Die drei berühmtesten Verführerinnen der russischen Geschichte

Alexei Antropow/Kunstgalerie von Twer; Sputnik; A. Bochman; Pixabay
Die Männerwelt lag ihnen zu Füßen. Doch weder Ehegatten noch Liebhabern gelang es, diese unkonventionellen Damen für immer an sich zu binden.

Katharina II.

Zu Lebzeiten der russischen Kaiserin gab es weitverbreitete Gerüchte, dass sie eine Nymphomanin sei und einen unersättlichen Sexualtrieb habe. Diese Gerüchte halten bis heute an. Es gibt literarische Werke, die sich Katharinas sexuellen Abenteuern widmen. Angeblich hat sie zwischen 200 und 300 Liebhaber und spezielle Vorlieben bis hin zu Perversitäten gehabt. Doch die meisten Behauptungen fallen in die Kategorie Klatsch und Tratsch. Verbrieft sind 23 Liebhaber. Die Beziehung zur Kaiserin ging nur für wenige davon gut aus. 

Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg war eine deutsche Prinzessin, bevor sie als Katharina II. oder Katharina die Große bekannt wurde. Sie kam 1744 nach Russland und heiratete ein Jahr später Peter III., den Erben des russischen Thrones. Ihr Mann war jedoch nicht im Geringsten an ihr interessiert: „Es war sehr deutlich, dass der Großherzog mich überhaupt nicht liebte“, schrieb Katharina. „Zwei Wochen nach der Hochzeit erzählte er mir, dass er in Mademoiselle Carr verleibt sei, eine der Trauzeuginnen.“ 

Eine der ersten berühmten Affären Katharinas war Grigori Orlow, ein stattlicher Graf und Mitglied der kaiserlichen Garde. Sie überschüttete ihn mit Titeln, Land und Geld und bekam ein Kind von ihm. Grigori half ihr, Peter III. vom Thron zu stürzen. Der Graf und dessen Brüder erfreuten sich großer Beliebtheit in der Armee. Daher gelang es ihnen, genügend Unterstützer für eine Palastrevolte zu finden. Kurz darauf starb Peter III. unter mysteriösen Umständen. Katharina hätte Orlow gerne geehelicht, doch in der Öffentlichkeit galt er als Mörder des Kaisers. Die Leidenschaft Katharinas für Orlow erlosch bald und sie wandte sich dem nächsten Liebhaber zu, und dem nächsten und … 

Nur wenige gingen unbeschadet aus einer Affäre mit der Kaiserin hervor. Wenn sie ihrer  überdrüssig wurde oder sie es wagten, sich einer anderen Frau zuzuwenden, jagte Katharina sie vom kaiserlichen Hof und schickte sie in die Verbannung, ohne Aussicht darauf, jemals wieder ins Land zurückkehren zu dürfen. 

Katharinas letzte Liebschaft war 22 Jahre alt. Die Kaiserin war zu diesem Zeitpunkt 60. Die Beziehung hielt bis zum Tode Katharinas im Alter von 67 Jahren.  

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Lilja Brik

„Man muss einem Mann zeigen, dass er wunderbar und großartig ist, auch wenn andere es nicht sehen. Lassen Sie ihn das tun, was er zu Hause nicht darf. Ein paar schöne Schuhe und seidene Unterwäsche erledigen den Rest“, riet Lilja Brik, eine der großen Musen der russischen Avantgardisten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese junge Frau aus einer wohlhabenden jüdischen Familie als „Predigerin der Verderbtheit“, als „Frau mit einer erhöhten sexuellen Neugier“ und unzähligen anderen fragwürdigen Beinamen tituliert. 

Meist waren es Frauen, die Boshaftes über Lilja Brik zu sagen hatten, während die Männer ihr zu Füßen lagen. Zu ihren Bewunderern gehörte beinahe die gesamte Avantgarde Russlands. Im Ausland wurde sie von Pier Paolo Pasolini, Louis Aragon und Yves Saint Laurent verehrt. 

Vor allem aber war ihr der Dichter Wladimir Majakowski verfallen, der legendäre „Barde der Revolution“. Ihre Beziehung dauerte 15 Jahre. Es war eine Dreiecksbeziehung mit Briks Ehemann Ossip.  Letztendlich endete die Liebschaft damit, dass sich Majakowski ins Herz schoss.

Nach seinem Selbstmord war Lilja Brik noch zweimal verheiratet und hatte unzählige Affären. Mit 86 Jahren nahm sie sich mit einer Überdosis Schlaftabletten ebenfalls das Leben. 

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Alexandra Kollontai

Alexandra Kollontai scherte sich nie viel um Anstand, soziale Erwartungen oder die üblichen Verhaltensnormen. Tatsächlich tat sie alles, um sie zu ändern. Die spätere Revolutionärin wurde in eine wohlhabende St. Petersburger Adelsfamilie hineingeboren. Sie widersetzte sich dem Vater, der sie mit einem angesehen General verheiraten wollte und ging stattdessen 1893 eine Ehe mit einem mittellosen entfernten Verwandten ein. Sie führte eine Beziehung zu Dritt mit ihm und einem seiner Kollegen. 

Alexandra Kollontai (die zweite von links) und ihr Mann Pawel Dybenko (links)

Doch bald wurde ihr das zu langweilig und sie ließ Ehemann, Geliebten und ihren Sohn zurück, um in die Schweiz zu ziehen. Von dort aus unterstützte sie die russische revolutionäre Bewegung. Als die Bolschewiki die Macht übernommen hatten, kehrte Kollontai nach Russland zurück. Sie war die erste Frau, die einen Ministerposten übernahm, setzte sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein und propagierte die freie Liebe. 

Sie war überzeugt, dass die Ehe als Institution ihren Zweck überlebt hatte und dass die Rolle der Frau viel weiter gefasst sei als allgemein angenommen. Kollontai hatte unzählige Beziehungen. Sie erinnerte sich nicht einmal an alle. Anders als ihre Liebhaber, von denen sich einige aus Kummer das Leben nahmen. Im Alter von 50 Jahren begann sie eine Affäre mit einem zwanzig Jahre jüngeren Franzosen. 

Sie verbrachte die letzten Jahrzehnte ihres Lebens in Skandinavien als Botschafterin und hielt regelmäßig Gesellschaften und Empfänge ab, bis sie zunehmend von Lähmungserscheinungen geplagt wurde. 

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