Ohne Geld kein Gas: Droht der Ukraine eine Eiszeit?

Reichen die ukrainischen Reserven für den Winter?

Reichen die ukrainischen Reserven für den Winter?

Reuters
Das russische Energieunternehmen Gazprom hat Gaslieferungen in die Ukraine eingestellt. Die Ukraine muss nun zunächst eine neue Vorauszahlung leisten. Auch die Belieferung mit russischer Kohle ist in Gefahr. Droht den Ukrainern ein kalter Winter?

Der russische Erdgas-Monopolist Gazprom wird kein Gas mehr in die Ukraine liefern. Die von der Ukraine bezahlte Liefermenge sei erreicht, erklärte Unternehmenschef Alexej Miller laut der Nachrichtenagentur Interfax. Die Ukraine müsse vor einer Wiederaufnahme der Lieferungen zunächst erneut eine Vorauszahlung leisten. Der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk kündigte jedoch an, kein russisches Gas mehr kaufen zu wollen. Die Ukraine musste bereits auf Reserven zurückgreifen, die in unterirdischen Erdgasspeichern lagern.

Die Vorräte sollen die Gasversorgung der ukrainischen Bevölkerung sicherstellen. Die unterirdischen Speicher seien mit rund 16 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefüllt. Eine Menge, die ausreiche, um den Winter zu überstehen, versicherte der ukrainische Minister für Energie- und Kohleindustrie Wladimir Demtschischin den Medien seines Landes. Nach Angaben des Verbands europäischer Erdgasspeicherbetreiber sind die ukrainischen Speicher zu 52,6 Prozent gefüllt. Andrej Koboljew, Chef des ukrainischen Gasversorgers Naftogas sagte, die Ukraine könne auf russisches Erdgas verzichten und den Bedarf in diesem und nächsten Winter durch Lieferungen aus anderen Ländern decken. Eine Entnahme von für Europa bestimmtem Erdgas aus der Transitpipeline sei nicht erforderlich.

Alexej Miller hingegen warf der Ukraine vor, sich bei der Menge des benötigten Erdgases verkalkuliert zu haben und nun nicht ausreichend auf den bevorstehenden Winter vorbereitet zu sein. Vor diesem Hintergrund warnte er vor einem Verzicht auf russisches Gas. Das berge erhebliche Risiken für die Verbraucher, sagte er Interfax zufolge. „Die von der Ukraine erworbene Menge an Erdgas wird nur bei einem sehr warmen Winter ausreichen“, glaubt auch Iwan Kapitanow von der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentlichen Dienst. Er rechnet damit, dass die Ukraine in der kommenden Kälteperiode mehr Erdgas benötigen wird, das ihr aber niemand zum Selbstkostenpreis verkaufen werde.

Die Versorgung der europäischen Verbraucher mit russischem Gas gilt indes als gesichert. Alexej Portanskij von der Fakultät für Weltwirtschaft und -politik an der Moskauer Higher School of Economics sieht „ungeachtet der aktuellen Wirtschaftsprobleme“ bei der Belieferung Europas mit Erdgas „keine Ausfälle“.

Gibt es bald auch keine russische Kohle mehr?

Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine schwelt seit Langem. Er nahm seinen Anfang unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für russische Gaslieferungen nach Europa. In der Vergangenheit habe die Ukraine die Pipeline zur Deckung des Eigenbedarfs angezapft, wenn es zu Engpässen aufgrund ausstehender Zahlungen an Gazprom gekommen sei, erinnert der Wirtschaftsexperte Dmitrij Baranow von Finam Management. Die Ukraine hatte hohe Schulden beim russischen Gasmonopolisten. Schließlich einigte man sich darauf, neue Lieferungen nur noch gegen Vorauskasse zu leisten.

Um den Winter ohne Probleme überstehen zu können, benötigt die Ukraine nicht nur Erdgas, sondern auch Kohle, mit der ein Teil der Kraftwerke des Landes betrieben wird. Diese komme aber künftig nicht mehr aus Russland, wie der russische Energieminister Alexander Nowak  im Radiosender Westi FM ankündigte. Russland werde die Lieferungen als Reaktion auf die unterbrochene Energieversorgung der Halbinsel Krim durch die Ukraine einstellen, begründete er. 

Mitarbeiter des ukrainischen Energieunternehmens Ukrenergo sehen in diesem Fall Probleme auf das Land zukommen. Der Nachrichtenagentur Tass sagten sie, dass sieben von 14 Kraftwerken mit Kohle betrieben werden. Deren ordnungsgemäßer Betrieb und damit eine gesicherte Versorgung mit Wärme wären bei einem Kohlelieferstopp in Gefahr. 

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