Spezialisierung: Chirurgie
Mitte des 19. Jahrhunderts war die Medizin ein schmutziges und blutiges Geschäft, besonders während des Krieges. Chirurgen waren mit Antiseptika oder Vollnarkose nicht vertraut, die beliebteste Methode zur Wundbehandlung war die Amputation, nicht nur in Russland, sondern überall auf der Welt. Im Allgemeinen starben Soldaten eher an Krankheiten als auf dem Schlachtfeld.
Während des Krimkrieges von 1853 bis 1856 verbesserte Professor Nikolai Pirogow, welcher in Sankt Petersburg fortschrittliche Operationsmethoden ausarbeitet, die Situation nachhaltig. Er implementierte eine Diethylether basierende Anästhesie, die unter Kampfbedingungen angewendet werden konnte und die das Leiden verwundeter Soldaten reduzierte. Er organisierte ein geeignetes Evakuierungssystem, um die Ausbreitungen von Infektionen wirksam zu bekämpfen. Russland verlor den Krieg, aber die Medizin gewann dank Pirogow.
Im zivilen Leben war Pirogow nicht weniger erfolgreich. Er führte die Verwendung vom Gips zur Reparatur von Knochenbrüchen ein, schuf einen der detailliertesten anatomischen Atlanten seiner Zeit und behandelte die Wunde des italienischen Revolutionärs Giuseppe Garibaldi. Russlands Chirurg Nummer eins hatte etliche Studenten, die selbst großartige Heiler wurden, darunter finden sich ebenfalls welche in dieser Liste.
Spezialisierung: Physiologie
„Die Medizin ist kaum eine Wissenschaft, wir wissen nichts über die Entstehung von Krankheiten, wir wissen nicht, warum genau eine Behandlung hilft oder auch nicht“, schrieb ein junger und verwirrter Medizinstudent, Iwan Setschenow 1850 in sein Tagebuch. Er hatte recht: Im 19. Jahrhundert wussten Ärzte, wie man Krankheiten behandelt, aber nicht, was ihr Ursprung war. Nachdem er ein Gelehrter wurde, war Setschenow derjenige, der dies änderte.
Er studierte in Deutschland, führte Langzeitstudien durch und wurde der erste russische Physiologe der Disziplin, der ernsthafte wissenschaftliche Grundlagen schaffte. Seine grundlegende Arbeit „Reflexe des Gehirns“ bleibt ein Meilenstein in der Neurowissenschaft und dem Studium, welches der Reflexe gewidmet ist. Damals griffen konservative Beamte Sectschenow an, weil er das Konzept einer von Gott gegebenen menschlichen Seele untergraben hatte. Die Zeit sollte ihm aber recht geben und heute ist seine Autorität unumstritten.
Spezialisierung: Chirurgie
Pirogows Schüler Nikolai Sklifossowski nahm von 1866 bis 1878 an vier europäischen Kriegen teil, immer als Chirurg, welcher Leben rettete. In Russland war er der erste Chirurg, der die Methoden der Antisepsis und Asepsis im operativen Bereich einsetzte.
Zuerst wurde er ausgelacht. Einer seiner Kollegen, der skeptisch gegenüber Infektionsstudien war, scherzte: „Sklifossowski fürchtet sich trotz seiner Größe vor winzigen Bakterien, die man nicht einmal mit bloßem Auge sehen kann.“ Es war abzusehen, das sein Kritiker falsch lag und Sklifossowski erwies sich später als ein Star der Medizin. Heute ist das größte Trauma- und Notfallkrankenhaus Moskaus nach ihm benannt.
Sklifossowski setzte sich in der Medizin auch für Frauen ein. Während des russisch-türkischen Krieges von 1877 bis 1888 leitete er das erste weibliche Operationsteam Russlands. Obwohl viele seiner Kollegen schockiert waren, schrieb ihm eine spätere Ärztin: „Wir sind so dankbar, dass du uns üben lässt".
Spezialisierung: Klinische Therapie
Sergei Botkin war eine Art russischer Dr. House des 19. Jahrhunderts, ein genialer Diagnostiker, der auf der Suche nach den Wurzeln der Krankheit tiefer grubt als jeder andere. „Es gab keine gesunden Menschen für Botkin. Jede Person, die er sah, interessierte ihn in erster Linie als Patient. Die Diagnose war seine Leidenschaft“, schrieb Setschenow über seinen Zeitgenossen.
Botkin führte eine fortschrittliche Methode ein, um die Krankengeschichte der Patienten zu sammeln: Zuerst studierte er sie sorgfältig körperlich und dann fragte er sie nach ihren Beschwerden. Botkin leitete die Medizinisch-Chirurgische Akademie in Sankt Petersburg und behandelte sowohl Mitglieder der Königsfamilie als auch normale Bürger.
In Bezug auf die Wissenschaft schuf er die Theorie des Organismus, der als Ganzes arbeitet, ein unabhängiges System mit verschiedenen Organen, die im Körper interagieren. Zuvor behandelten Mediziner verschiedene Krankheiten getrennt und achteten wenig auf die Arbeit des Organismus im Allgemeinen. So gelang es Botkin, die moderne Theorie der klinischen Medizin zu etablieren.
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