Diese russischen Generäle kämpften gegen die Bolschewiki

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Diese russischen Militärführer hätten die Geschicke des Landes im 20. Jahrhundert bestimmen können. Doch die Geschichte hatte andere Pläne.

Nicht alle Russen begrüßten die Oktoberrevolution von 1917, als die Bolschewiki in dem vom Ersten Weltkrieg gezeichneten und von inneren Widersprüchen zerrissenen und von Hunger geplagten Land die Macht ergriffen. Viele teilten den Standpunkt einer Frau, die der Schriftsteller Ivan Bunin in seinem Revolutionstagebuch „Verfluchte Tage“ (rus) zu Wort kommen lässt: „Wer hat von den Bolschewiki profitiert? Es wurde nur noch schlimmer und vor allem für uns, das gemeine Volk!“

Einige der Unzufriedenen kämpften mit Waffengewalt gegen die Bolschewiki. Im russischen Bürgerkrieg, der 1918 ausbrach, standen sich die anti-kommunistische Weiße Armee und die Rote Armee der Bolschewiki gegenüber. Vier Jahre tobte der brutale Kampf, der zehn Millionen Russen das Leben kostete. Die Weißen verloren. Was wurde aus ihren Anführern? 

Lawr Kornilow  (1870 – 1918)

Kornilow, General der russischen Armee, versuchte die Bolschewiki im Juli 1917, noch vor deren Machtübernahme, zu bekämpfen. Während die politischen Debatten noch tobten, führte er seine Truppen von der Front nach Petrograd, um die Übergangsregierung zu stürzen. 

Sein Putschversuch scheiterte. Die Straßen zur Hauptstadt waren blockiert, und die Soldaten der Garnison, die der gemäßigten Regierung treu geblieben waren, nahmen Kornilow und seine Männer fest. „Er verbrachte den größten Teil seines Lebens damit, für das Wohl Russlands zu kämpfen und hatte keine Zeit, über die Vor- und Nachteile eines politischen Systems nachzudenken“, erinnerte sich (rus) Kornilows Adjutant. „Er war dem Staat treu ergeben, er betrachtete ihn als nahezu mystisch und göttlich.“ 

Angesichts der nach seiner Meinung bolschewistischen Verräter, die Russlands Einheit seiner Auffassung nach unterminierten, beschloss Kornilow, diese entschlossen zu bekämpfen. Wie viele andere Gegner der Bolschewiki (von Monarchisten bis zu gemäßigten Sozialisten) erreichte Kornilow den Don im Süden, wo mit der Freiwilligenarmee eine der ersten Einheiten der Weißen Armee gegründet wurde. Kornilow, ein Held des Ersten Weltkrieges und zweifelsohne eine Autorität, übernahm deren Führung.

„[Während der ersten Kämpfe] bewies sich Kornilow als hervorragender Kommandant. Er war immer bei seinen Leuten und hat jede Schlacht persönlich geführt“, schreibt (rus) sein Biograf. Letztendlich wurde ihm dies zum Verhängnis. Im April 1918 wurde er von einer Granate tödlich verwundet. Damit verlor die Weiße Armee sehr früh einen ihrer besten Führer. 

Anton Denikin (1872 – 1947)

„Ich habe vorher geglaubt und glaube immer noch, dass der Kampf gegen die Bolschewiki bis zu ihrer Niederlage notwendig ist“, sagte (rus) General Denikin einmal. „Sonst wird nicht nur Russland, sondern ganz Europa zur Ruine.“ Nach Kornilows Tod im April 1918 übernahm er das Kommando über die Freiwilligenarmee. 

Später leitete Denikin die Streitkräfte in Südrussland, die tapfer gegen die Roten kämpften und die Krim, die Ukraine und einen großen Teil Südrusslands eroberten und bis Oktober 1919 auch Moskau erreichten. Dennoch musste Denikin ab Winter 1919/1920 den Rückzug antreten. Er verlor eine Stadt nach der anderen und musste im April schließlich aufgeben. 

Umgehend verließ er das Land auf einem britischen Kriegsschiff. Als Emigrant führte Denikin ein ruhiges Leben und schrieb seine Memoiren. Während des Zweiten Weltkriegs, er war bereits ein alter Mann, kämpfte (rus) er gegen jene Emigranten aus den Reihen der Weißen, die Hitler unterstützten: „Sie werden ... russisches Blut verschütten, vergeblich, und Russland wird nicht befreit, sondern nur noch mehr versklavt werden.“

Alexander Koltschak (1874-1920)

Während Kornilow und Denikin im Süden Russlands kämpften, griff Admiral Koltschak die Bolschewiki im Fernen Osten und in Sibirien an. Koltschak war in seiner Freizeit Polarforscher, der im Russisch-Japanischen Krieg von 1904-1905 kämpfte und im Ersten Weltkrieg die Schwarzmeerflotte anführte. Er verbrachte ein Jahr im Ausland, nachdem er, ein ergebener Monarchist, von den Bolschewiki zum Rücktritt gezwungen worden war. 

Im September 1918 kehrte er jedoch zurück, um sein Land von der „Roten Pest“ zu befreien. Koltschak wurde zum Obersten Regenten Russlands ernannt und als Anführer der Weißen anerkannt. Er kooperierte eng mit den Briten, Franzosen und Japanern. 

Im Frühjahr 1919 vereinigte Koltschak die antibolschewistischen Streitkräfte Ostrusslands, besiegte die Bolschewiki und erreichte die Wolgaregion. Aber dann verlor die Weiße Armee, der es an Reserven mangelte (Koltschak sagte immer: „Wir müssen Menschen tolerieren, die nicht in ihre hohen Positionen passen, weil wir keine Leute haben, die sie ersetzen können.“), an Boden. Im Sommer gingen die Bolschewiki in die Offensive und ein halbes Jahr später war Koltschaks Armee besiegt. Er wurde verhaftet und hingerichtet. 

>>> Admiral Koltschak: Russischer Patriot oder britischer Spion?

Nikolai Judenitsch (1862 – 1933)

Während des Ersten Weltkrieges führte General Judenitsch die Kaukasusfront an und besiegte die Türken. Sein Spitzname war „der neue Suworow“. 

Doch im Bürgerkrieg war er erfolglos. Als Führer der Nordwestarmee befehligte er den Angriff auf Petrograd im Herbst 1919. Damals hatte die Rote Armee alle Streitkräfte im Süden konzentriert und kämpfte gegen Denikin. Die Chance, dass die Hauptstadt von Judenitschs Männern erobert werden könnte, schien real. 

Doch Leo Trotzki, der Militärminister der bolschewistischen Regierung, schaffte es, alle Kräfte zu mobilisieren und Judenitsch zu bezwingen. Seinen 20.000 Soldaten standen plötzlich 60.000 Rote gegenüber. Judenitsch wurde verhaftet und musste das Land verlassen. Er lebte bis zu seinem Tode noch 14 Jahre lang im Exil.  

Peter Wrangel (1878 – 1928)

General Wrangel, der wegen seiner adeligen Herkunft und seiner schwarzen Kleidung den Spitznamen „Schwarzer Baron“ trug, stieg 1920 in die höchsten Ränge der Weißen Armee auf, nachdem Denikin mehrere Schlachten verloren hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Weiße Armee nur die Krim unter ihrer Kontrolle und war von den Roten umgeben. 

Wrangel war sowohl politischer als auch militärischer Führer und regierte das gesamte Gebiet, das von den Weißen kontrolliert wurde. Gleichzeitig tat Wrangel sein Bestes, um die Fehler seiner Vorgänger zu korrigieren und mehr Anhänger für die Sache der Weißen zu gewinnen. Er arbeitete an der Agrarreform, versprach den ethnischen Minderheiten nationale Autonomie und noch vieles mehr. Unglücklicherweise übernahm Wrangel die Macht erst, als der Krieg im Grunde schon verloren war. 

Im November 1920 durchbrachen die Roten die weiße Verteidigungslinie auf der Krim. Das war das Ende. Wrangel organisierte die Evakuierung seiner Streitkräfte und half rund 100.000 Menschen, die russischen Küsten unbeschadet zu verlassen. 1928 starb er in Belgien an Tuberkulose. 

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