Dürften Russen wählen, gewänne der Unternehmer die US-Wahlen haushoch.
Getty ImagesWenn man eine russische Apotheke betritt, erwartet man wohl kaum, den Namen Donald Trump zu hören. Immerhin hat der extravagante Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei in den USA nicht viel mit Russland zu tun. In diesen Tagen aber ist es möglich: „Wenn ich Amerikaner wäre, würde ich für Trump stimmen, weil er Russland liebt“, sagt ein grauhaariger Verkäufer zu einem seiner Kunden, der zustimmend nickt.
Das mag absurd klingen, da sich ein amerikanischer Wähler mehr um sein eigenes Land und weniger um das Wohlergehen anderer Staaten sorgen würde. Trumps deeskalierende Äußerungen zu Russland und seine freundlichen Worte über dessen Präsidenten Wladimir Putin haben ihm jedoch bei vielen Russen hohes Ansehen eingebracht.
Laut der jüngsten Umfrage der WIN/Gallup International Association, die in 45 Ländern durchgeführt wurde und drei Viertel der Weltbevölkerung repräsentiert, ist Russland das einzige Land, in dem Donald Trump seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton mit einem deutlichen Vorsprung von 23 Prozentpunkten schlagen würde.
Donald Trump war vor dem Präsidentschaftswahlkampf kaum jemandem in Russland bekannt. Während der Präsidentschaft Michail Gorbatschows plante er zwar den Bau eines Trump-Hotels in Moskau, realisiert wurde diese Idee jedoch nie.
Einige Experten sind der Überzeugung, dass Trumps extravaganter Stil und seine Art, Probleme unverblümt anzusprechen, den Russen sehr gut gefällt. „Er ist eine nonkonformistische Person, und die Russen hassen das amerikanische Establishment“, erzählt Georgij Bojt, USA-Experte und Kolumnist bei Gazeta.ru und RBTH.Die Tatsache, dass das russische Staatsfernsehen Trump häufig in einem positiven Licht darstellt, während es Clinton verspottet, hat ebenso zu seiner Popularität in Russland beigetragen. Und auch in Russland gibt es einige Politiker, deren Beliebtheit auf der gleichen Strategie wie der Trumps basiert. Der russische Blogger Ilja Warlamow bezeichnet den amerikanischen Geschäftsmann als eine billige Kopie Wladimir Schirinowskis, des Parteichefs der russischen nationalistischen LDPR, der für seine provokanten Äußerungen bekannt ist. Schirinowski selbst bekennt, dass er Trumps Stil mag: „Er nimmt kein Blatt vor den Mund und reagiert prompt“, erklärte er Journalisten.
Russlands größter „Trump-Unterstützer“, Wladimir Putin, hat den Republikaner bislang jedoch noch nie getroffen. Als Trump 2013 Moskau besuchte, um seinen Schönheitswettbewerb „Miss Universe“ zu veranstalten, hatte Putin keine Zeit für ein Treffen. Dennoch sagt Leonid Dsunik, Veranstalter und Mitglied der Pro-Putin-Partei Einiges Russland, dass er Trump aus verschiedenen Gründen den Vorzug gebe: „Ich unterstütze Putin, aber meine Unterstützung für Trump hat nichts mit meiner Unterstützung für Putin zu tun. Ich mag ihn, weil er es geschafft hat, alles alleine zu erreichen und die anderen republikanischen Kandidaten zu bezwingen. Ich mag es, wenn ein Politiker nach vorne blickt. Was Clinton betrifft, so kann ich ihr Plastiklächeln einfach nicht mehr sehen“, erzählt er RBTH.
Viele Russen bevorzugen Trump, weil sie Hillary Clinton nicht mögen. Viele sehen in der ehemaligen Außenministerin eine spaltende Kraft: „Ich mag Personen nicht, die beabsichtigen, ein Land zu führen, das auf Kriege fokussiert ist“, sagt Natalia Karpowitsch, frühere Vizevorsitzende des Parlamentskomitees für Familie, Frauen und Kinder. „Ich will nicht, dass diese Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten wird, auch wenn ich gewöhnlich Frauen in Führungspositionen gutheiße und unterstütze.“Präsident Putin hat Hillary Clinton öffentlich für die Antiregierungsproteste 2011 in Moskau mitverantwortlich gemacht.
Der populäre Belletrist Edward Topol, Russe mit US-Staatsbürgerschaft, der bisher immer Republikanisch gewählt hat, sagt, dass es für die Herren Putin und Trump leicht sein würde, eine Beziehung aufzubauen: „Sie haben keine Vorgeschichte. Jeder von ihnen kann zurückstecken, ohne das Gesicht zu verlieren. Trump ist ein neuer Mann, aber Clintons zweiter Name lautet Obama.“
Da Trump in den Umfragen jedoch zurückliegt, wird Russland sich wohl mit Hillary Clinton als neuer US-Präsidentin abfinden müssen. Für beide Staatsführer wird dies eine Herausforderung werden. Es besteht allerdings die Chance, dass Bill Clinton, ihr Ehemann und ehemaliger Präsident, in der Lage sein könnte, das Verhältnis zwischen seiner Frau und Putin zu glätten – das russische Oberhaupt und Clinton kamen, wie es heißt, seinerzeit ganz gut miteinander aus.Im Zuge der aktuellen E-Mail-Affäre Clintons kam zudem ans Licht, dass Putin die Politikerin einst dazu einlud, mit ihm im Rahmen einer Arktis-Expedition Eisbären zu kennzeichnen. Clinton lehnte das Angebot ab, eine ihrer geleakten E-Mails belegt jedoch, dass sie durchaus etwas sieht, was sie mit Putin verbindet: „Wir beide engagieren uns für den Tierschutz, und ich weiß um Ihre Aktivitäten zum Schutz des Sibirischen Tigers“, heißt es dort.
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