Von Mao bis Honecker: Welcher Politiker war der beste Freund der Sowjetunion?

Geschichte
OLEG JEGOROW
Wir haben ein Ranking der besten Freunde der Sowjetunion erstellt. Hätten Sie genauso entschieden?

Mao Zedong (China)

1 von 5 roten Sternen

Ja, Mao (1893 - 1976), der 1949 die Volksrepublik China, wie wir sie kennen, gründete, war einst ein großer Freund der UdSSR. Während des Bürgerkriegs in China unterstützte die Sowjetunion eifrig Maos kommunistische Bestrebungen. Bei seinem Besuch in Moskau 1949 war Mao zu Gast in Stalins Datscha und unterzeichnete einen Vertrag über Freundschaft und gegenseitige Unterstützung. 

Später jedoch war Mao von der UdSSR sehr enttäuscht. Nachdem Nikita Chruschtschow Stalins Personenkult anprangerte und erklärte, Moskau werde friedlich mit den westlichen Kapitalisten zusammenleben, hatte es sich die Sowjetunion mit dem unerbittlichen Chinesen verscherzt. Von da an bis zu Maos Tod waren die Sowjets in China ebenso verhasst wie die Amerikaner – beide Staaten kämpften sogar einmal gegeneinander. 

>>> Streit um die Damanski-Insel: Warum China und Russland fast den Dritten Weltkrieg provozierten

Kim Il-sung (Nordkorea)

3 von 5 roten Sternen 

Bevor er der gottgleiche Herrscher der Demokratischen Volksrepublik Korea wurde (nach seinem Tode wurde er zum ewigen Führer ernannt, theoretisch ist er also noch immer im Amt), kämpfte Kim senior gegen die Japaner, die 1910-1945 Korea besetzten. 

So kam er in die UdSSR, wo er als Offizier der Roten Armee in den frühen 1940er Jahren gegen die Japaner antrat. Klingt ziemlich sowjetisch, oder? Darüber hinaus gefiel ihm der militärische Lebensstil so sehr, dass die Sowjets ihn fast zu einer politischen Laufbahn drängen mussten. Sie sahen in ihm einen geeigneten Verteidigungsminister. „Ich möchte ein Regiment kommandieren, dann eine Division ... Wozu brauche ich die Politik. Ich weiß nichts darüber und möchte das nicht machen”, beschwerte er sich einst. 

Später jedoch würde er eine 180°-Wende machen.

Als Korea befreit wurde (und sofort in sowjetische und US-amerikanische Einflusssphären aufgeteilt wurde), riss Kim Il-sung nach und nach die Macht an sich und verdrängte andere Führungskräfte, darunter auch pro-sowjetische. Während seiner Regierungszeit arbeitete Kim, obwohl Pjöngjang von der UdSSR großzügig wirtschaftliche und militärische Hilfe erhalten hatte, eng mit China zusammen und ersetzte den Marxismus-Leninismus nach Sowjetart durch den nationalistischen Juche als Staatsideologie. Das bringt ihm nur drei von fünf Sternen in unserem Ranking. Entschuldigung, Kim. 

>>> Nordkoreas Diktator Kim Il-sung und sein Leben in der Sowjetunion

Ho Chi Minh (Vietnam)

3 von 5 roten Sternen 

Ho Chi Minh (1890 - 1969) war seit den 1920er Jahren ein engagierter Sozialist, der sich für den Marxismus einsetzte. Als vietnamesischer Emigrant besuchte er 1923 die UdSSR und traf Leo Trotzki. Später gründete er die Kommunistische Partei Vietnams (die dort immer noch regiert) und führte die antikolonialistische Bewegung an. 

Er hatte keine Zeit, noch einmal nach Moskau zu kommen. Der Kampf gegen die Franzosen und danach gegen das proamerikanische Südvietnam nahmen ihn zu sehr in Anspruch. Aber seine sowjetischen Kameraden unterstützten die Regierung von Ho Chi Minh und betrachteten ihn als den Hauptverbündeten der UdSSR in Indochina. 

Sowjetische Wissenschaftler halfen sogar bei der Einbalsamierung seines Leichnams. In Hanoi steht ein Mausoleum ähnlich wie das Lenins am Roten Platz in Moskau. Ein eigenes Mausoleum ist eine Ehre, die nur sehr wenigen Menschen zuteilwird, wie Sie sicher wissen. 

Gamal Abdel Nasser (Ägypten)

4 von 5 roten Sternen 

Gamal Abdal Nasser (1918 - 1970) war der beliebteste arabische Führer seiner Zeit und Symbol für den Unabhängigkeitskampf der Araber. Er war kein Kommunist. Außerdem unterdrückte er die kommunistische Partei Ägyptens und verbot deren Aktivitäten. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, der beste Freund der UdSSR im Nahen Osten zu werden.

In den Kriegen zwischen den arabischen Ländern und Israel unterstützte Moskau die Araber und versorgte Nasser mit Finanzmitteln. „Die westlichen Mächte haben alles getan, um Ägypten in ihre Einflusszone zu bringen, aber wir haben uns dieser Politik entschieden widersetzt, sagte Nasser 1958, als er Chruschtschow traf. 

Der Höhepunkt von Nassers Romanze mit Moskau wurde 1964 erreicht. Als Nasser die Sowjetunion besuchte, bestand Nikita Chruschtschow darauf, dem Ägypter die höchste Auszeichnung der UdSSR zu verleihen: den Titel eines Helden der Sowjetunion. Nasser fühlte sich sehr geschmeichelt.

Doch nach seinem Tod 1970 zerbrach die Freundschaft zwischen der Sowjetunion und Ägypten. Das Land vollzog einen politischen Kurswechsel und wandte sich den USA zu. 

Erich Honecker (DDR)

5 von 5 roten Sternen 

Kennen Sie die Malerei an der East Side Gallery (Berliner Mauer), die den berühmten Bruderkuss zwischen Erich Honecker und Leonid Breschnew zeigt? 

Nun, Genosse Breschnew küsste sicher viele Staats- und Regierungschefs der Welt, aber Honecker (1912 - 1994), der von 1971 bis 1989 Staatsratsvorsitzender der DDR war, ist ein Sonderfall. In ganz Osteuropa gab es kaum einen loyaleren pro-sowjetischen Führer.

Als hartgesottener Kommunist verbrachte Honecker unter dem Nazi-Regime acht Jahre hinter Gittern. Dann, nach der Teilung Deutschlands, machte er schnell Karriere in der alleinherrschenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und ersetzte dort Walter Ulbricht. Bis zum Mauerfall regierte Honecker die DDR mit eiserner Faust - und mit Moskaus Segen. Unter Michail Gorbatschow endete die Verbundenheit. 

Übrigens war natürlich auch Honecker ein Held der Sowjetunion! 

Fidel Castro (Kuba)

5 von 5 roten Sternen 

Wenn Ihr Freund bereit ist, den dritten Weltkrieg für Sie zu beginnen, der höchstwahrscheinlich dazu führen würde, dass er und sein ganzes Land den nuklearen Untergang erleben, dann muss das unserer Meinung nach echte Freundschaft sein. Eine Menge Wahnsinn ist jedoch auch dabei. 

Das war es, was Fidel Castro (1926 - 2016) für den Kommunismus tun wollte: Während der Kubakrise von 1962 bat er Chruschtschow im Grunde, den Konflikt mit den USA eskalieren zu lassen, indem er sich weigern sollte, sowjetische Raketen aus Kuba abzuziehen. Für die USA war das eine massive Bedrohung.  

Chruschtschow war irritiert von Castros Plan und soll zu seinen Mitarbeitern gesagt haben: „Ich kann es nicht glauben…Gestern hat Castro uns den Vorschlag gemacht, einen Atomkrieg zu beginnen ... Hat er den Verstand verloren? Oder hat er vielleicht gar keinen?” 

Zum Glück wurde die Katastrophe abgewendet. Castro (der Chruschtschows Worte glücklicherweise nicht gehört hatte) blieb ein treuer Verbündeter der UdSSR in Lateinamerika. Kubanische Freiwillige beteiligten sich an den Kriegen der Dritten Welt, um die pro-sowjetischen Seite zu unterstützen. Der Bürgerkrieg in Angola ist dafür das beste Beispiel. Mehr als 50 000 Kubaner kämpften dort. Mehrfach reiste Castro in die UdSSR. Müssen wir extra erwähnen, dass auch er ein Held der Sowjetunion ist? 

Der Comandante überlebte die meisten seiner sowjetischen Freunde (Chruschtschow, Breschnew, Andropow) und sogar die UdSSR selbst, die 1991 unterging. Castro starb erst 25 Jahre später. 

>>> Raketen für Castro: Wie die Sowjetunion 1962 die USA austrickste

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