Sie treibt Schúry-múry mit ihm – das bedeutet, dass es eine Liebesbeziehung zwischen ihnen gibt. Dieser Ausdruck stammt aus dem 19. Jahrhundert, als Französisch die Sprache der Liebe war. Selbst Dandys nicht adliger Herkunft, die kein Französisch konnten, versuchten, ein paar schöne Redewendungen zu lernen, um ihre Herzensdamen zu beeindrucken.
Schúry-múry ist eine Verballhornung des französischen cher amour (dt.: Liebster oder Liebste). Diese Worte konnten in der Konversation von Liebenden, die keine anderen Synonyme kannten, viele Male wiederholt werden. Aber der Ausdruck wurde von dem türkischen Wort surmur (dt.: Verwirrung) beeinflusst. Deshalb wird man eine ernsthafte Beziehung niemals als Schúry-múry bezeichnen.
Bauern der Moskauer Region, eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert
Fjodor SolnzewWassja ist die Verkleinerungsform des Namens Wassilij. Wenn man also über zwei Personen sagt Sie sind wassj-wassj miteinander, bedeutet das, dass die beiden sich mit Kosenamen anreden und die Beziehung zwischen ihnen sehr eng ist.
Dieser Ausdruck bedeutet Finte oder auch Kniff, und zwar mit der Absicht, jemanden zu täuschen. Im Russischen tauchte er im 18. Jahrhundert auf und stammt von dem polnischen Wort figiel – Trick, Streich, Schabernack. Von demselben Wort stammt das russische figlar – Narr, Schelm. Wie Linguisten erklären, wurde mígli zu fígli durch eine abweichende lexikalische Reduplikation hinzugefügt, bei der der Konsonantenlaut in der zweiten Komponente des Ausdrucks verändert wird.
Das bedeutet eine sinnlose Unterhaltungen führen, aber der Ursprung ist bis heute unklar. Sprachwissenschaftler nehmen an, dass ljásy von baljásiny (dt.: Geländerpfosten) stammt, die nicht schwer zu schleifen sind, der Bearbeitungsprozess jedoch sehr lang dauert – aber diese Version ist umstritten. Vielleicht leitet sich ljásy hier von dem Laut-Subjektiv lja-lja-lja-lja ab, das im Russischen müßiges Geschwätz bedeutet.
Osterprozession im Dorf
Wassili PerowDieses Wort stammt vom griechischen Κύριε ἐλέησον (Kirie eleison, dt.: Herr, erbarme dich). Diese Phrase wird in den griechischen Texten eines jeden orthodoxen Gottesdienstes viele Male wiederholt und vom Popen ausgesprochen.
In den alten russischen Kirchen wurden die Gottesdienste oft auf Griechisch abgehalten, das der Klerus möglicherweise nicht oder nur schlecht beherrschte – so wiederholten viele einfach die auswendig gelernten Gottesdiensttexte nach Gehör. Durch die fließende, häufige Wiederholung wurde aus Kirie eleison ein kurolesje. Dieses Phänomen taucht in einem alten russischen Rätsel auf: Sie gehen durch den Wald, singen kurolesje und tragen einen hölzernen Kuchen mit Fleisch (Auflösung: Beerdigung).
Daher entstand daraus im Russischen die Bedeutung etwas Unordentliches, Schlampiges, Aufsehen erregendes tun; Unfug machen.
Der Gaukler
Hieronymus BoschDieser Ausdruck steht ebenfalls im Zusammenhang mit einem Gottesdienst, allerdings im katholischen Ritus, und kam aus dem Deutschen ins Russische. Die katholische Liturgie wird in Latein abgehalten. Während der Konsekration von Brot und Wein, die das Fleisch und Blut Christi symbolisieren, spricht der Priester beim letzten Abendmahl die Worte Christi aus: Hoc est enim corpus meum (dt.: Das ist mein Leib). So wurde hoc est corpus vom einfachen Volk als die Worte verstanden, nach denen die Transsubstantiation (Wesensverwandlung), d.h. etwas Wunderbares, stattfindet.
Da die meisten Deutschen jedoch kein Latein kannten, bedienten sie sich der Lautimitation, und so wurde aus hoc est corpus schließlich Hokuspokus. Straßengaukler und Zauberkünstler verwendeten diesen Ausdruck, wenn sie zum Beispiel ein Kaninchen aus einem Hut zogen oder einen Stock in eine Schlange verwandelten.
1635 wurde ein Handbuch über Zaubertricks, das Hocus Pocus Junior: The Anatomie of Legerdemain, in englischer Sprache veröffentlicht. Das französische Wort legerdemain (dt.: Taschenspielertrick) wurde damals als die Kunst der Magier, d.h. der Manipulatoren, bezeichnet. Und Hocus Pocus Junior, so vermuten Forscher, ist der Künstlername des Straßenmagiers, des Autors des Buches. Auf jeden Fall wurde das Wort Hokuspokus danach im 17. Jahrhundert in Europa zum Synonym für Theatermagie und kam zusammen mit Deutschen und Engländern nach Russland. Auch europäische Magier kamen hierher, um mit ihren Auftritten Geld zu verdienen. Wie Sie schon erraten haben, wurden sie als... Fókusniki (dt.: Zauberkünstler) bekannt!
Aty-baty, da gingen die Soldaten, aty-baty, auf den Markt. Was haben Sie gekauft? Aty-baty, einen Samowar. Dieser alte russische Abzählreim hilft, sich leicht den Ursprung von aty-baty zu merken. Wie Sprachwissenschaftler erklären, bedeutet batyr in der türkischen Sprache Krieger. Im Türkischen stammt diese Wurzel aus dem Sanskrit – dort bedeutet bata so viel wie Diener, Söldner, Junge, jemand, der im Rang niedriger ist. Atam bedeutet auf Sanskrit passieren.
Daraus folgt, dass aty-bata schlicht und einfach gegangene Soldaten bedeutet. Einige Forscher vermuten, dass es sich um einen Rhythmus handeln könnte, in dem die mongolisch-tatarische Armee marschierte, aber für diese Hypothese gibt es keine konkrete Bestätigung.
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