Juri Dolgoruki – der legendäre Gründer
Die Gründung Moskaus wird traditionell mit dem Prinzen Juri Dolgoruki (deutsch: der Langhändige) in Verbindung gebracht. Im Jahre 1147 nach Christus berichteten russische Chroniken erstmals von der Stadt als Ort eines Treffens zwischen Prinz Juri und dem Herrscher eines damals verfeindeten russischen Fürstentums. Das Land, auf dem sich heute die Stadt Moskau befindet, gehörte nicht Prinz Juri selbst, sondern dem Adligen Kutschka. Entsprechend wurde es auch Kutschkowo genannt. Eines Tages verlor Kutschka die Gnade des Prinzen, der ihn zu Tode verurteilen ließ und außerdem den gesamten Landbesitz Kutschkas an sich riss.
Laut Vasili Tatischtschew, einem bekannten russischen Historiker aus dem 18. Jahrhundert, kam dieser Konflikt durch eine Liebesgeschichte zustande: Kutschkas Frau liebte Dolgoruki. Als der Prinz in eine Schlacht auszog, ließ Kutschka seine eigene Frau einsperren. Er selbst wollte zu Dolgorukis Feinden in Kiew entkommen. Irgendwie erfuhr der Prinz jedoch vom Schicksal seiner Geliebten. Voller Wut kam er zurück und brachte den Adligen um. Kutschkas Kinder wurden an den Hof von Dolgorukis Sohn und Nachfolger Andreij (ebenfalls ein bekannter Staatsmann im damaligen Rus) gebracht. Man glaubt, dass sie das Schicksal ihres Vaters nie vergaßen und sich verschworen, Andreij zu töten.
Der Name Kutschka blieb auf jeden Fall lange mit der Stadt verbunden. Bis ins 15. Jahrhundert existierte im Stadtzentrum ein Bezirk namens Kutschkowo Pole (Kutschkas Feld)
Eine kleine Burg
Vor all diesen Ereignissen, noch unter der Herrschaft von Prinz Juri, wurde an der Stelle, an der sich heute der Kreml befindet, eine kleine hölzerne Burg gebaut. Mit einem Umfang von etwa einem halben Kilometer war die Burg zwar nicht groß, konnte das Fürstentum Suzdal aber trotzdem vor Attacken der westlichen Nachbarfürstentümer beschützen.
Um dieses Fort herum entstand eine Stadt, die durch ihre strategisch günstige Lage an zahlreichen wichtigen Handelswegen ihrer Zeit schnell an Größe und Bedeutung gewinnen konnte.
Der Name Moskau
Besiedelt wurde die Moskauer Region allerdings schon um 1000 vor Christus. Laut Archäologen gehörten die ersten Siedler zu den finnougrischen Völkern. Erst im neunten Jahrhundert nach Christus wurden sie durch Slawen ersetzt.
Die Besiedlung durch finnougrische Völker könnte auch den Namen der Stadt erklären. Dass der Name der Stadt selber vom Fluss Moskwa kommt ist zwar allgemein bekannt, die Herkunft des Namens des Flusses ist jedoch weniger gesichert.
Laut dem Historiker Stefan Kusnetsow kommt es von den beiden finnougrischen Wörtern Maksa (Bär) und Ava (Damm). Für diese Hypothese spricht auch, dass es Hinweise gibt, dass die Siedler weibliche Bären als heiliges Tier verehrten.
Andere Historiker glauben an einen slawisch-baltischen Ursprung des Namens und verbinden ihn mit alten Wörtern für „nass“ und „sumpfig“. Im mittelalterlichen Russland wiederum verband man den Namen Moskau mit Meschech/Mosoch, einem der biblischen Söhne Noahs, womit man die russische Geschichte in einen weiteren religiös-globalen Kontext setzte.
Moskaus Aufstieg
Nach seiner Gründung stieg Moskau trotz der mongolischen Besatzung innerhalb von zwei Jahrhunderten zur unbestrittenen Führungsmacht unter den seinerzeit zahlreichen russischen Fürstentümern auf. Bis heute sind die Gründe für diesen Aufstieg Gegenstand der historischen Forschung. Der Hauptfaktor ist aber die Lage genau im Zentrum des russischen Territoriums. Dadurch war die Stadt vor äußeren Feinden gut geschützt und lag zudem am Kreuzungspunkt zahlreicher bedeutsamer Handelswege.
Es gibt jedoch auch einen zweiten Grund: Am Anfang war Moskau klein und provinziell. Als die Stadtherrscher dies bemerkten, wollten sie diesen Zustand ändern. Sie verstanden, dass sie sich nur auf Eigeninitiative verlassen konnten und entwickelten Leidenschaft, zeitgemäße Ideen und Unternehmergeist. Dies wurde später zum Antrieb für den bemerkenswerten Aufstieg Moskaus vom Spielball zweier liebestoller Herrscher zur Weltstadt.