Vier Aufstände in der Sowjetunion, die blutig niedergeschlagen wurden

Sputnik, TASS
Zeitlebens war die Sowjetherrschaft in Russland von Rebellionen und Protesten begleitet. Einige waren für den Kreml so gefährlich, dass sie eine ernsthafte Bedrohung für die Aufrechterhaltung des Kommunismus in Russland darstellten.

1. Tambow-Rebellion (1920-1921)

Die Provinz Tambow war zu Zeiten der Zaren eine der wohlhabendsten Regionen des Landes. Die dort angesiedelte Bauernschaft war auch zum großen Teil sehr wohlhabend. Nachdem die Bolschewiki jedoch den freien Handel abschafften und begannen, Brot für die „Notwendigkeiten der Revolution“ zu konfiszieren, litt die Region unter Hungersnöten und Krisen.  

Die lokalen Bauern tolerierten ihre prekäre Lebenslage nicht und riefen zu einem Partisanenkrieg auf. Sie nannten sich selbst die “Grüne Armee” und kämpften sowohl gegen die "Roten" als auch gegen die Weiße Armee.

Über 50.000 Männer schlossen sich letztlich der Tambow-Rebellion an. Sie bildeten zwei Armeen und kontrollierten damit große Territorien südlich von Moskau.

Die sowjetische Führung erkannte die Gefahr und mobilisierte alle verfügbaren Einheiten, um die Rebellion niederzuschlagen. 55.000 Soldaten, unterstützt von der Luftwaffe, der Artillerie sowie von gepanzerten Autos und Zügen ließ man auf die Rebellen los.

Das erste Mal in der Geschichte setzte eine Armee Giftgas gegen die eigenen Staatsbürger ein. Zudem mussten auch die Familien der Aufständischen harte Repressionen erdulden. Im Sommer 1921 war die Rebellion weitestgehend niedergeschlagen. Ihr Anführer Alexander Antonow versteckte sich noch ein Jahr in den Wäldern, bis er im Rahmen einer Spezialoperation getötet wurde.

2. Kronstädter Matrosenaufstand (1921)

Der Aufstand der Seeleute, der sich bei der Militärbasis der Ostseeflotte in Kronstadt ereignete, schockierte die sowjetische Führung zutiefst. Die Matrosen wurden als der zuverlässige Kern der revolutionären Kräfte angesehen, Leo Trotzki nannte sie „den Stolz und Ruhm der Revolution“. Doch wenn selbst diejenigen, denen man am meisten vertraute, die revolutionäre Sache verrieten, was konnte man dann noch von den anderen erwarten?  

Die Seeleute verlangten das Ende der Diktatur und forderten die Wiedereinführung der politischen Freiheit für alle sozialistischen Bewegungen des Landes. Wie die Bauern in Tambow wollten auch die Matrosen (die häufig ebenfalls aus der Bauernschaft stammten) die Wiederherstellung des freien Handels.

Die Rote Armee führte zwei Großangriffe auf den Stützpunkt durch, es gab tausende Opfer auf beiden Seiten. Rund 8 000 Aufständische schafften es dabei, nach Finnland zu fliehen.

Weitere Repressionen folgten. 2 103 Menschen wurden hingerichtet, weitere 6 459 erhielten Freiheitsstrafen.

Trotzdem erreichte die Kronstädter Rebellion einen Teil ihrer Ziele. Drei Tage nach ihrem endgültigen Ende wurde die „Neue Wirtschaftspolitik“ eingeführt, die freien Handel und kleine Privatunternehmen erlaubte.

3. Aufstand von Norilsk (1953)

Mit über 30 000 beteiligten Insassen war dies der größte und am längsten andauernde Häftlingsaufstand in der Geschichte der Gulags. Entstanden ist dieser in einem Lager für politische Gefangene in Gorlag, das nahe der sibirischen Stadt Norilsk gelegen war. Gründe für den Aufstand waren zu kleine Essensrationen, harte, fünfzehnstündige Arbeitstage und die Brutalität der Aufseher. Initialzündung war die Erschießung einiger Häftlinge mit Sturmgewehren.

Die Rebellion dauerte 70 Tage an und hatte die Charakteristik eines Streiks. Die Häftlinge verwalteten sich selbst, sabotierten die Arbeit im Lager und verlangten bessere Lebensbedingungen sowie eine Auswechslung der Leitung.

Die Suppression wurde blutig niedergeschlagen, über 150 Häftlinge starben dabei. Kurz darauf wurde das Lager geschlossen.

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4. Massaker von Nowotscherkassk (1962)

Anfang der 1960er-Jahre führte die gescheiterte Wirtschaftspolitik der Sowjetunion zu einem erheblichen Warenmangel und hohen Preisen sowie zu einer signifikanten Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. In vielen Städten gab es Proteste. Einer davon endete in einer Tragödie.

Über 5 000 Demonstranten, hauptsächlich Arbeiter einer lokalen Fabrik für Elektrolokomotiven, trafen sich am 1. Juni 1962 in der südrussischen Stadt Nowotscherkassk. Die Behörden riefen sie auf, den Protest zu beenden, hatten damit aber keinen Erfolg. Infolgedessen wurden Panzer geschickt, was die Demonstranten nur noch wütender machte.

Nachdem zwei Warnschüsse die Menschenmasse nicht von ihrem Marsch auf das Rathaus abhalten konnten, schoss die Polizei in die Menge. 26 Menschen wurden getötet, 87 verletzt.

Die sowjetische Führung ordnete an, den Vorfall zu verschleiern. Die Leichen der Opfer wurden nicht freigegeben und nachts auf weit entfernten Friedhöfen vergraben.

Weitere sieben Demonstranten wurden wegen Bandenbildung zum Tode verurteilt und exekutiert, 105 Demonstranten mussten Haftstrafen zwischen 10 und 15 Jahren absitzen.

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