Saudi-Arabien vs. Iran: Moskau als Mediator?

Der Außenminister Saudi-Arabiens Adel bin Achmed al-Dschubeir.

Der Außenminister Saudi-Arabiens Adel bin Achmed al-Dschubeir.

Reuters
Ein neuer Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist entbrannt. Er birgt Gefahren für den Nahen Osten und kann den Friedensplan für Syrien, der von Russland, den USA und anderen Staaten abgestimmt wurde, gefährden. Russische Experten sehen aber eine Chance für die Entschärfung des Konflikts.

Gleich nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien Anfang Januar äußerte Moskau seine Bereitschaft zu vermitteln und zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten beizutragen. „Wir haben uns immer für eine Annäherung zwischen Riad und Teheran eingesetzt und würden die Vermittlerrolle gerne übernehmen, sollten die Konfliktparteien einen Vermittler benötigen“, zitierte die Nachrichtenagentur Tass aus Kreisen des russischen Außenministeriums. Die Bereitschaft Russlands, zur Deeskalation zwischen den beiden Ländern beizutragen, bestätigte auch Präsident Wladimir Putin in einem Interview für die deutsche „Bild“-Zeitung.

Die Saudis wollen keine Vermittler

Die russische Initiative wurde jedoch abgewiesen: Der Außenminister Saudi-Arabiens Adel bin Achmed al-Dschubeir erklärte, sein Land benötige keinen Vermittler. „Von Versöhnung kann keine Rede sein, wenn eine der beiden Konfliktparteien jegliche Vermittlung strikt ablehnt“, bemerkt Grigori Kossatsch, Arabist und Professor an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU), gegenüber RBTH.

Ein weiterer Nahostspezialist, der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Russischen Instituts für Orientforschung Wladimir Achmedow, stimmt dem zu, wobei er hervorhebt, dass Russland seine Neutralität bewahren sollte: „Russland ist in einer ähnlichen Lage wie die USA, die sich seit dem Ausbruch des Konflikts in einer komplizierten Situation befinden. Einerseits ist es den USA wichtig, ihre partnerschaftlichen Beziehungen mit Saudi-Arabien und den Golfstaaten aufrechtzuerhalten, andererseits sind die Amerikaner an einer Annäherung mit Teheran interessiert. Die Positionen Russlands und der USA sind sich sehr nah“, meint Achmedow.

Einen Krieg wird es nicht geben

Beide Experten sind indes überzeugt, dass ein direkter militärischer Konflikt zwischen den Staaten so gut wie ausgeschlossen ist. Wie Kossatsch bemerkt, hatte der saudi-arabische Verteidigungsminister Prinz Mohammed bin Salman al-Saud bereits öffentlich erklärt, ein Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wäre „eine Katastrophe für die gesamte Region“.

Wladimir Achmedow fügt hinzu, dass beiden Konfliktparteien an einer weiteren Eskalation ohne Krieg ebenfalls nicht gelegen sei: „In den arabischen Golfstaaten gibt es viele schiitische Minderheiten, die daraufhin verfolgt werden könnten. Ebenso würde die arabische Minderheit im Iran darunter leiden.“

Nach Einschätzung von Professor Kossatsch gibt es derzeit Chancen, die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran abzubauen: „In der saudischen Presse wird derzeit vielerorts der Standpunkt vertreten, dass der Iran seine Haltung lockern möchte und dass in der iranischen Gesellschaft der Konflikt mit Saudi-Arabien als ein Fehler betrachtet wird. Solche Veröffentlichungen sprechen indirekt für die Bereitschaft des arabischen Königreichs, eine mildere Politik gegenüber dem Iran einzuläuten.“

Das syrische Problem

Die Experten sind sich einig, dass die Rivalität der beiden islamischen Staaten die laufenden Vorbereitungen zu den innersyrischen Verhandlungen zwischen den Rebellengruppen und der Regierung, die am 25. Januar stattfinden sollen, belastet. Beide Staaten nehmen an der Arbeit der Internationalen Syriengruppe teil, in der auch die USA und Russland sowie weitere Staaten und internationale Organisationen vertreten sind. Doch „Saudi-Arabien sträubt sich derzeit, den Iran als Verhandlungspartner zu sehen“, gibt Grigori Kossatsch zu bedenken. Dies könnte die Arbeit der Syriengruppe gefährden, meint der Experte.

Die Vorbereitungen werden aber nicht allein von dem Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran überschattet. Ein weiterer Problempunkt ist die Beteiligung der syrischen Opposition, auf die man sich bei Beratungsgesprächen im Dezember in Riad geeinigt hat: Saudi-Arabien besteht darauf, dass diese bei den Verhandlungen von einer Delegation vertreten wird, die syrische Regierung lehnt das ab – denn der Opposition gehören Rebellen an, die gegen Assad kämpfen.

Auch Wladimir Achmedow befürchtet, dass die Verhandlungen gefährdet sein könnten. Dennoch hofft er, dass sowohl Russland als auch die westlichen Mächte ausreichend Druck auf die regionalen Konfliktparteien ausüben: „Russland und die USA sind ebenso wie Europa allesamt daran interessiert, dass die Verhandlungen stattfinden. Den Staaten wird es bestmöglich gelingen, auf die regionalen Konfliktparteien ausreichend einzuwirken. Andernfalls würde die internationale Gemeinschaft als unfähig dastehen.“

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