Lieblinge der letzten Romanows: Was ist aus den Zaren-Haustieren geworden?

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Einige der Haustiere folgten ihren Besitzern nicht nur ins Exil, sondern in der tragischen Nacht im Juli 1918 auch in den Tod. Einem Hund, der später nach Großbritannien kam, gelang es zu überleben.

Die Mitglieder der letzten Zarenfamilie waren in Russland durchaus für ihre Tierliebe bekannt. Sie hatten viele Hunde und Katzen, von denen einige sogar während der Verbannung im Ural bei ihren Besitzern blieben.

Katzen und Hunde am Hof

Die drei Hunde, die die Romanows ins Exil begleitet haben, waren die französische Bulldogge Ortipo, die der Tochter Nikolai II., Tatjana, gehörte, Anastasijas Cavalier King Charles Spaniel namens Jimmy und Alexejs Cocker Spaniel Joy.

Ortipo war ein Geschenk, das Tatjana im Jahre 1914 von einem Offizier erhalten hatte, der sich in einem Krankenhaus erholte, das die Großherzogin besuchte. Die Töchter des Zaren liebten es, ihre Zeit mit dem Hund zu verbringen: „Der Hund ist zu süß“, schrieb Tatjana in eines ihrer Tagebücher.

Tatjana und Anastasija mit Ortipo

Der Thronfolger Alexej wuchs als energischer, lebenslustiger und neugieriger Junge auf. Die Bluterkrankheit, Hämophilie, die ein ständiges Risiko in seinem Leben darstellte, lehrte ihn, anderen gegenüber stark, geduldig und barmherzig zu sein. Er hatte nicht viele Freunde und hatte eine starke Verbindung zu seiner Katze Kotjka und seinem Hund Joy, der fast nie von der Seite seines Besitzers wich.

Joy war ein Nachkomme eines aus England mitgebrachten Cocker Spaniels und war untrennbar mit Alexej verbunden: Der Hund begleitete den Erben mit in den Urlaub und auf Reisen. Nikolai II. nahm ab und zu seinen Sohn mit an die Front, um die Moral der Truppen zu unterstützen und Alexejs Patriotismus zu stärken. Auch bei diesen Ausflügen war sein Hund Joy immer mit dabei.

Alexej und sein Hund Joy

Die große flauschige Katze Kotjka war ein Geschenk des Generals Wladimir Wojekow, dem Chef der Leibgarde des Zaren. Kotjkas Krallen wurden entfernt, damit er Alexej aufgrund seiner Bluterkrankheit nicht tödlich verletzen konnte. Alexej wusste jedoch nichts davon: Wojekow erzählte dem Jungen, dass die Katze ihre Krallen einfach nicht ausfahren könne.

Alexej und seine Schwestern mochten ihre Katze und baten ihre Eltern darum, ihnen eine zweite, rothaarige Katze mitzubringen, die Subrowka genannt wurde.

Alexej hatte Kotjka immer bei sich, sogar bei hochrangigen Abendessen und „erschreckte diejenigen, die Angst vor Katzen hatten“, erinnert sich Wojekow in seinen Memoiren. Da er Angst hatte, dass Kotjka außerhalb des Hauses verloren geht, nahm er die Katze selten zu Spaziergängen mit.

Im Exil

Nachdem die Romanows ihre Residenz in Zarskoje Selo verlassen hatten, um in Tobolsk im Exil zu leben, konnten die Katzen nicht mitgenommen werden: Kotjka und Zubrowka blieben mit den anderen Katzen im Palast und wurden einigen Berichten zufolge später von gutherzigen Mitmenschen aufgenommen.

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Nikolai II. und Joy

Die drei Hunde durften hingegen ihre Besitzer auf der langen Reise begleiten und waren der einzige Trost der Familie in dieser schwierigen Zeit.

Das neue Leben in Tobolsk und Jekaterinburg war für die Hunde voller Freiheit: „Joy, Ortipo und Jimmy gedeihen. Die ersten beiden mussten vom Hof verscheucht werden, wo sie sich in der Müllgrube amüsierten und Müll aßen...“, schrieb Anastasia im November 1917 in ihr Tagebuch.

Das ruhige Leben der Zarenfamilie endete, als sie im Juli 1918 ermordet wurde. Joy, der oft davonlief, rettete so sein Leben, da er sich zu dem Zeitpunkt nicht im Ipatiew-Haus, in dem die Romanows zuletzt lebten, befand. Was die anderen Hunde betrifft, hatte Anastasija Jimmy, als sie hingerichtet wurde, bei sich und man fand später den leblosen Hundekörper. Ortipo befand sich vermutlich irgendwo draußen und konnte sich eine Zeit lang in Sicherheit bringen.

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Später erinnerten sich Leute daran, zwei Hunde in der Nähe des Hauses der Romanow gesehen zu haben. Zuhause angekommen soll Ortipo laut gebellt und zu viel Lärm gemacht zu haben. Das verärgerte die Wachen dermaßen, dass sie ihn töteten. Joy, der nur selten bellte, kratzte lediglich an der Tür und überlebte. Nach einer Weile hatte Michail Letjomin, einer der Rotarmisten, die das verlassene Haus bewachten, Mitleid mit dem Hund und nahm ihn zu sich.

Als die Weiße Armee in die Stadt einmarschierte, sah der Offizier Pawel Rodsjanko, der die königliche Familie gut kannte, Joy auf der Straße und ließ sich vom Hund zu Letjomin führen. Letjomin wurde verhaftet und Rodsjanko nahm den Hund zum Gedenken an Alexej, der seinen vierzehnten Geburtstag nicht mehr miterleben durfte, bei sich auf.

Später begleitete Joy Rodsjanko nach dem Rückzug der Armee nach Wladiwostok und überquerte bei der Reise nach Großbritannien die halbe Welt mit ihm. Schließlich wurde er von dem Offizier an König George den Fünften, dem Cousin von Nikolaj des Zweiten, übergeben. Joy bekam einen Platz am königlichen Hof und wurde, nach einem langen Leben, auf dem Friedhof der königlichen Hunde bei Windsor Castle begraben.

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