Architektur der Sowjetzeit: Ein Zaun wird zum Kultobjekt

Julia Absaltdinowa/Nikola-Leniwez
Egal in welcher Stadt Russlands oder der ehemaligen UdSSR man ist, man wird auf diesen Betonzaun stoßen. Ausgerechnet er, und nicht der Oliviersalat oder die Gewohnheit, nicht zu lächeln, verbindet Millionen von Menschen. Doch wie kam es dazu?

Minimalistische Ästhetik

Der Erschaffer dieser Mauer ist der Architekt Boris Lachman. Offiziell heißt die Konstruktion „PO-2-Zaun“; Lachman schuf sie in den 1970er Jahren, als er bei Mosgorstroj in der Abteilung für Materialien für Industrieanlagen arbeitete. Der Zaun besteht aus einem Stahlbetonrahmen mit einer eingebauten Betonplatte, die von einem Drahtgeflecht gestützt wird.

„Das Panel besitzt ein Reliefmuster aus Licht und Schatten, wodurch der in langen Reihen installierte Zaun weniger eintönig wirkte“, erklärte (rus) Lachman einst. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass der Betonzaun einen recht starken Lärmschutz bot, der die für die jeweiligen Wohngebiete wichtig war. 

Zaunfrei

Im Jahr 1981 entschloss sich Lachman, in die Vereinigten Staaten auszuwandern: Er reiste mit seiner Familie nach New York, wo er eine Anstellung im Architekturbüro von Richard M. Bellamy bekam, Gebäude renovierte sowie Bibliotheken und Schulen konzipierte. Heute widmet er sich der Malerei.

Ein typischer PO-2-Zaun, der das beschossene Weiße Haus in Moskau umschließt.

Auch wenn sich der Erschaffer selbst nicht mehr gerne an seine einstige Kreation erinnert, gilt der „Lachmanzaun“ immer noch als Symbol der Sowjetzeit: Sowohl Künstler als auch Designer greifen immer wieder auf dessen Ikonographie zurück. So entwarf der Künstler und Architekt Alexander Brodski im Jahr 2018 auf dem Festival „Archstojanie“ beispielsweise ein Kunstobjekt aus PO-2. Die Marke Pumastellte sogar Turnschuhe mit Sohlen, die dem Betonmuster ähnelten, her (rus)

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