Eine Fahrt mit der Transsib: Auf dem Weg durch Russland

Elena Kim
Die Transsibirische Eisenbahn ist im Guinness-Buch der Rekorde gleich mit drei Nominierungen in den folgenden Kategorien vertreten: Streckenlänge, Anzahl der Stationen und die Zeit, die benötigt wurde, um sie zu bauen.

/ Reuters/ Reuters

Die Transsibirische Eisenbahn wurde in mehreren Etappen erbaut und besteht aus insgesamt fünf Streckenabschnitten. Der erste Abschnitt ist die Ussurijsk-Eisenbahnstrecke, die von Wladiwostok nach Chabarowsk führt und etwa 769 Kilometer lang ist. Sie wurde sechs Jahre nach der Grundsteinlegung im Jahr 1891 in Wladiwostok in Betrieb genommen. Die Westsibirische Eisenbahn, die von Tscheljabinsk bis zum Fluss Ob reicht, bildet mit einer beeindruckenden Gesamtlänge von 1 417 Kilometern den zweiten Streckenabschnitt, der vier Jahre nach Fertigstellung in Betrieb genommen wurde. Der dritte Abschnitt, die Mittelsibirische Eisenbahn, die sich von der Ob bis Irkutsk erstreckt, ist gar 1 830 Kilometer lang und wurde nach sechs Jahren Bauzeit im Jahr 1899 fertiggestellt. Dieser Bauabschnitt stellte eine besondere Herausforderung für die Ingenieure dar, da die Landschaft der Region, durch die die Gleise verlaufen, ständig ihr Relief von eben zu hügelig verändert. Und es war gerade hier, dass die Erbauer der Eisenbahnstrecke zum ersten Mal mit dem damals wenig bekannten Naturphänomen Permafrost konfrontiert wurden.

\t9 288 Kilometer beträgt die Gesamtlänge der Bahnstrecke.\t1891 wurde der Baubeginn der Transsib proklamiert.\t8 Zeitzonen durchquert die Transsib.
Die Strecke der Baikalbahn mit einer Gesamtlänge von 260 Kilometern ist der vierte Abschnitt. Sie ist dafür bekannt, dass man ihren Bau verschieben musste, da die Bahningenieure zu dieser Zeit mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Weiters beeindruckend: Im Jahr 1900 wurde auf dem Baikalsee ein 73 Kilometer langer Fährweg eingerichtet, über den die Eisbrecher „Baikal“ und „Angara“, die aus Großbritannien stammten, die Bauteile der Eisenbahnstrecke fünf Jahre lang über den See beförderten. Im Winter 1903/04 wurden zudem direkt auf dem Eis Schienen verlegt – und das auf einer Länge von 45 Kilometern. Auf diesen Schienen wurden mithilfe von Pferden Waggons und Dampflokomotiven transportiert. Doch die Ineffizienz dieser Beförderungsart bekamen die Ingenieure infolge des aufkommenden Russisch-Japanischen Krieges zu spüren, sodass der Bau der Baikalbahn, der 1902 begann, eilig bis Herbst 1904 fertiggestellt wurde.

Die Trasse verläuft über eine Gesamtlänge von 81 Kilometern entlang an Felshängen in einer Höhe von 400 Metern über dem Seespiegel. Über eine Strecke von 14 Kilometern wurden zahlreiche Stützmauern, 445 Metallbrü- cken, sechs Viadukte, 47 Schutzgalerien und 39 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 7,3 Kilometern errichtet. Hinsichtlich der Kosten für die Baikalbahn, des Arbeitsumfangs sowie des Schwierigkeitsgrads ihres Baus war dieser Streckenabschnitt zu jener Zeit weltweit unübertroffen. Nichtsdestoweniger wurde sie in nur zwei Jahren erbaut und sogar ein Jahr früher als geplant in Betrieb genommen.

Im Mai des Jahres 1908 wurde schließlich der Bau des letzten Streckenabschnitts der Transsibirischen Eisenbahn, der Amur-Eisenbahn, beschlossen. Erstmals wurden ein stabileres Gleisbett mit Kiesdecke verlegt, ein Tunnel durch Permafrostgestein gebaut und dieser sogar mit einer thermoisolierenden Schicht zwischen dem Gestein und dem Tunnelmantel ausgestattet. Die Eröffnung des sage und schreibe 2 178 Kilometer langen Amur-Abschnitts erfolgte mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1916. Gleichzeitig waren damit die Bauarbeiten zur Transsibirischen Eisenbahn auf russischem Boden beendet.

Doch die Transsib war nicht bloß eine Verbindung zwischen Sibirien und dem Fernen Osten. Mit ihr entstanden auch zahlreiche neue Städte und Dörfer in den entlegensten Regionen des Landes. Und bald kamen die Touristen – gemeinsam mit dem Baikalsee, den „zwei“ Hauptstädten Moskau und Sankt Petersburg sowie dem Goldenen Ring gehört die Transsib heute zu den beliebtesten Attraktionen in Russland. 

Die größten Städte entlang der Transsibirischen Eisenbahn

JEKATERINBURG liegt am Fuße des Ural-Gebirges. Die Stadt vereint den Trubel Moskaus mit der vorrevolutionären Architektur Sankt Petersburgs. Zweigeschossige Gebäude und Hochhäuser stehen hier Seite an Seite mit Holzhäusern und verleihen der Stadt so ihr besonderes Flair.

NOWOSIBIRSK ist Hauptknotenpunkt der Transsib. Die Stadt wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts inmitten der Steppen Sibiriens errichtet und erlebte ihre Blüte zu Zeiten Stalins. Das Stadtzentrum ist eine Ansammlung von verschiedenen Gebäuden im typisch sowjetischen Baustil.

KRASNOJARSK ist ein Anziehungspunkt für Extremsportler. Die Perlen der sibirischen Stadt sind das Stolby-Naturschutzgebiet sowie das Skiresort Bobrovy Log. Die Berge laden zu einem Mittagessen auf ihren Gipfeln ein – bei prächtiger Aussicht über Tausende Kieferbäume.

IRKUTSK bildet den Ausgangspunkt für Erkundungstouren zum Baikalsee. Der größte Süßwassersee der Welt gehört zum Unesco-Weltnaturerbe und zu den sieben Wundern Russlands. Mit Bussen oder in Minivans kann man einen Ausflug zur Insel Olchon wagen, die am westlichen Ufer des Sees liegt.

WLADIWOSTOK bietet viele Möglichkeiten, die Region zu besichtigen. Plätze mit typisch sowjetischen Namen, wunderschöne Altbauten und futuristische Brücken prägen das vielseitige Gesicht der Stadt. Highlight sind auch die Fahrzeuge mit Rechtslenkung, die im städtischen Linksverkehr unterwegs sind.

 

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