Fünf geheimnisvolle Geschichten um die Kronjuwelen russischer Zaren

Geschichte
IRINA OSIPOWA
Die Schatzkammer am russischen Hof war prächtig und reichlich gefüllt. Wir erzählen die Geschichten um Macht, Leidenschaft, Liebe und Blut, die sich hinter fünf der wertvollsten Stücke verbergen.

Der russische Hof zählte zu einem der reichsten in Europa. Das Glitzern von Diamanten, Rubinen und Saphiren blendete und schuf eine Aura der Überlegenheit, etwas, worüber europäische Botschafter und Monarchen in ihren Memoiren schrieben, nachdem sie von russischen Zaren empfangen worden waren. Russia Beyond hat fünf der geheimnisvollsten Geschichten, die mit Objekten aus der königlichen Schatzkammer zu tun haben, aufgestöbert.

1 Die Mütze des Monomach

Dies ist das älteste Objekt aller erhaltenen zaristischen Insignien. Die goldenen Platten der Krone sind mit mehr als 40 Steinen verziert - Smaragde, Saphire, Rubine und Perlen - und die Ränder bestehen aus Zobelpelz. Die Zaren nährten die Legende, dass die Mütze ein Geschenk des byzantinischen Kaisers Konstantin an seinen Enkel, den Fürsten von Kiew, Wladimir Monomach, war, der im 12. Jahrhundert regierte. Die Mütze kam ursprünglich aus Babylon, wo sie unter den Schätzen Nebukadnezars gefunden wurde. Die Kiewer Fürsten übergaben sie an die Wladimir-Fürsten, die sie wiederum an die Moskauer Fürsten verschenkten, die die Fürstentümer zu einer Nation vereinten. Die Vorstellung, Moskau sei das Dritte Rom, wurde damit begründet und die Kontinuität und Nachfolge der Moskauer Fürstenmacht bestärkt.

Eine realistischere Theorie besagt, dass die Mütze, die mit ihrer Form den zentralasiatischen Kopfschmuck nachbildet, um die Wende zum 14. Jahrhundert von asiatischen Meistern angefertigt und dem Moskauer Fürsten Iwan Kalita für seine Treue vom Khan-Usbeken der Goldenen Horde geschenkt wurde. Von da an wurde die "goldene Mütze" immer vom Vater dem ältesten Sohn vererbt. Die russischen Zaren setzten die Mütze nur einmal in ihrem Leben, zur Krönungszeremonie, auf. Das letzte Mal wurde sie 1682 bei der Krönung von Iwan V. getragen.

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2 Der Orlow-Diamant  

Während des 18. Jahrhunderts wurde Russland mehrheitlich von Frauen regiert und in dieser Zeit glänzte der russische Hof buchstäblich. Katharina die Große war bekannt für ihre ausgeprägte Liebe zum Schmuck. Es ist nicht verwunderlich, dass der russische Hof während ihrer Regierungszeit einen der berühmtesten Steine ​​der Welt besaß, den Orlow-Diamanten, der 1774 Teil des königlichen Zepters wurde. Der Legende nach wurde ihr der 189,62 Karat Stein von ihrem Geliebten Grigorij Orlow geschenkt. Eine andere Theorie besagt, dass Katharina selbst den Stein mit Geld aus der königlichen Kasse kaufte und vorgab, dass Orlow diesen ihr gegeben hatte, um die Kosten zu verheimlichen.

Der Diamant wurde im 17. Jahrhundert in Indien gefunden und war zuerst im Besitz der Großen Moguln. Mitte des 18. Jahrhunderts eroberte der persische Herrscher Nader Schah die Stadt Delhi und raubte den Stein zusammen mit anderen Schätzen. Der Stein wurde dann in das Auge der Ranganatha-Gottesstatue in einem Hindu-Schrein eingelassen, jedoch von einem französischen Soldaten gestohlen. Dieser war zum Hinduismus konvertiert, um den Überfall durchführen zu können und diente im Schrein, bis er das Vertrauen der Brahmanen gewonnen hatte. Dank des Franzosen tauchte der Diamant in London auf, wo er mehrmals den Besitzer wechselte und schließlich in die Sammlung des Juweliers von Katharina der Großen, Iwan Lazarew, überging, der den Stein der Zarin verkaufte.  

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3 Der Schah-Diamant  

Ein weiterer einzigartiger Diamant tauchte in Russland aufgrund tragischer und blutiger Umstände auf. Im Jahr 1829 entschädigte ein persischer Prinz Zar Nikolai I. mit dem Stein für die Zerstörung der russischen Botschaft in Teheran und die Ermordung von Alexander Gribojedow, Diplomat und Autor von „Wehe dem Verstand“.

Der große, transparente 88,7-Karat-Diamant ist nicht geschliffen, nur poliert, und die Furche im schmalen Teil zeugt davon, dass er als Talisman umgehängt wurde.  

Seine Geschichte beginnt in einer Mine in Indien Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Namen der Herrscher, die ihn in unterschiedlichen Perioden besaßen, sind in seinen drei Facetten ausgearbeitet: Nizam Schah, der ihn "Allahs Finger" nannte; Herrscher der Großen Mughals Jahan Schah und der Perser Fath Ali Schah. Seltsamerweise folgten jedes Mal nach der Eingravierung eines Namens Kriege und Turbulenzen auf den Fuß und der Diamant wechselte seinen Besitzer.

Zuletzt sollte 1824 ein Name eingraviert werden, nachdem die Armee des Schahs im russisch-persischen Krieg ausgelöscht wurde. Gemäß dem Friedensvertrag wurde das Gebiet von Ostarmenien Russland überlassen und der Schah musste dem russischen Zaren 20 Millionen Rubel in Silber zahlen. Und obwohl der Diamant berühmt dafür ist, als Entschädigung für das Blut eines russischen Botschafters gedient zu haben, glauben Historiker, dass der Zar ihn als Schadenersatzzahlung erhalten hat.

4 Die Wladimir Tiara  

Die Geschichte der Diamant-Tiara mit den tropfenförmigen Perlen, die oft von der britischen Königin Elisabeth II. getragen wird, beginnt im Russischen Reich im 19. Jahrhundert. 1874 schenkte Großfürst Wladimir Alexandrowitsch, jüngerer Bruder des Zaren Alexander III., diese seiner Braut Herzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin zur Hochzeit. Das Geschenk wurde vom Hofjuwelier Carl Eduard Bolin gefertigt und erlangte unter dem Namen Wladimir Tiara, benannt nach ihrem Auftraggeber, Berühmtheit.

Nach der Revolution verbarg sich die Großfürstin in Kislowodsk und konnte mit Hilfe des englischen Diplomaten und Antiquars Albert Stopford ihr Geld und ihre Juwelen in einem Sankt Petersburger Versteck bergen und 1920 aus Russland herausschaffen. Nach dem Tod der Herzogin verkaufte ihre Tochter die Juwelen Maria von Teck, Gemahlin von König Georg V. So ist die Tiara für Elisabeth II. ein Erbstück ihrer Großmutter und stellt kein Andenken an die Größe und den Zusammenbruch des Russischen Reiches dar.  

5 Die Juwelen der letzten Kaiserin  

Die Gattin von Nikolai II., Alexandra Fjodorowna, besaß eine großartige Schmucksammlung. Sie hatte einzigartige Objekte wie die Faberge-Brosche in Form einer Teerose mit farbigen Diamanten und die zwei Meter lange Lanze aus idealen Perlen in Traubengröße. Als die Bolschewiki 1917 die Zarenfamilie nach Sibirien verbannten, nahmen die Zarin und ihre Töchter einen Teil der Juwelen mit, versteckten die Ketten unter ihrer Kleidung, ersetzten Knöpfe durch Diamanten und nähten alles Übrige in das Futter der Hüte, Samtgürtel und die Unterwäsche ein. Nachdem die Familie erschossen wurde, verblieben alle Juwelen bei den Bolschewiki.  

In den Jahren 1925-26 wurde ein illustrierter Katalog der Diamanten aus der Schatzkammer veröffentlicht. Er enthielt den königlichen Schmuck und die Insignien. Die vierteilige Publikation wurde in die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt und unter potentiellen Käufern verbreitet. Im Oktober 1926 kaufte Norman Weis, Vertreter eines anglo-amerikanischen Syndikats, fast 10 Kilogramm der königlichen Juwelen und zahlte dafür nur 50 000 Pfund. Er verkaufte einige der Schmuckstücke an das Auktionshaus Christie's, bot jedoch die bedeutendsten Meisterwerke im März 1927 bei der Versteigerung russischer Staatsjuwelen in London an. Unter den 124 Einzelteilen befanden sich eine kaiserliche Hochzeitskrone, ein Diadem mit Ohren und der rubinrote Portweinstrauß Katharina der Großen.  

Von den 773 Objekten die nach der Revolution den Diamantenschatz darstellten, verkauften die Bolschewiki in den 1920-30er Jahren 569 Stück, oft lediglich zu einem Spottpreis. Die Krönungsinsignien und mehrere Steine, darunter die Orlow- und Schah-Diamanten, blieben unantastbar.

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