Der Kampf gegen Mamai (1374 – 1380)
Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts waren sämtliche russischen Fürstentümer ökonomisch von der Goldenen Horde, dem bis dahin regierenden mongolischen Feudalstaat, unabhängig. Im späten 14. Jahrhundert versuchte das Fürstentum Moskau dann endgültig die mongolische Herrschaft abzuwerfen.
Nach der Ermordung des mongolischen Anführers Khan Berdi Beg im Jahr 1359 brach die Goldene Horde aufgrund innerer Machtkämpfe auseinander. Die russischen Fürstentümer wurden dabei dazu gezwungen, sich mit dem mongolischen Befehlshaber Mamai auseinanderzusetzen. Mamai hatte, da er kein direkter Nachkomme Dschingis Khans war, offiziell kein Recht, die Goldene Horde anzuführen, und griff bei der Machtergreifung daher zu einer List: Er ließ Khan Bulak als Marionettenherrscher den Thron besteigen.
1374 weigerte sich der Prinz von Moskau Dmitrij Donskoj den Mongolen seinen Tribut zu zollen, was eine Reihe von Kämpfen nach sich zog. Nach einer anfänglichen Niederlage in der Schlacht am Pjanafluss 1377 errangen die russischen Truppen im darauffolgenden Jahr bei der Schlacht am Woschafluss ihren ersten bedeutenden Sieg gegen die Mongolen.
Die Schlacht auf dem Kulikowo Pole 1380 wurde schließlich zum Höhepunkt dieses Krieges. Mamais Truppen erlitten eine unfassbare Niederlage, so dass Mamai seine Position innerhalb der Goldenen Horde nicht mehr aufrechterhalten konnte. Er verlor sie an Dschingis Khans Nachfahren Tochtamysch, der damit der neue Anführer des mongolischen Staates wurde.
Die Schlacht auf dem Kulikowo Pole zog jedoch nicht die erwünschte Befreiung von der mongolischen Herrschaft für die russischen Fürstentümer nach sich; Tochtamysch konnte die mongolische Vorherrschaft 1382 wiederherstellen, indem er Moskau niederbrennen ließ. Die Befreiung folgte erst 100 Jahre später durch das „Stehen an der Ugra“ im Jahr 1480.
Dennoch spielte die Schlacht auf dem Kulikowo Pole beim Gesamtsieg über die Mongolen eine bedeutende Rolle, da sie ihrer Autorität und ihrem militärischen Prestige einen nachhaltigen und irreparablen Schaden zufügte.
>>>Die Schlacht bei Kulikowo: Die Russische Nation wird geboren
Der Große Nordische Krieg (1700 – 1720)
Jahrelang hatte sich Russland darum bemüht, Litauen und Lettland zu erobern, um sich so den Zugang zur Ostsee zu sichern. Der letzte Versuch durch Iwan den Vierten endete im Desaster, als das russische Zarenreich gegen Schweden und das polnisch-litauische Bündnis eine Niederlage erlitt.
Angesichts dieser bitteren Erfahrung formte Peter der Große zwischen Russland, dem polnisch-litauischen Bündnis, Dänemark und Sachsen eine Allianz, die der Hegemonialherrschaft des Schwedischen Königreichs in Ost- und Nordeuropa ein Ende bereiten sollte.
Nach dem Sieg des schwedischen Königs Karl des Siebten über alle Mitglieder der Nordallianz musste Russland den Krieg gegen Schweden alleine führen. Bei der Schlacht von Narva im Jahr 1701 erlitt die russische Armee herbe Verluste und Peter der Große war zu tiefgreifenden Militärreformen gezwungen.
Im Jahr 1703 gründete er auf einem Gebiet, das er erst kürzlich von den Schweden erobert hatte, die zukünftige russische Hauptstadt Sankt Petersburg und besiegte in der Schlacht bei Poltawa 1709 Schweden endgültig. 1714 schließlich erlebte die russische Flotte unter Peter dem Großen bei der Seeschlacht bei Hanko ihren ersten historischen Sieg.
1721 wurde der Frieden von Nystad geschlossen, der Russland große Teile von Litauen, Estland, Ingermanland und einen Teil von Karelien zusprach sowie es dem neu ausgerufenen Russischen Reich ermöglichte, die europäische Politik aktiv mitzugestalten.
>>>Kartoffeln statt Bärte: Was Peter I. aus Europa nach Russland mitbrachte
Der Russisch-Osmanische Krieg (1768 – 1774)
Der Russisch-Osmanische Krieg gilt in der russischen Geschichte als eine der bedeutendsten militärischen Auseinandersetzungen, die es zwischen Russland und dem Osmanischen Reich jemals gab. Im Jahr 1770 besiegte die 40 000 Mann starke russische Armee unter der Führung von Pjotr Rumjanzew in der Schlacht um Cahul die 150 000 Mann starke osmanische Armee.
Dem russischen Kriegsherrn Alexander Suworow gelang es, mit 5 000 Soldaten die fünf Mal größere osmanische Armee bei der entscheidenden Schlacht von Kosludscha im Jahr 1774 zu besiegen.
Auch bei der Seeschlacht von Tschesme im Jahr 1770 erlitt die osmanische Flotte eine Niederlage.
Der Frieden von Kütschük Kainardschi 1774 erlaubte es dem Russischen Reich, endgültig an der Küste des Schwarzen Meeres Fuß zu fassen: Er sprach Russland die Krimstädte Kertsch und Jenikale sowie das Recht zu, einen Militärstützpunkt mit Zugang zum Schwarzen Meer zu besitzen. Ebenso sprach er Russland die Schirmherrschaft über die Christen in den osmanischen Fürstentümern Moldawiens und der Walachei zu.
Das Friedensabkommen garantierte dabei dem Khanat der Krim die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Es wurde der russischen Einflusssphäre zugesprochen und schließlich im Jahr 1783 annektiert.
Die französische Invasion und der Sechste Koalitionskrieg (1812 – 1814)
Nachdem das Russische Reich 1807 im Sechsten Koalitionskrieg durch Napoleon eine Niederlage erlitten hatte, war es gezwungen, der Kontinentalsperre über Großbritannien zuzustimmen und damit seine wirtschaftliche Situation zu schädigen.
Die Bedingungen, denen sich Russland beugen musste, waren eine Demütigung für die russische Regierung und trugen dazu bei, dass ein Krieg unvermeidbar wurde. Im Jahr 1812 wurde Russland von der französischen Grande Armée überfallen. Es kam zur entscheidenden Schlacht bei Borodino, die es Napoleon ermöglichte, als Sieger in Moskau einzuziehen.
Kurze Zeit später schaffte es die russische Armee unter der Führung des Zaren Alexander des Ersten jedoch, Napoleon und die Grand Armée wieder zum Rückzug zu zwingen. Die bittere Kälte sowie die andauernden Kämpfe mit den russischen Widerstandskämpfern führten dazu, dass 90 Prozent der 680 000 Mann starken Grand Armée desertierten, getötet oder verhaftet wurden. Der Krieg endete für Russland 1814 mit der Einnahme von Paris, der Abdankung Napoleons und einem Sieg, der Russland zu internationaler Anerkennung verhalf.
>>>Kutusows Schachzug: Wie Moskau für Napoleon zur Falle wurde
Der Zweite Weltkrieg (1939 – 1945)
Der Sieg über das Dritte Reich im Zweiten Weltkrieg gilt als bedeutendstes Ereignis der Geschichte Russlands und unterscheidet sich, da es sich um einen Vernichtungskrieg handelte, von allen anderen Kriegen, die Russland bis dahin geführt hatte.
Obwohl die sowjetische Armee vor dem Krieg begonnen hatte, sich eine moderne Militärausrüstung anzuschaffen, gab es vor allem in den ersten Kriegsjahren einen großen Mangel an fähigen Führungskräften, auch weil viele hochrangige Militärbeamte bei der Großen Säuberung der späten 1930er-Jahre hingerichtet worden waren.
Google-Fragen: Warum veranstaltet Russland die Siegesparade?
Die Hilfe der Alliierten, die allgemeinen Akzeptanz der sowjetischen Herrschaft, die Unterstützung der Bevölkerung sowie eine Welle neuer fähiger Militärbefehlshaber verhalfen der Roten Armee letztlich zum Sieg. Der Preis, den das sowjetische Volk dafür zahlen musste, war jedoch hoch: Mehr als 27 Millionen Menschen fielen dem Krieg zum Opfer.
Der Sieg im Zweiten Weltkrieg verhalf der Sowjetunion in der Nachkriegszeit zudem, ihren geopolitischen Status zu verbessern und in Osteuropa sozialistische Staatsformen zu etablieren.
In der russischen Geschichte gab es nicht nur große militärische Siege, sondern auch schmerzhafte Niederlagen – mit oft katastrophalen Folgen. Russia Beyond stellt Ihnen die verheerendsten Kriege vor.