Sberbank und chinesische Alibaba Group wollen zusammenarbeiten

Reuters
Russische Medien berichteten über ein mögliches Joint Venture der Sberbank mit dem chinesischen Großkonzern Alibaba Group. An dem Geschäft könnten sich neben der russischen Bank Firmen der chinesischen Handelsplattform in Russland, der GUS, der Türkei und Osteuropa beteiligen. RBTH erklärt, warum eine Partnerschaft sowohl für den chinesischen als auch den russischen Konzern attraktiv ist.

Die chinesische Alibaba Group und die russische Sberbank führen Verhandlungen über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für den Internethandel. Dies berichtete die Zeitung „Kommersant“ mit Verweis auf eine Quelle in der russischen Regierung.

Große Pläne

Die Abstimmung der Grundvoraussetzungen für das Joint Venture hätten Vertreter der Regierung, die Präsidialverwaltung und die Zentralbank des Landes so gut wie abgeschlossen, schreibt die „Kommersant“. Die russische Großbank solle einen Anteil von mindesten 50 Prozent halten.

Die Alibaba Group könne ihre reichhaltige Erfahrung mit dem grenzüberschreitenden Handel in Russland und der GUS, sowie möglicherweise in der Türkei und einigen osteuropäischen Ländern in das Gemeinschaftsunternehmen einbringen, heißt es in dem Zeitungsartikel. Die Sberbank übernehme dafür einen Großteil der Finanzierung des Joint Ventures sowie das Marketing und die Logistik. Es würde sich also um die Gründung eines Unternehmens mit einem internationalen Netzwerk und einem Wert von mehreren Milliarden US-Dollar handeln. Finanzdienstleistungen solle das Joint Venture aber nicht anbieten, da dies das Kerngeschäft der Sberbank ist.

Bereits im November 2016 äußerte die Bank ihr Interesse, im Onlinehandel ein „nationales Ökosystem“ nach Vorbild großer US-amerikanischer und chinesischer Konzerne wie Google, Amazon, Facebook, Tencent und Alibaba aufzubauen. Bis zum Jahr 2025 könne der Umsatz eines solchen „Ökosystems“ 65 Billionen Rubel, umgerechnet etwa 950 Milliarden Euro, erreichen, berechnete die Bank.

Wie kann die Sberbank profitieren?

Die Sberbank ist neben einer aussichtsreichen Investition in einen Wachstumsmarkt zweifellos auch am Erwerb von Know-how der Alibaba Group in den Bereichen der Informationstechnologien und elektronischer Zahlungssysteme interessiert. „Die russische Seite interessiert sich für den Online-Einzelhandel, der weltweit einen Wachstumsmarkt darstellt, aber bei uns noch unzureichend entwickelt ist“, sagt Irina Bolotowa, Beraterin für Fragen des Einzelhandels beim Consultingunternehmen JosdeVries.

„Es ist kein Geheimnis, dass sich die Sberbank als innovativste Bank positioniert, und der Zugriff auf neue Finanz- und Banktechnologien der Alibaba Group gestattet es, diesen Status zu untermauern“, glaubt auch Oleg Remyga, Verantwortlicher für China bei der Moskauer Verwaltungsschule Skolkowo.

„Wenn man die jahrelange Erfahrung des Sberbank-Vizedirektors Lew Chasis im Einzelhandel berücksichtigt, kann man davon ausgehen, dass die russische Seite weiß, was sie tut“, fügt Bolotowa hinzu. Chasis führte von 2006 bis 2011 die X5 Group, das damals größte Einzelhandelsunternehmen Russlands.

Warum ist das Projekt für die Alibaba Group interessant?

Während die Vorteile für die Sberbank auf der Hand liegen, sind die Absichten des chinesischen Konzerns nicht ganz so offensichtlich. Das Joint Venture könnte aber für einen leichteren Zugang zur Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), die Überwindung bürokratischer Hürden in Russland und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den internationalen Konkurrenten in diesen Märkten sorgen.

Alibaba wolle das Joint Venture, um ein großes Staatsunternehmen, dessen Chef über einen „direkten Draht zu Putin“ verfüge, als Partner zu haben, glaubt Alexander Gabujew, Leiter des Programms „Russland in der asiatisch-pazifischen Region“ des Moskauer Carnegiezentrums. „Das ist der beste Schutz vor einheimischen Konkurrenten und jenen, die die Kreise der Alibaba Group stören“, fügt er hinzu.

„Die Gründung eines Joint Ventures auf dem Gebiet Russlands ermöglicht einen relativ leichten Zugang zum Markt der EAWU“, glaubt auch Remyga. Die Mitgliedsländer der Wirtschaftsunion seien der Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung der chinesischen Initiative. Der direkte Zugang zu diesen Märkten über Russland mache es für die Alibaba Group so wichtig, am Aufbau dieses Logistik- und Innovationskorridors mitzuwirken, erklärt Remyga.

Zudem benötige die chinesische Seite einen starken russischen Partner, der sich um Gesetzes- und Steuerfragen kümmere. „Es ist kein Geheimnis, dass die Tochterunternehmen der Alibaba Group immer wieder Probleme mit den bürokratischen Anforderungen der russischen Verwaltung haben. So kommt es unter anderem zu Verzögerungen bei der Entzollung und Problemen bei der Zusammenarbeit mit der Post Russlands“, erklärt Remyga. Die Gründung eines Joint Ventures mit der größten staatlichen Bank Russlands gestattet es zweifellos, den Spielraum des Unternehmens bei der Lösung solcher Probleme zu vergrößern.

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