Der „Tschaika“: Warum Gorbatschow die Produktion des schönsten sowjetischen Auto einstellen ließ

Jekaterina Tschesnokowa/Sputnik
Der „Tschaika“ war stets ein Auto für Minister und die Parteichefs und gehörte ebenfalls zum Fuhrpark sowjetischer Botschaften und diplomatischer Vertretungen im Ausland. Während der Perestroika wurde das Projekt jedoch eingestellt.

Unter den wenigen sowjetischen Luxusautos wurden die „Tschaika“-Limousinen GAZ-13 und GAZ-14 oft als die schönsten Autos des Landes bezeichnet.

„Tschaika“ (zu Deutsch Möwe) war kein zufälliger Name für das Auto, der den besonderen Status des Fahrzeugs hervorheben sollte. 1956, drei Jahre vor dem Erscheinen des GAZ-13, hatte das Gorkier Automobilwerk (GAS) in Nischni Nowgorod bereits mit der Produktion von Wolga-Autos begonnen, die nach einem der Hauptflüsse Russlands benannt waren. Eine Legende besagt, so sicher wie Möwen immer über Flüsse fliegen, würde der GAZ-13 in Sachen Prestige den Wolga übertreffen.

Bei der Entwicklung des GAZ-13 dienten die US-Autotypen Packard Patrician“ und Packard Caribbean“ als Vorbild. Trotz der Ähnlichkeiten war das sowjetische Auto keine Kopie der amerikanischen Vorbilder.

Eines der Tschaika“-Autos, bekannt als der schwarze Arzt, wurde als Rettungswagen für die Kreml-Elite und ihrer Familienangehörigen eingesetzt. Auf den ersten Blick ähnelte dieses schwarze Fahrzeug eher einem Leichenwagen.

Leonid Breschnew mit einem Tschaika

Als Luxusauto für mittlere Staatsbedienstete war der Tschaika“ nie im freien Verkauf. Erst in den 1970er Jahren wurden die ausgedienten Tschaika“ den Standesämtern übergeben, damit sich Brautpaare ein repräsentatives Auto für die Hochzeit mieten konnten.

Neben Politikern wurden unter anderem auch berühmte Künstler, Schriftsteller und Sportler häufig mit diesem Luxusauto belohnt. Zum Beispiel erhielt die erste Frau im Weltraum, Walentina Tereschkowa, einen weißen Tschaika“. Es war symbolisch: Ihr Funkrufname lautete Tschaika“.

Die italienische Schauspielerin Sophia Loren und der sowjetischer Schauspieler Sergo Zakariadze in Moskau

Dank der persönlichen Anweisung des Generalsekretärs Leonid Breschnew wurde 1977 ein Tschaika“ für den Patriarchen von Moskau und ganz Russland Pimen hergestellt. 1979 besuchte Pierre Cardin eine Modeausstellung in Moskau und traf auch den Patriarchen. Der französische Modeschöpfer bewunderte das Design des Tschaika“, schwieg aber über die bescheidene Inneneinrichtung. Nach seiner Rückkehr schickte Cardin dem Patriarchen ein Paket mit einem cremefarbenen Webstoff für den Innenraum des Autos.  

Mit der Vorstellung des neuen Tschaika“ GAZ-14 1977, war nun auch eine Cabriolet-Version (GAZ-14-05) verfügbar, die während der Siegesparaden auf dem Roten Platz oft eingesetzt wurde.

Der Tschaika“ wurde das offizielle Auto der sowjetischen Botschafter im Ausland. Aber auch viele ausländische Diplomaten in Moskau benutzten dieses Auto, obwohl sie eigentlich amerikanische und europäische Fahrzeuge bevorzugten.

Während des Kampfes von Michail Gorbatschows gegen den Privilegien der politischen Elite 1988, wurde den sowjetischen Staatsbediensteten befohlen, vom Tschaika“ auf den weniger angesehenen Autotyp Wolga umzusteigen. Gorbatschows Idee war, dem Volk zu zeigen, dass die politische Elite der Sowjetunion keine Luxusartikel mehr genießen würde, sondern dem Volk nahe sein wollte.

Mit seiner Kampagne ging Gorbatschow jedoch zu weit: Nicht nur die Produktion des GAZ-14 wurde eingestellt, sondern auch die gesamte technische Dokumentation und Ausrüstung ging verloren. Daher hatte die Idee, den Tschaika“ in den 1990er Jahren wieder zu produzieren, keine Chance auf Verwirklichung.

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