SPIEF ´16 bringt Russland und Deutschland wieder näher

Artjom Karatajew/Pressebild
Deutschland und Russland bleiben füreinander wichtig. Industrie 4.0 ist dabei ein großes Thema. Die Unternehmen Claas und SAP nehmen eine Vorreiterrolle ein und verkündeten auf dem Sankt Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF) konkrete Vereinbarungen.

Für die russische Führung bleibt Deutschland, trotz Sanktionen, der Schlüsselpartner Nummer eins in der technologischen Zusammenarbeit. Das erklärte am Freitag auf dem Sankt Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum Alexander Morosow, stellvertretender Industrie- und Handelsminister der Russischen Föderation. „Deutschland ist für uns nicht nur der wichtigste Wirtschafts- und Industriepartner. Wir haben es zum großen Teil Deutschland zu verdanken, unsere Industrie tiefgreifend modernisiert zu haben“, erklärte Morosow. Es sei kein Zufall, so betonte er, dass Ausrüstung und Zulieferteile über die Hälfte aller Wareneinfuhren aus Deutschland ausmachten.

Deutsche Unternehmen bildeten die größte internationale Geschäftsgruppe in Russland. Das Interesse am russischen Markt sei trotz aller Einschränkungen infolge der Sanktionen und Handelsrückgänge ungebrochen, schätzte Morosow ein. Als Beispiel führte der stellvertretende Minister die im Rahmen des Petersburger Wirtschaftsforums unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem russischen Industrie- und Handelsministerium und dem deutschen Landmaschinenhersteller Claas ins Feld. Laut dieser wird das deutsche Unternehmen seine Produktion im südrussischen Krasnodar ausweiten und verstärkt lokalisieren. Ähnliche Übereinkünfte mit anderen deutschen Firmen seien in Vorbereitung.

„Die Vereinbarung mit Claas geht für alle Unternehmen die bislang eine abwartende Haltung eingenommen haben mit gutem Beispiel voran“, urteilte Morosow. Seiner Meinung nach wird Russlands Wirtschaftswachstum zukünftig die größten Impulse aus solchen hochtechnologischen Produktionen ziehen. Die digitale Revolution sei nicht mehr aufzuhalten.

Der deutsche EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther Oettinger entgegnete, dass die Welt an der Schwelle zu ähnlichen Veränderungen stehe wie einst der Buchdruck oder die Erfindung von Elektrizität und Automatisierung. Bislang habe die digitale Revolution im IT- und Telekommunikationsbereich stattgefunden. Nun jedoch weite sie sich auf alle Branchen aus. In der Industrie würden neue Technologien helfen, die Produktivität zu steigern.

Bislang führten vor allem US-amerikanische Firmen den technologischen Fortschritt an. „Google bietet uns viele Dienste, doch wir sind von dem Konzern abhängig“, reklamierte er. Die Kooperation russischer und deutscher Unternehmen könne helfen, dieses Problem zu lösen.

Technologie verbindet

Anwendungsbeispiele modernster Technologien in der Produktion gibt es in Russland bereits. Bei Severstal, einem der größten russischen Stahlproduzenten, helfen diese, Ressourcen zu schonen, wie der  Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Alexei Mordaschow, erklärte. „Technologien verändern die Welt um uns herum fundamental. Wer das zu nutzen weiß, wird in diesem Wettbewerb bestehen, wer nicht, verliert“, rief er aus.

Die Informationstechnologien hätten an Russlands Wirtschaftsleistung einen Anteil von zweieinhalb Prozent – bei fünf Prozent in der Europäischen Union und sechs Prozent in den USA. „Der technologische Nachholbedarf Russlands gegenüber Europa von fünf bis sechs Jahren droht zu einem Rückstand von 15 bis 20 Jahren anzuwachsen“, befürchtete Mordaschow.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey können mit modernen Technologien in der Stahlerzeugung jährlich rund 105 Milliarden Euro eingespart werden. Davon entfielen etwa 18 bis 36 Milliarden auf Produktivitätssteigerungen und  rund 14 Milliarden auf optimierten Ressourceneinsatz.

Laut Mordaschow haben Russland und Deutschland ein enormes Kooperationspotenzial in dieser Hinsicht. Deutschland sei bei Industrieausrüstungen nach wie vor stark und bleibe auch bei Hochtechnologien Weltmarktführer, unter anderem in der Herstellung von Halbleitern. Unter diesem Blickwinkel werde die funktionelle Ergänzung der russischen und deutschen Wirtschaft deutlich“, betonte der Severstal-Manager.

Indes liefern deutsche Firmen bereits Technologien und Ausrüstungen an russische Unternehmen. So kooperiere SAP schon mit Gazprom und sei zur Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren bereit, erklärte Stefan Hofbauer, Konzernbereichsleiter für Mittel- und Osteuropa. „Mir gefällt die Idee von Technologien als Brücke zwischen unseren Ländern“, erklärte er. Weiteres Potenzial sehe SAP in der Zusammenarbeit mit kleineren Unternehmen, wie den russischen Startups.

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