Tourismus: Trotz Sanktionen auf die Krim

Die Krim ist trotz Sanktionen ein beliebtes Urlaubsziel für Ausländer.//Auf dem Bild: Fluggäste machen Check-In im Moskauer Flughafen Wnukowo.

Die Krim ist trotz Sanktionen ein beliebtes Urlaubsziel für Ausländer.//Auf dem Bild: Fluggäste machen Check-In im Moskauer Flughafen Wnukowo.

TASS
Ungeachtet der verhängten Sanktionen ist die Krim für viele Touristen aus Europa, den USA und China weiterhin ein beliebtes Urlaubsziel. Örtliche Behörden sind zudem bereit, die Visabestimmungen für Einreisende zu lockern, um noch mehr ausländische Touristen zu locken.

Trotz bestehender Einreiseverbote und -warnungen, die für die Halbinsel Krim weltweit ausgesprochen worden sind, fahren immer noch Jachten aus dem westlichen Ausland in die Gewässer um die Krim ein. Laut einer Mitteilung der russischen Grenzbehörden sollen in den Häfen der Krim alleine im Juni und Juli 2015 über 30 ausländische Jachten, darunter elf aus den USA und sieben aus Großbritannien, geparkt haben.

Reisebüros auf der Krim erhalten immer wieder Anfragen von Reiseveranstaltern aus der Europäischen Union, konkret aus Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, und sogar den USA. Touristen aus diesen Ländern wollen nicht nur Urlaub am Meer machen, sondern auch Ausflüge in Paläste, Museen sowie zu Naturschutzgebieten auf der Halbinsel unternehmen. Aus diesem Grund sind vor allem Exkursionspakete unter ausländischen Touristen sehr beliebt.

Wer traut sich?

Derzeit seien Touristen aus der Europäischen Union und den USA, die über Reiseveranstalter auf die Krim reisen, zwar nicht zu verzeichnen, sagt Ljudmila Babij vom Reisebüro Juschnij tur (zu Deutsch: „Südtour“). Grund dafür sind die Sanktionen, unter die auch Firmen, die Touren und Pauschalreisen auf die Halbinsel anbieten, fallen. „Aber es ist nicht verboten, privat auf die Krim zu fahren“, betont Babij. „In jüngster Zeit verbrachten bei uns Touristen aus Litauen, Lettland, Estland, den USA und Frankreich ihren Urlaub. Sie alle sind als Privatpersonen auf die Krim gereist.“

Es gebe derzeit keinen organisierten Gruppentourismus aus dem Ausland, da sich die Europäer strikt an Gesetze hielten und nicht gegen die Vorgaben der EU hinsichtlich der Krim handeln wollten, sagt Babij. Doch „die ausländischen Reisebüros befassen sich derzeit intensiv mit unseren Angeboten und sind – sobald die Sanktionen hinsichtlich Tourismus-Dienstleistungen wie etwa Kreuzschifffahrten fallen – bereit, ihren Kunden Reisen auf die Krim anzubieten“, sagt die Reisefachfrau und fügt hinzu: „Die Hoffnung besteht sogar, dass dies bereits im Januar nächsten Jahres der Fall sein wird.“

„Wir haben schon jetzt Anfragen von Tourismusdienstleistern aus Westeuropa für 2016 erhalten“, bestätigt Kollegin Larisa Kasatschenko, die das Reisebüro leitet. „Gruppen zu 25 bis 30 Personen aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien wollen hierher kommen, denn sie interessieren sich vor allem für die militärhistorische Geschichte der Halbinsel und das Exkursionsangebot.“ Pauschalangebote dieser Art würde Juschnij tur schon jetzt anbieten: „Für gewöhnlich kommen Touristen auf die Krim, nachdem sie ein paar Tage in Moskau oder Sankt Petersburg waren, und genießen dann hier einen längeren Aufenthalt“, erklärt Kasatschenko.

Auf der Krim verbringen auch viele Touristen aus China ihren Urlaub – sie hat es früher auf der Halbinsel kaum gegeben. Hotels berichten, sie hätten schon viele Hunderte Touristen aus China empfangen. „Chinesische Gäste suchen vor allem Erholung und Wellness in unseren Kurorten“, erklärt Ljudmila Babij. „Im Zeitraum September bis Oktober dieses Jahres ist zudem geplant, dass eine große Gruppe chinesischer Schüler im internationalen Kinderzentrum ‚Artek’ zu Gast sein wird. Im Großen und Ganzen erwarten wir diesen Herbst und Winter sowie im Frühling nächsten Jahres einen Anstieg der Zahl an Übernachtungen von chinesischen Touristen“, sagt Babij.

Einreisen mittels einfachen Visums

Um mehr Touristen anzulocken, sind nun auch Behörden auf der Krim bereit, die Visabestimmungen zu vereinfachen. Umso mehr, da es dazu seit Kurzem auch ein vom russischen Parlament erlassenes Gesetz gibt, das eine freie Wirtschaftszone auf der Krimhalbinsel regelt. Dieses Gesetz sieht vor, dass am Grenzpunkt bei der Einreise in die Krim ein einfaches Visum für den Zeitraum von bis zu 30 Tagen ausgestellt werden kann. Örtliche Behörden auf der Krim arbeiten derzeit an einer Vorgehensweise zur Ausstellung eines einfachen Visums. Die fertigen Richtlinien sollen anschließend zur Begutachtung der russischen Regierung vorgelegt werden.

Doch damit eine derart vereinfachte Einreiseregelung erlassen werden kann, bedarf es an internationalen Flugrouten zur Krim. Bis dato gibt es solche Flugverbindungen nicht, weswegen alle ausländischen Touristen über Moskau oder andere russische Städte die Halbinsel anfliegen. Charterflüge zur Krim sind aber bereits im Gespräch. Reiseveranstalter sind sicher, dass sich Einreiselockerungen sehr schnell positiv auf die Zahl ausländischer Touristen auf der Halbinsel auswirken würden.

Solange dieses Anliegen noch besprochen wird, fordern Reiseveranstalter, dass Krim-Reisenden ihr Visum gratis ausgestellt wird. Eine solche Vorgehensweise gab es in Russland schon zur Winterolympiade 2014 in Sotschi, und auch für die Fußballweltmeisterschaft 2018 ist ein ähnliches Prozedere vorgesehen. Gerüchte, es sei für ausländische Touristen schwierig, eine für das Visum nötige Versicherung abzuschließen, werden von örtlichen Reiseveranstaltern bestritten. „Damit Bürger aus dem Ausland ein russisches Einreisevisum erhalten, müssen sie eine Versicherung abschließen, die in ganz Russland gültig ist – und das schließt die Krimhalbinsel ein“, erklärt Ljudmila Babij. Glück hat, wer aus China kommt: Zwischen Russland und China besteht für Gruppenreisen ein visafreies Abkommen.

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