend am Boden brutal von Dschihadisten ermordet“ worden sei. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte an, dass Peschkow eine der höchsten russischen Ehrungen zuteilwerden solle. Posthum werde dem Fliegerleutnant die Auszeichnung „Held der Russischen Föderation“ verliehen.

„Sinnlos und verbrecherisch“  

Das russische Außenministerium hat dem türkischen Botschafter in Moskau, Ümit Yardim, eine entschiedene Protestnote überreicht. Der Kreml und die russische Regierung nahmen am Mittwoch erneut Stellung zu dem Vorfall. Die Empfehlung des russischen Außenministeriums an die Staatsbürger, von Reisen in die Türkei abzusehen, unterstützte der Präsident und warnte vor den aktuellen Entwicklungen in der Türkei. Das Land verfolge eine Politik „einer nachhaltigen Islamisierung“. Dabei gehe es um die Unterstützung radikalislamischer Bewegungen, sagte Putin. Er schloss weitere, vergleichbare Vorfälle wie den Abschuss des Kampfjets nicht aus. Sollte es erneut zu einem Zwischenfall kommen, werde Russland „so oder so entsprechend reagieren müssen“, warnte Putin. Russische Mitbürger, die sich in der Türkei aufhielten, könnten dann in Gefahr sein.

Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew nannte das Vorgehen der Türkei „sinnlos und verbrecherisch“. Dieses Verhalten müsse zwangsläufig Folgen haben, kündigte er an, denn das Vorgehen Ankaras habe „zu einer gefährlichen Eskalation in den Beziehungen zwischen der Nato und Russland“ geführt. „Dieser Vorfall kann mit keinem Interessensschutz begründet werden, auch nicht mit dem Schutz der Staatsgrenze“, stellte der Premier klar. Die Türkei habe bewiesen, dass sie die IS-Terroristen unterstütze. Sie habe „die guten nachbarschaftlichen Beziehungen Russlands und der Türkei, vor allem im wirtschaftlichen und humanitären Bereich unterminiert“, kritisierte Medwedjew weiter. Russland könnte sich nun aus einer Reihe vielversprechender Projekte zurückziehen. Zudem drohe türkischen Unternehmen auf dem russischen Markt ein Einbruch. 

Ein weiteres Todesopfer

Als Antwort auf den Abschuss plant die russische Regierung den russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim mit neuen Flugabwehrraketensystemen vom Typ S-400 aufzurüsten, sagte der russische Verteidigungsminister. Schojgu berichtete zudem von einer Verlegung des Raketenkreuzers „Moskau“. Dieser sei mit einem Flugabwehrsystem vom Typ Fort ausgestattet, das dem Raketensystem S-300 ähnelt. Das Kriegsschiff befindet sich vor Latakia und sei bereit, „jeden Flugkörper zu vernichten, der eine Gefahr für die russische Luftwaffe darstellt“. Russische Kampfjets würden bei ihren zukünftigen Einsätzen in Syrien außerdem von Abfangjägern begleitet. Der russische Generalstab hatte diese „harten Maßnahmen“ bereits nach dem Abschuss angekündigt. Schojgu betonte, dass Russland jedwede militärische Kooperation mit der Türkei beendet habe.  

Wie zuvor bekannt wurde, ist bei der Rettungsaktion der Piloten in der Nacht zum Mittwoch ein russischer Marinesoldat ums Leben gekommen. Nach Informationen des russischen Verteidigungsministeriums wurde ein am Sondereinsatz beteiligter russischer MI-8-Helikopter von syrischen Rebellen unter Beschuss genommen. Die Besatzung musste notlanden, der Helikopter wurde Medienberichten zufolge von den Terroristen mit einer US-Panzerabwehrlenkwaffe zerstört worden. Es gelang zwar, die Einsatzkräfte auf dem Stützpunkt in Sicherheit zu bringen, doch für einen der russischen Soldaten kam jede Hilfe zu spät.

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