Weitspringerin Darja Klischina.
EPA / Vostock-photoAm vergangenen Samstag lehnte der Leichtathletik-Weltverband IAAF die Anträge russischer Leichtathleten auf ein Sonderstartrecht bei den Olympischen Spielen in Rio und anderen internationalen Wettkämpfen ab. Nur die 25-jährige russische Weitspringerin Darja Klischina darf in Rio starten. Dem Verband zufolge ist sie die einzige der 136 russischen Athleten, die alle Kriterien der IAAF erfüllt: Ihr Lebensmittelpunkt befindet sich in den USA und sie untersteht laufend einem unabhängigen Kontrollsystem.
Der IAAF-Beschluss lässt den russischen Leichtathleten nur noch eine Option: vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas zu klagen. Eine Klage wurde bereits von Russlands Olympischem Komitee in Lausanne eingereicht. Die Entscheidung soll bis zum 21. Juli fallen.
Für das russische Olympische Komitee kommt die IAAF-Entscheidung nicht überraschend: „Keine Panik, wir warten auf die Gerichtsverhandlung und bereiten uns noch intensiver darauf vor“, beschwichtigte Aleksandra Brilliantowa, Leiterin der Rechtsabteilung des russischen Olympia-Komitees, der Nachrichtenagentur Tass zufolge. Emotionaler reagierte hingegen Russlands Sportminister Witali Mutko: Er forderte gar die Auflösung der IAAF, die „sich nicht mehr im Rechtsraum bewegt“.
Sergej Schubenkow, der amtierende Weltmeister im 110-Meter-Hürdenlauf, wirft der IAAF auf seiner Facebook-Seite doppelte Standards vor. Wie der Athlet schrieb, habe er seit August letzten Jahres zehn Urinproben ins Schweizer IAAF-Labor geschickt. Die Proben, die in Russland getestet wurden, gelten nicht als zuverlässig. „Ich habe nichts mit Rodschenkow, Stepanowa oder anderen Skandalen, Intrigen und Untersuchungen zu tun. Niemand gibt mir Schuld daran. Nur weil ich die russische Staatsbürgerschaft habe, muss ich jetzt beweisen, dass ich unschuldig bin“, klagt Schubenkow.Die zweifache Stabhochsprung-Weltmeisterin Jelena Issinbajewa ist ähnlicher Meinung: „Für sie (die IAAF) existiert der Grundsatz der Unschuldsvermutung nicht. Sie können nicht beweisen, wer in Russland sauber ist und wer nicht“, sagte die Athletin der Tass.
Weitspringerin Darja Klischina, die als Einzige in Brasilien an den Start gehen darf, wurde in den sozialen Netzwerken mit Verratsvorwürfen konfrontiert, als sie der IAAF für die positive Entscheidung auf Facebook dankte. Sie sei unpatriotisch und habe keine Solidarität mit ihren Teamkollegen, hieß es.
Klischina fühlte sich verpflichtet, sich zu den Attacken zu äußern: „Ich lebe schon seit drei Jahren in den USA und ich trainiere bei einem amerikanischen Trainer nicht erst seit der Eskalation der Lage vor einem Monat. Deswegen ist es nicht richtig, mich als Verräterin zu beschuldigen oder mir Betrug an meinem Vaterland vorzuwerfen (...). Ich hoffe aber und wünsche mir, dass ich nicht alleine nach Rio reisen muss. Wir möchten alle als Team dabei sein.“ Die Aussagen von Klischina wurden auf der Webseite des Russischen Leichtathletikverbands veröffentlicht.
Sergej Schubenkow unterstützt Klischina: „Lassen Sie Klischina in Ruhe. Wir geben unser Bestes, und nicht nur, um später ‚solidarisch‘ zu Hause zu bleiben“, twitterte der Sportler.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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