Freizeit eines Diktators: Welche Hobbies hatte Josef Stalin?

Fjodor Kislow/MAMM/MDF; Legion Media; Pixabay
Der sowjetische Führer liebte unter anderem Bücher, Billard und Scherze auf Kosten anderer.

 Josef Stalin ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der sowjetischen Geschichte, zugleich geliebt und gehasst. Er war der Führer, unter dem der Große Vaterländische Krieg gewonnen wurde. Zugleich war er verantwortlich für den Tod unzähliger Landsleute. Jeder kann sich seine eigene Meinung über Stalin bilden. Unstreitig ist, dass er die sowjetische Geschichte nachhaltig geprägt hat.

Aber was ist über den Privatmann Stalin bekannt? Wie hat er seine Freizeit gestaltet? 

1. Lesen

Seine Eltern haben in Stalin die Leidenschaft fürs Lesen geweckt, schon von Kindheit an. Angeblich besaß er rund 40.000 Bücher (rus), davon standen 10.000 in der Bibliothek seines Privathauses, der Datscha in Kunzewo außerhalb von Moskau. Er war ein schneller Leser, der oft viele Randnotizen machte. Als Teenager schrieb er auch Gedichte, aber als seine Polit-Karriere an Fahrt aufnahm, fehlte ihm dafür die Zeit.

2. Filme 

Josef Stalin auf einem Parteitag der KPdSU, 1927

Auch Josef Stalin brauchte manchmal eine Auszeit von der Arbeit. Dann besuchte er das Bolschoi-Theater oder sah sich einen Film in seinem privaten Kino im Kreml an. Der Sowjetführer war ein leidenschaftlicher Cineast, der häufig Parteifreunde zu Filmvorführungen einlud. Auch ausländische Filme flimmerten über die Leinwand, die es aber oft nie über die Kremlmauern hinaus schafften.  

Der Diktator selbst ernannte und entließ Filmbosse, überwachte persönlich die Dreharbeiten „wichtiger“ Filme, las Skripte und sah sich alle Filmfotos an. Es heißt, einer seiner sowjetischen Lieblingsfilme sei „Wolga-Wolga“ von 1938, eine Musikkomödie von Grigori Alexandrow, die die Geschichte einer Gruppe von Amateurdarstellern erzählt, die nach Moskau reisen, um an einem Talentwettbewerb teilzunehmen. Stalin soll angeblich alle Lieder und Dialoge auswendig gekannt haben (rus)

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3. Gutes Essen 

Der sowjetische Führer war auch ein großer Freund von gemeinsamen Abendessen mit Gerichten vor allem der europäischen, russischen und georgischen Küche. Es gab selbstgebackenes Brot, Getränke, Vorspeisen, Salate, Suppen und warme Gerichte. Das Personal stellte die Speisen bereit und verließ dann das Zimmer. Stalin und seine Gäste bedienten sich selbst am Buffet. Solche kulinarischen Zusammenkünfte konnten sechs Stunden oder länger (rus) dauern. 

Stalin beschäftigte angeblich drei Köche (rus) auf seinem Anwesen und bei Bedarf einen zusätzlichen Koch im Kreml. 

Konserven kamen bei ihm nicht auf den Tisch. Er hatte sogar einen Fischteich auf seinem Anwesen, damit auch dieser stets fangfrisch war. Eine Weinkellerei besaß er ebenfalls. Gelegentlich stand der Sowjetführer auch selbst am Herd. Schaschlik soll eine seiner Spezialitäten gewesen sein. 

4. Scherze und Trinkspiele  

Viele seiner Zeitgenossen erwähnten Stalins seltsamen Sinn für Humor - seine Witze waren manchmal ziemlich vulgär und beleidigend. Er hat auch nie eine Gelegenheit verpasst, seine Gäste, Parteifreunde oder die Hausangestellten an der Nase herumzuführen und sich darüber lustig zu machen.  

Wenn er mal keine Lust auf Staatsangelegenheiten hatte, fragte er seine Sicherheitsbeamten, wieviel Grad draußen waren. Dann verglich er ihre Schätzungen mit seiner und der tatsächlichen Temperatur. 

Dieses Spielchen trieb er auch mit seinen Gästen. Diese mussten dann für jedes Grad, das sie daneben lagen, ein Glas Wodka trinken. 

5. Billard und „Gorodki“ 

Stalin spielt „Gorodki“

Eine von Stalins Lieblingsbeschäftigungen war das Billardspielen - er war ein Spieler und ein Sportsmann und mochte es nicht, wenn jemand ihn absichtlich gewinnen ließ. Er pflegte eine besondere Tradition. Der Verlierer musste unter den Billardtisch kriechen. Ein Schicksal, das Nikita Chruschtschow häufig ereilte.

Ein anderes Spiel, das ihm sehr gut gefallen hat, war „Gorodki“ - ein Spiel, bei dem die Teilnehmer versuchen, hölzerne „Städte“ niederzuschlagen, indem sie Stöcke darauf werfen. 

Der berühmte Luftfahrtkonstrukteur Sergej Iljuschin beschrieb (rus) in seinen Memoiren, wie Stalin bei einem Termin auf seinem Anwesen vorschlug, dieses Spiel zu spielen, um eine sinnlose Diskussion zu unterbrechen. „Stalin hörte zu, ohne selbst ein Wort zu sagen. Fast eine Stunde lang. Nachdem er begriffen hatte, dass es keine Lösung gab, beendete er die Diskussion und schlug vor, ‚Gorodki‘ zu spielen. Alle waren einverstanden. Vier Stunden lang ging das Spiel. Stalin war ein begeisterter und sehr guter Spieler. Über die Verlierer machte er sich lustig …“  

6. Frische Luft und Gartenarbeit  

Der Sowjetführer verbrachte auch viel Zeit draußen, im Winter auf seiner offenen Terrasse oder im Sommer im Park. Dabei erledigte er seine täglichen Pflichten, wie die Unterzeichnung offizieller Dekrete oder Hinrichtungsbefehle. 

Er beteiligte sich auch aktiv am Gartenbau und Landwirtschaftsbetrieb auf seinem Anwesen. Er erklärte, wo ein Beet oder ein Weg angelegt werden sollte. Stalin verfolgte die landwirtschaftlichen Neuigkeiten und experimentierte mit dem Anbau verschiedener Gemüse und Früchte. So kam es, dass im Herbst 1948 einige Moskauer Geschäfte Wassermelonen verkauften. Es stellte sich heraus (rus), dass sie von Stalins Farm stammten, die in diesem Jahr acht Tonnen davon produziert hatte.

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