Peter der Große (regierte von 1682 bis 1725) hatte eine Schwäche für alles Westeuropäische. Seine Frauen waren da keine Ausnahme. Obwohl er seit 1689 mit der russischen Adeligen Jewdokija Lopuchina verheiratet war, verspürte er keine tieferen Gefühle für sie. Stattdessen verliebte er sich in die junge und schöne Anna Mons, die Tochter eines westfälischen Weinhändlers aus Moskau. Schnell gingen Gerüchte um, Anna sei eine Kurtisane, doch das hielt den Zaren nicht von seiner Affäre ab. Diese dauerte von 1690 bis 1704 und führte dazu, dass Peter seine Ehefrau Lopuchina in einem Kloster einsperrte. Als der Zar erfuhr, dass Anna Mons ihn wiederum betrog, änderte er seine Meinung bezüglich ihrer Beziehung und trennte sich von ihr. Sie starb 1714 an Tuberkulose. Peter heiratete wenig später seine nächste große Liebe, die zukünftige Kaiserin Katharina I. Auch sie war keine ethnische Russin, sie stammte entweder aus dem Baltikum oder aus Polen.
Peters Nichte Anna Ioannowna herrschte von 1730 bis 1740 auf dem Zarenthron. Sie stammte aus dem Großherzogtum Kurland (heute Westlettland), das zur damaligen Zeit von den Deutschen regiert wurde. Nachdem der jugendliche Zar Peter II. ohne Nachkommen starb, wurde sie von Adeligen gebeten, Russland zu führen. Hierzu holte sie sich Unterstützung von ihrem langjährigen Liebhaber und Berater Ernst Johann Biron.
Annas Gegner bezeichneten ihre Regentschaft später als „Biron-Ära“ (Bironowschtschina) und nährten Legenden von einem boshaften Liebhaber, der die Zarin kontrollierte, sie zu knallharten Repressionen trieb und plante, Russland mit Deutschen zu füllen. Obwohl politische Unterdrückung die Herrschaft von Anna tatsächlich prägte, war das von Biron geschaffene Bild übertrieben. Er war einfach ein treuer Berater, der Anna überall hin folgte. Nach Annas Tod 1740 zwang man Biron ins sibirische Exil. Später erlaubte ihm Katharina die Große, nach Kurland zurückzukehren. Dort starb er 1772.
Nach einem Staatsstreich übernahm Elisabeth Petrowna, die Tochter Peters des Großen, den Zarenthron. Sie herrschte von 1741 bis 1762. Obwohl sie nie offiziell verheiratet war, hatte sie zahlreiche Liebhaber. Der Bekannteste ist Alexei Rasumowski. Rasumowski war der Sohn eines gewöhnlichen ukrainischen Kosaken, der als Chorknabe an den Hof kam. 1731, lange vor Elisabeths Thronbesteigung, wurde er zu ihrem Geliebten.
Rasumowski folgte ihr auf ihrem Weg zur Macht und wurde Graf und Feldmarschall. Für einen nichtadeligen Ukrainer zu dieser Zeit eine beeindruckende Karriere. Zeitzeugen berichteten, dass Rasumowski trotz seines Aufstieges freundlich und großzügig blieb. Es gibt sogar Gerüchte, dass Elisabeth ihn heimlich heiratete, sie können jedoch nicht bestätigt werden. Er starb 1771, sieben Jahre später als seine Geliebte.
Peter III., der Ehemann von Katharina der Großen, regierte bloß ein halbes Jahr (1762) und fiel hauptsächlich durch Eheprobleme auf. Kein Wunder, dass er sich einer anderen Frau zuwandte. Seine Auswahl, die Adelige Jelisaweta Woronzowa, verwunderte den Hofstaat jedoch: Woronzowa wurde als zu unattraktiv angesehen.
„Ihre Hässlichkeit ist kaum in Worte zu fassen, obwohl sie einen guten Körperbau und einen blassen Teint hat“, schrieb (rus) der französische Botschafter Jean-Louis Favier. Trotzdem liebte Peter die Frau und verbrachte fast seine gesamte freie Zeit mit ihr. Nachdem Peter im Auftrag Katharinas der Großen gestürzt wurde, wurde Woronzowa vom Hof verjagt, lebte von da an jedoch ein ruhiges Leben.
Wenn wir alle Geliebten von Katharina der Großen vorstellen würden, würde dieser Artikel unglaublich lang werden: Es waren insgesamt 23. Deshalb beschränken wir uns auf die beiden wichtigsten.
Der Erste ist Grigori Orlow, ein gutaussehender Graf, der ihr als Angehöriger der Kaiserlichen Garde dabei half, ihren Ehemann aus dem Weg zu räumen und den Thron selbst zu besteigen.
Wie Elisabeth überlegte auch Katharina, ihren Geliebten zu ehelichen. Die Idee wurde aber fallengelassen, da man Aufstände fürchtete, wenn die Zarin den mutmaßlichen Mörder ihres Ehemannes heiraten würde. Doch auch ohne Hochzeit lohnte sich die Zeit bei Hofe für Orlow. Er erhielt Titel, Ländereien und Geld. Das Herz der Zarin musste er sich jedoch teilen.
Ein weiterer Geliebter Katharinas war Grigori Potjomkin. Er hatte großen Einfluss in der Politik und beim Militär und wurde so zu einer der stützenden Säulen von Katharinas Herrschaft. Obwohl die Affäre schnell endete, war Potjomkin extrem wichtig für die Zarin.
Potjomkin reformierte die Armee, kämpfte erfolgreich gegen das osmanische Reich und eroberte die Krim sowie Moldawien für Russland. Abschließend lässt sich sagen, dass Potjomkin vermutlich die wichtigste Persönlichkeit in dieser Liste darstellte und neben der Zarin selbst die mächtigste Person im Reich Katharinas war. Sein Tod 1791 betrübte sie zutiefst. In ihrer Trauer schrieb (rus) sie: „Mein Lehrling, mein Freund, mein Idol ist gestorben.“
1796 übernahm Paul I. den Thron von Katharina der Großen. Von nun an gehörte der Thron bis zur russischen Revolution den Männern. Die Geliebten waren entsprechend weiblich und wenig in die Politik involviert.
Paul selbst verliebte sich, obwohl bereits verheiratet, unsterblich in die junge Anna Lopuchina.
Er ernannte Lopuchinas Vater zum Fürsten, benannte Kriegsschiffe nach ihr und ließ seinen Palast in ihrer Lieblingsfarbe Karmesinrot anstreichen. Trotzdem glauben viele, dass die Beziehung rein platonischer Natur war. Paul sah sich selbst als Kavalier, Lopuchina war seine holde Maid. Das würde auch erklären, warum er Lopuchina im Jahre 1800 erlaubte, ihren Jugendfreund Fürst Gagarin zu heiraten. Ein Jahr später fiel Paul einer Intrige zum Opfer.
Pauls Sohn Alexander regierte Russland von 1801 bis 1825. Er hatte unzählige Mätressen, aber nur eine schaffte es, ihn länger zu binden. Die aus Polen stammende Maria Naryschkina stahl das Herz des Zaren schon vor seiner Thronbesteigung und blieb 15 Jahre lang seine Gefährtin. Alexanders Beziehung zu seiner Frau, Zarin Maria, war dagegen etwas unterkühlt.
Einige Historiker glauben, dass Alexander Kinder mit Naryschkina hatte. Andere glauben dagegen, dass er unfruchtbar war. Als Zarin Maria auf einem Ball hörte, dass Naryschkina eventuell schwanger war, soll sie wütend geäußert haben (rus): „Als wüsste ich nicht, wer der Vater sein könnte”. 1813 löste sich die Verbindung zwischen Alexander und Naryschkina.
Im Gegensatz zu vielen anderen Herrschern auf dieser Liste, liebte Nikolaus I. (Herrscher von 1825 bis 1855) seine Ehefrau, Zarin Alexandra, tatsächlich. Trotzdem gibt es Gerüchte, dass er, nachdem Alexandra bei der Geburt ihres siebten Kindes ernsthaft erkrankte, eine Mätresse hatte. Dies war jedoch eine eher unübliche Affäre. Der Zar und Nelidowa hielten ihre Beziehung geheim, angeblich waren Alexandra und Nelidowa sogar befreundet.
„Nelidowa liebte den Zaren von ganzem Herzen. Sie interessierte sich nicht für seine Größe und Macht“, schrieb (rus) die Biografin Alexandra Sokolowa. Als Nikolaus 1855 starb, hinterließ er auch seiner Geliebten ein Vermögen. Sie spendete es für wohltätige Zwecke, lebte bei Nikolaus‘ Witwe und verbrachte ein ruhiges restliches Leben.
Dolgorukowa lernte den Zaren bereits im Alter von 11 Jahren kennen. Alexander war zu diesem Zeitpunkt bereits 41. Entsprechend blieb die Begegnung folgenlos. Acht Jahre später half der Zar der Familie Dolgorukowa beim Umzug nach Sankt Petersburg. Alexander und Katharina trafen sich erneut und verliebten sich ineinander. Die Affäre endete mit der Hochzeit der beiden.
Ende der 1860er Jahre kühlte die Beziehung zwischen Alexander und seiner ersten Frau Maria, die ihm acht Kinder geschenkt hatte, ab. Die Affäre mit Dolgorukowa war dagegen sehr ernst und tiefgründig. Sie schrieben einander 4.000 Briefe (die meisten sind bis heute im Archiv) und hatten vier gemeinsame Kinder. Als Maria 1880 an Tuberkulose starb, machte der Zar Dolgorukowa einen Antrag, woraufhin sie heirateten. Ihr Glück währte jedoch nur kurz: Alexander wurde 1881 von einem Revolutionär getötet. Dolgorukowa zog nach Frankreich, wo sie 1922 starb.
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