Vier radikale russische Frauen, die ihr Leben dem Sturz des Zaren widmeten

Treffen von revolutionären Frauen des Russischen Zarenreiches, die verurteilt und in ein Gefangenenlager nach Sibirien geschickt wurden.

Treffen von revolutionären Frauen des Russischen Zarenreiches, die verurteilt und in ein Gefangenenlager nach Sibirien geschickt wurden.

Irkutsker Staatliche Universität
Einen Kaiser ermorden? Eine Revolution organisieren? 30 Jahre im Gefängnis verbringen? Nichts war zu schwierig für diese weiblichen Revolutionäre, die ihr Leben dem Untergang des russischen Reiches widmeten.

Jekaterina Breschkowsky (1844-1934)

Stellen Sie sich eine süße und höfliche 90-jährige russische Großmutter vor, die aussieht, als könnte diese Sie mit Ihrem köstlichen Kuchen zu Tode füttern. Dann fügen Sie Folgendes hinzu: die Gründung einer illegalen sozialistischen Partei, die Planung von Terroranschlägen und das Einbüßen eines Drittels ihres Lebens in Gefängnissen und im Exil. Das ist Jekaterina Breschkowsky, auch bekannt unter ihrem Spitznamen: „Die Oma der Russischen Revolution“.

Obwohl sie in eine Adelsfamilie geboren wurde, wollte Breschkowsky die russische Bauernschaft von dem repressiven Sozialsystem des Landes befreien, daraufhin warb sie für die Revolution unter den Bauern ab 30 Jahren. Ihre Bemühungen scheiterten jedoch, als die Bauern, die nicht rebellieren wollten, sie bei den Behörden verrieten. Nach mehreren Jahren im Gefängnis gründete Breschkowsky die Sozialistische Revolutionspartei, kurz SRs, und begann mit Terroranschlägen gegen Regierungsbeamte.

Breschkowsky wurde schließlich festgenommen und verbrachte die Jahre 1907 bis 1917 im Exil. Erst durch die Revolution von 1917 kam sie frei. Dennoch hasste die „Oma“ die Bolschewiki, so dass sie gezwungen war auszuwandern, nachdem diese die Macht ergriffen hatten.

Wera Sassulitsch (1851-1919)

1877 ordnete der Sankt Petersburger Gouverneur Fjodor Trepow die Auspeitschung eines politischen Häftlings an, was selbst im Russland des 19. Jahrhunderts eine äußerst empörende und rechtswidrige Strafe war. Heute würde Trepow mit einer Protestdemonstration konfrontiert werden, aber damals waren die Mittel des zivilen Protestes etwas direkter. Eine junge Frau namens Wera Sassulitsch kam in Trepows Residenz und schoss gleich zweimal auf ihn. 

Da Trepow sehr unbeliebt war und er den Versuch überlebte, entlasteten die Geschworenen Sassulitsch. Dennoch musste sie Russland verlassen: Die Regierung, die von der Entscheidung der Geschworenen schockiert war, wollte sie erneut verhaften. Im Ausland lebend, gab sie gewalttätige Kampfmittel auf und wurde eine der ersten russischen Marxisten, schrieb Artikel und inspirierte das Volk, sich gegen ihre Unterdrücker zu erheben. 

Sofja Perowskaja (1853-1881)

Am 1. März 1881 verwundete ein Bomber Kaiser Alexander den Zweiten tödlich, der Angrif ereignete sich, als sich Kaisers Gefolge durch Sankt Petersburg bewegte. Sekunden zuvor hatte eine junge Frau mit ihrem Taschentuch gewunken und so dem Bomber einen Befehl gegeben als auch die Route des Zaren verraten. Es war Sofja Perowskaja, eine ehemalige Aristokratin, die ihre Familie verließ, um sich einer revolutionären Terrorzelle anzuschließen.

Wütend über die soziale Ungerechtigkeit in Russland, schloss sich Perowskaja der sozialistischen Organisation „Narodnaja Wolja“ [zu Deutsch „Volkswille“] an. Sie glaubten, dass der Tod von Kaiser Alexander dem Zweiten das Bild seiner göttlichen Macht zerstören und die Nation zu einer Verfassungsreform bewegen würde. 

Diese Logik war recht naiv und der nächste Kaiser Alexander der Dritte zog daraufhin die Zügel an. Perowskaja wurde zusammen mit vier anderen wichtigen Mitgliedern von „Narodnaja Wolja“ gefangen genommen, verurteilt und durch den Strick hingerichtet. Sie bereute nichts und schrieb sogar in einem Brief an ihre Mutter: „Glaub mir, liebe Mami... Ich habe gelebt, wie meine Überzeugungen mich gezwungen haben; ich konnte nicht anderes “.

Marija Spiridonowa (1884-1941)

Der amerikanische Journalist John Reed nannte Maria Spiridonowa, die junge Anführerin der linken Sozialrevolutionäre im Jahr 1917, „die beliebteste und einflussreichste Frau in Russland“. In diesen rücksichtslosen Zeiten hatte die Popularität jedoch einen schrecklichen Preis. Und Spiridonowa zahlte den Preis, sowohl vor als auch nach der Revolution.

1906 tötete die 22-jährige Spiridonowa einen Regierungsbeamten, der dafür berüchtigt war, dass er Bauernaufstände gewaltsam unterdrückte. Sie versuchte, sich selbst zu erschießen, um einer Gefangennahme zu entgehen, scheiterte aber. Die Kosaken verhafteten Spiridonowa, schlugen und vergewaltigten sie. Das Gericht verurteilte sie zur Zwangsarbeit in Sibirien, wo sie die nächsten 10 Jahre verbrachte.

Nach der Revolution 1917 führte Spiridonowa, ungebrochen und für ihren Kampf bewundert, die linken Sozialrevolutionäre in Sankt Petersburg an. Mehrere Monate lang arbeitete ihre Gruppe eng mit den Bolschewiki zusammen, aber dann kritisierte sie diese scharf, weil sie die Freiheiten unterdrückten und die Revolution verraten hatten.

Wie vorherzusehen, konnte dies nicht gut gehen. Die Bolschewiki verboten ihre Partei, verhafteten sie, verbannten sie aus der Politik und vertrieben sie nach Usbekistan. Im Jahr 1937 wurde sie erneut verhaftet und inhaftiert. 1941 erschossen sowjetische Wachen sie und führten somit den Befehl von Josef Stalin aus.

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