Wie Jacqueline Kennedy und ein sowjetischer Poet Freunde wurden

Andrei-Wosnessenski-Stiftung; Getty Images
Die First Lady und der sowjetischer Dichter Andrej Wosnessenskij waren eng miteinander verbunden und trafen sich viele Male auf beiden Seiten des Ozeans. Es gab sogar Gerüchte über eine Affäre. Sie waren fast 30 Jahre lang befreundet, bis Jacqueline starb.

Wie der sowjetische Dichter seine eigenen Gedichte vorträgt, erlebte Jacqueline Kennedy erstmals 1967 im UN-Gebäude in New York. Sie verstand die russischen Worte nicht, aber der Rhythmus, die Melodie und das unglaubliche Charisma des Poeten fesselten und berührten sie. Die First Lady war ein Bücherwurm und eine Verlegerin, die sich für Russland, dessen Geschichte und Ballett interessierte und russische Emigranten zu ihren Freunden zählte. Wosnessenskij, der mitten im Kalten Krieg auf wundersame Weise nach Amerika gekommen war, führte Jacqueline in die russischen Moderne ein und wurde zu einem wahren Freund von ihr. 

Der Schüler Pasternaks 

Er gehörte zusammen mit Jewgenij Jewtuschenko, Robert Roschdestwenskij, Bella Achmadulina, Wassilij Aksjonow und Bulat Okudschawa zur sowjetischen Dichtergeneration der sogenannten „Sechziger“. 

Der legendäre Boris Pasternak schenkte ihm die literarisches „Eintrittskarte ins Leben“ – er war es, der dem 14-jährigen Dichter seine Gedichte schickte. Der ältere Kollege schätzte sie sehr und rief Wosnessenskij sogar an und lud ihn zu einem Besuch ein. Er wurde zum Mentor des jungen Dichters.

Bereits im Alter von 25 Jahren war Wosnessenskij ein unglaublich beliebter Dichter. Mit seinen Auftritten füllte er ganze Stadien(!) und seine Gedichtbände waren stets innerhalb weniger Tage ausverkauft. 

1961 wurde sein Name unerwartet in die Liste der sowjetischen Schriftstellerdelegation nach Amerika aufgenommen – eine Reise in die USA war der Wunschtraum eines jeden sowjetischen Bürgers. Im selben Jahr wurde Jacqueline Kennedy die First Lady.

Die Reise nach Amerika

Wosnessenskij hatte hervorragende Englischkenntnisse (die er einer Lehrerin zu verdanken hatte, in die er verliebt war, erzählte er allen). Dies ermöglichte es ihm, sich frei mit den Amerikanern zu unterhalten, mit „Oxford-Akzent, wie die lokalen Zeitungen schrieben.

Die Kongressbibliothek verfügt immer noch über stundenlange unverschlüsselte Video- und Audioarchive von Wosnessenskijs Auftritten und seinen Begegnungen mit der kulturellen und intellektuellen Elite Amerikas. Der Dichter war mit dem Dramatiker Arthur Miller und dem Schriftsteller Kurt Vonnegut befreundet. 

Bei einem Empfang mit dem Milliardär Peter Peterson lernte der Dichter die Familie Kennedy kennen.

Schmetterling Jacqueline

„Russland war ihre Leidenschaft“, schrieb Wosnessenskij in seinen Memoiren über Jacqueline Kennedy“. Ihre Leidenschaft war auch der Dichter selbst oder besser gesagt seine Dichtung. Nach dem ersten Treffen UN-Gebäude verpasste sie keinen einzigen seiner Auftritte in New York. 

Wosnessenskijs Frau erinnert sich daran, wie Jacqueline manchmal extra angereist kam, um die Auftritte des Dichters mitzuerleben, sei es in den Vereinigten Staaten oder in Europa. Sie saß immer in der ersten Reihe „in einem Pelzmantel oder einer Pelzstola“ und hörte ihm mit Hingabe zu. 

„Jacqueline, bereits nicht mehr Kennedy, sondern Onassis [nach der Heirat mit dem griechischen Milliardär – Russia Beyond] war für mich eine der teuersten und notwendigsten Persönlichkeiten der westlichen Kultur. Eine kultivierte Europäerin, ein Star mit unfehlbarem Geschmack...“, schrieb Wosnessenskij selbst über seine Bewunderin.

1991 veranstaltete die New Yorker Galerie Sperone Westwater eine Ausstellung mit der visualisierten Poesie Wosnessenskijs – eine Art Collage seiner Gedichte, Zeichnungen und Fotos (das Genre wurde vom Dichter selbst erfunden). Jacqueline gefiel besonders Nabokows Schmetterling und der Dichter schenkte es der der First Lady. Der Schmetterling hing im Wohnzimmer ihres Haus auf der Fifth Avenue, in dem auch Wosnessenskij zu Besuch war. Später erinnerte sich der Dichter daran, dass er darum gebeten hatte, einen „Schmetterling“ für andere Ausstellungen auszuleihen, was diese ihm nicht abschlug. Als er ihn zurückgeben wollte, war Jacqueline bereits verstorben. 

Der Schmetterling ohne Herrin

Wurde zum Schmetterling Jacquelines.

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