Nordkoreas Diktator Kim Il-sung und sein Leben in der Sowjetunion

Geschichte
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Der nordkoreanische „Große Führer Genosse Kim Il-sung“ (1912-1994) lebte eine Zeit lang in Russland, bis ihm das sowjetische Militär eine besondere Rolle zudachte.

Der Weg des künftigen Diktators von Nordkorea Kim Il-sung in der UdSSR begann mit einem Streifzug koreanischer Partisanen gegen japanische Kolonialkräfte, die das Territorium der Koreanischen Halbinsel besetzt hatten. Diese stießen dort jedoch auf den Widerstand lokaler Inselbewohner, die Partisaneneinheiten gegründet hatten, um gegen die Eindringlinge zu kämpfen. In dieser Zeit schloss sich Kim Il-sung den Partisanen an.

In der Schlacht bei Pochonbo im Juni 1937 gelang es der Partisaneneinheit, in der auch der junge Kim Il-sung kämpfte, den Fluss Yalu zu überqueren und einige strategisch wichtige Gebäude in Pochonbo einzunehmen. Die Partisanen ließen Häftlinge frei und zerstörten einige administrative Gebäude.

Nach dieser Aktion eröffneten die Japaner eine regelrechte Jagd auf den Partisanen Kim Il-sung. Ende 1940 verschärfte sich die Lage. Um sich und seine Leute zu retten, entschied Kim Il-sung, den Fluss Amur zu überqueren und sich auf dem Territorium der Sowjetunion zu verstecken.

Ruhiges Leben in der UdSSR

Zu jener Zeit waren geflüchtete Partisanen in der Sowjetunion nichts Besonderes. „Einige von ihnen traten der Roten Armee bei, andere führten, nachdem sie die sowjetische Staatsbürgerschaft angenommen hatten, ein einfaches Bauern- oder seltener Arbeiterleben“, schreibt der Historiker Andrej Lankow  in seinem Buch über Nordkorea.

Kim Il-sung wurde in die Infanterieschule in Chabarowsk aufgenommen, wo er für zwei Jahre von sowjetischen Offizieren in Militärkunde ausgebildet wurde.  

„Wahrscheinlich konnte er sich hier nach zehn Jahren gefährlichen Partisanenlebens voller Irrfahrten, Hunger und Müdigkeit erstmalig etwas erholen und sich in Sicherheit fühlen“, schreibt Lankow. Ausgerechnet in Chabarowsk gebar Kim Jong-suk, die Ehefrau und Kampfkameradin von Kim Il-sung, ihm einen Sohn. Bei der Geburt war der Junge als Jurij Irsenowitsch Kim registriert. Jedoch war es vorausbestimmt, dass er als Nachfolger seines Vaters und als Gründer des nordkoreanischen Atomprogramms unter dem Namen Kim Jong-il weltbekannt werden würde.

Hauptmann der Sowjetarmee

Im Sommer 1942 vereinte das sowjetische Militär jene Partisanen, die im nordkoreanischen Krieg hinter die sowjetische Grenze geflohen waren, in der 88. Infanteriebrigade. Der Brigade traten zwei chinesische und ein koreanisches Bataillon bei.

Kim Il-sung wurde zum Kommandeur des koreanischen Bataillons ernannt und zum Hauptmann der Roten Armee befördert.

Nach Einschätzung des russischen Lehrmeisters für die koreanischen Militärs, war „der Hauptmann der Roten Armee Kim ein guter Kerl – freundlich, offen, fröhlich“, erzählt Wladimir Tolstikow, ehemaliger Repräsentant des sowjetischen Informationsbüros in Pjöngjang, der Zeitung Kommersant.

Die 88. Infanteriebrigade nahm am Krieg mit Japan nicht teil und wurde nach der Kapitulation Japans komplett аufgelöst. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Kim Il-sung weit hinter der Front in russischen Wäldern der Region Chabarowsk.

„Der Überlieferung nach sah Kim Il-sung seine Zukunft zu jener Zeit ziemlich klar: Militärdienst, Militärakademie, Führung eines Regiments oder einer Division. Wer weiß, hätte die Geschichte einen anderen Lauf genommen, dann wäre es durchaus möglich, dass jetzt irgendwo in Moskau ein älterer Oberst oder sogar Generalmajor a. D. der Sowjetarmee Kim Il-sung leben würde, und sein Sohn Jurij in irgendeinem Moskauer Wissenschaftsinstitut arbeite,“ schreibt der Historiker Lankow.

Allerdings hatten die sowjetischen Kommandeure ihre eigenen Pläne mit dem ehemaligen koreanischen Partisanen: Er wurde beauftragt, gute Beziehungen zwischen den sowjetischen Militärs und den Einwohnern von Pjöngjang herzustellen. „Die größte aller von den sowjetischen Truppen besetzten Städte war Pjöngjang, und der hochrangigste aller koreanischen Offiziere der 88. Infanteriebrigade war Kim Il-sung. So ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet er zum Assistenten des Kommandanten der zukünftigen nordkoreanischen Hauptstadt ernannt wurde“, schreibt  Lankow.

Am 14. Oktober 1945, während einer Feststunde auf dem Sportstadion in Pjöngjang, stellte der sowjetische General Iwan Tschistjakow dem koreanischen Volk den „Nationalhelden“ und „berühmten Partisanenführer“ Kim Il-sung vor. In diesem Moment begann die Transformation des einfachen Hauptmanns der Sowjetischen Armee zum Großen Führer Kim Il-sung.

„Wir haben uns oft auf offiziellen Veranstaltungen unterhalten“, erinnert sich der ehemalige Repräsentant des sowjetischen Informationsbüros in Pjöngjang, Wladimir Tolstikow, an die Treffen mit Kim Il-sung. „Er sprach Russisch, wenn auch nicht besonders gut. Ich erinnere mich noch ganz genau an zwei seiner Sprüche, die er öfter wiederholt hat: „Dem Volk muss man wie dem Himmel dienen“ und „Wenn der Himmel auf uns runterfällt, dann finden wir trotzdem einen Ausgang“.

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