Putin und Co.: Wie russische Herrscher die Schulbank drückten (BILDER)

Bildung
ANNA SOROKINA
Wladimir Putin pflegt zu sagen, dass er in seiner Schulzeit „ein Raufbold und kein Pionier“ gewesen sei, während Boris Jelzin durch jugendliche Spielereien zwei Finger verlor. So sahen die Lehrjahre für zukünftige russische Herrscher aus.

1 Nikolaus der Zweite, der letzte russische Zar (1894-1917)

Nikolaus Romanow wurde 1868 in Zarskoje Selo geboren und erhielt als zukünftiger Herrscher Privatunterricht von angesehenen Gelehrten. Er wurde acht Jahre lang unterrichtet und seine Fächer waren ähnlich denen eines Gymnasiums. Jedoch enthielten sie mehr politische Geschichte, russische Literatur, Geografie und moderne europäische Sprachen. Nikolaus konnte mit fortgeschrittenen Englisch- und Französischkenntnissen prahlen, sprach Deutsch und Dänisch und las sogar gerne historische Literatur in fremden Sprachen. Einmal gestand er, dass er, wenn er kein Thronfolger gewesen wäre, sich historischen Studien gewidmet hätte. Seine Lehrer beschrieben ihn als präzise und aufmerksam während des Unterrichts.

2 Wladimir Lenin, Regierungschef des sowjetischen Russlands (1917-1924) 

Lenin, dessen richtiger Nachname eigentlich Uljanow war, wurde 1870 in der Stadt Simbirsk (heute Uljanowsk) geboren, und besuchte das örtliche Gymnasium. Er mochte das Schulsystem nicht besonders und beschrieb es als unnötig bürokratisch. „Es zwingt die Menschen dazu, viel unnötiges, überflüssiges, ödes Wissen zu lernen, was den Kopf füllt...“ In den vorrevolutionären Gymnasien lernten die Jugendlichen alte Sprachen wie Latein und Griechisch und auch das Fach Religion durfte nicht fehlen.

Dennoch war Lenin ein guter Schüler und absolvierte die Schule mit einer Goldmedaille – der höchsten Auszeichnung für Schüler in Russland.

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3 Josef Stalin, Regierungschef der Sowjetunion (1924-1953)

Die Mutter von Josef Dschughaschwili wollte, dass ihr Sohn ein orthodoxer Priester wird. Im Jahr 1888, im Alter von zehn Jahren, besuchte er daher die christliche Schule in der georgischen Stadt Gori. Sechs Jahre später schloss er die Schule ab und besuchte die orthodoxen Tifliser Priesterseminare, wo er auf Anhänger des Marxismus traf, die in den Kaukasus vertrieben worden waren. Seine Lehrer erinnerten sich, dass Stalin besonders in Mathematik, Theologie und Griechisch gute Leistungen erzielte. Außerdem begeisterte er sich für die russische und georgische Dichtkunst und versuchte daher auch selbst, Gedichte zu schreiben. Allerdings wurde er schließlich von der Bildungsanstalt verwiesen, weil er anscheinend nicht zu einer Prüfung erschienen ist. Historiker argumentieren, dass er wahrscheinlich aufgrund seiner revolutionären Neigungen rausgeschmissen wurde.

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4 Michail Gorbatschow, Staatspräsident der Sowjetunion (1990-1991)

Die Schuljahre des ersten sowjetischen Präsidenten spielten sich während des Krieges ab. Gorbatschow wurde 1931 in der Region Stawropol als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Ihr Gebiet war bis 1943 von den nationalsozialistischen Truppen besetzt. Seit dem 13. Lebensjahr verband Gorbatschow sein Studium in der dortigen Schule mit der Arbeit in einer Kolchose an einer Maschinen-Traktoren-Station, wo er als Assistent tätig war. Für seine Arbeit wurde er mit dem prestigeträchtigen "Orden des Roten Banners der Arbeit" ausgezeichnet. Er beendete die Schule mit einer Silbermedaille.

5 Boris Jelzin, der erste Präsident Russlands (1991-1999)

Wie Jelzin selbst schrieb, wurde er 1931 in der Region Swerdlowsk in eine Familie enteigneter Bauern hineingeboren. Der zukunftige russische Präsident beendete die Schule in der Region Perm. Er war zwar der Klassensprecher („Starosta“), hatte jedoch Verhaltensprobleme. Einmal wurde Jelzin sogar der Schule verwiesen und musste daher eine Schule in einem anderen Bezirk besuchen. Als Jugendlicher fanden er und seine Freunde eine Granate, die sie versuchten aufzubrechen. Die Waffe explodierte und Jelzin verlor zwei Finger an seiner linken Hand. Aufgrund des Unfalls galt er für den Wehrdienst als ungeeignet.

6 Dmitri Medwedew, Ministerpräsident (seit 2012), Präsident Präsident der Russischen Föderation (2008-2012)

Medwedew verbrachte seine Jugend in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, und besuchte eine gewöhnliche Schule. Seine Lehrer erinnerten sich daran, dass er sich hauptsächlich für Chemie interessierte und dass sie ihn selten mit seinen Schulkameraden draußen spielen sahen. Seine zukünftige Frau Swetlana traf er in der siebten Klasse und die beiden sind bis heute ein Paar. Übrigens hat Medwedew immer noch Kontakt zu seinen Lehrern.

7 Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation (2000-2008 und seit 2012)

Wladimir Putin schloss die Schule mit dem Hauptfach Chemie ab. Er erinnert sich, dass er in den ersten Schuljahren wohl eher „ein Hooligan und kein Pionier“ gewesen war und teilweise auch noch in den späteren Jahren zu diesem Verhalten geneigt hatte. Er sagt selbst, dass er kein echtes Interesse daran gehabt hatte, etwas zu lernen. Nachdem er jedoch die sechste Klasse erreicht hatte, begann er härter für die Schule zu arbeiten, machte Sport – Judo ist bis heute sein Hobby – und wurde sogar von der Pionierorganisation aufgenommen.

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