Vor kurzem kritisierte Präsidentensprecher Dmitrij Peskow Beamte dafür, dass sie in der für die Bevölkerung unverständlichen „Vogelsprache“ sprechen. Und er forderte sie auf, sich auf eine verständlichere Weise auszudrücken. Wir haben beschlossen, uns daran zu erinnern, was „Vogelsprache“ bedeutet.
Ganz einfach – es ist eine Sprache, in der die wahre Bedeutung des Gesagten vor dem Adressaten verborgen bleiben muss. Eine solche Sprache verwendet keine Allegorien (wie die Äsopische Sprache), sondern absichtliche Anhäufungen von Fachwörtern und Behördenbegriffen. Sie erweckt den Eindruck, dass die Beamten etwas sehr Schlaues sagen. Aber was? Das ist völlig unverständlich. Solche Sätze würden im Literaturunterricht als Beispiel für einen schlechten Stil angeführt worden.
„in Anbetracht der Arbeiten zur Optimierung der Prozesse, die auf die Ausgestaltung der in den Rechtsakten vorgeschriebenen...“. Es lohnt sich nicht einmal, weiterzulesen, oder?
Im 19. Jahrhundert begann Professor Dmitrij Perewoschtschikow von der Moskauer Universität, solche unverständlichen und verschnörkelten Aussagen „Vogelsprache“ zu nennen. Alexander Herzen zitiert in seinem Buch Býloje i dúmy (dt.: Erlebtes und Gedachtes, Titel der deutschen Ausgabe: Mein Leben), wie der Wissenschaftler die Jugend der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Sprache kritisiert, in der sie über philosophische Forschung schreibt. „Ich habe Ihre Artikel gelesen: Es ist unmöglich, sie zu verstehen – es ist eine Vogelsprache.“
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