Anastasia Nikolajewna Romanowa
gemeinfreiWir können nicht sicher sagen, warum Anastassia zum Mittelpunkt von Gerüchten und Legenden wurde. Wahrscheinlich, weil sie die jüngste Tochter von Kaiser Nikolaus II. und Alexandra Fjodorowna war. 1901 als vierte Tochter der Familie geboren, folgte nach ihr, drei Jahre später, 1904, nur noch Alexei, der lang ersehnte Thronerbe.
Es gibt keine eindeutigen Quellen über einen Ursprung der Legende, dass Anastassia die Hinrichtung überlebt habe. In der russischen Geschichte gab es oft Betrüger, die behaupteten, auf wundersame Weise gerettete Herrscher zu sein. Drei falsche Dmitris, die sich alle als Sohn von Iwan dem Schrecklichen ausgaben, oder Jemeljan Pugatschow, der Kosakenrevolutionär der 1770er Jahre, der behauptete, er sei Peter III., der gar nicht unter mysteriösen Umständen gestorben sei.
Zarin Alexandra Fjodorowna mit Tochter Anastasia Nikolajewna Romanowa
BundesarchivBevor Anastassia geboren wurde, war ihre Mutter, Kaiserin Alexandra, sehr darum bemüht, einen Erben auf die Welt zu bringen. Sie hatte bereits drei Töchter. Nach den russischen Erbgesetzen konnte eine Großherzogin den Thron jedoch erst erben, wenn alle männlichen Erblinien beendet waren. So wäre Großherzog Michail Alexandrowitsch, der jüngere Bruder von Nikolaus II., der nächste in der Reihe der Nachfolger, der nicht zur herrschenden Familie und insbesondere nicht zur Kaiserin Alexandra passte.
Anthelme Nizier Philippe
gemeinfreiAlexandra beschäftigte sich viel mit Mystik. 1901 erschien am russischen Hof ein Hypnotiseur und Scharlatan namens Anthelme Nizier Philippe. Er nahm die Zarin und den Zaren für sich ein. Alexandra schenkte er eine Ikone mit einem winzigen Glöckchen, dass ihr die schlechten Absichten von Menschen in ihrem Umfeld enthüllen würde. Philippe sagte auch die Geburt eines Sohnes voraus. Doch dann wurde Anastassia geboren, zur Enttäuschung vieler Menschen innerhalb der kaiserlichen Familie (mit Ausnahme ihrer Mutter und ihres Vaters natürlich). „Alix hat wieder nur eine Tochter geboren“, schrieb Maria Fjodorowna, Nikolaus‘ Mutter, an ihre Tochter Großherzogin Xenia Alexandrowna.
Es gibt nicht viele Informationen über Anastassias Privatleben, vor allem, weil es recht unauffällig war und sich nicht vom Leben der anderen Zarentöchter unterschied. Anastassia wurde zu Hause unterrichtet. Sie soll keine sehr fleißige Schülerin gewesen sein. Sie liebte es zu singen und zu tanzen und malte häufig Aquarelle.
Zarin Alexandra Fjodorowna mit Tochtern Tatjana Nikolajewna und Anastasia Nikolajewna
gemeinfreiWährend des Ersten Weltkriegs meldete sich Anastassia wie ihre Schwestern freiwillig als Krankenschwester im Palast von Zarskoje Selo. Viele der Räume dort waren in Krankenzimmer umgewandelt worden.
Bürger Nikolaus Romanow mit Tochtern Olga, Anastasia und Tatjana in Tobolsk im Winter 1917
gemeinfreiNach der Revolution von 1917 und der Abdankung von Nikolaus wurden der ehemalige Zar und seine Familie (einschließlich Anastassia) als Gefangene nach Tobolsk und dann nach Jekaterinburg gebracht, wo Anastassia am 18. Juni 1918 ihren letzten Geburtstag feierte.
Ganina Jama, ein Ort, an dem die erste Grabstätte entdeckt wurde. Die Leichen der Romanows befanden sich jedoch an anderer Stelle.
Anatolij Semechin/TASSAnastassia und der Rest ihrer Familie wurden am Morgen des 17. Juli 1918 erschossen. Ihre Leichen wurden in einen Minenschacht in der Nähe des Dorfes Koptjaki, zehn Meilen nördlich von Jekaterinburg, gebracht. Dort wurden sie mit Schwefelsäure verbrannt, damit sie nicht identifiziert werden konnten. Am nächsten Tag kehrten Jakow Jurowski, der die Hinrichtung verantwortete und einige seiner Helfer zu der Grube zurück und verbrachten einige der Leichname an einen anderen Ort. Dies wurde getan, um diejenigen zu verwirren, die nach Überresten der Zarenfamilie suchen würden. Die Zahl der Leichname würde nicht stimmen.
Der Ort, wo die Überreste von Nikolaus II., seiner Familie und Dienern gefunden wurden.
gemeinfreiDie Überreste von Nikolaus, Alexandra und drei ihrer Töchter wurden 1979 viereinhalb Meilen von Ganina Jama entfernt, entdeckt, aber bis zum Zusammenbruch der UdSSR wurde diese Entdeckung geheim gehalten. Untersuchungen im Jahr 1991 ergaben, dass darunter nicht die Überreste von Zarewitsch Alexei und Großherzogin Maria Nikolajewna waren. Diese wurden 2007 in der Nähe des Fundortes der anderen Ermordeten entdeckt. Im Jahr 2008 wurde durch Genanalyse festgestellt, dass es sich bei diesen Überresten um Alexeis und Marias handelte. Weitere Untersuchungen im Jahr 2019 stützten diese Ergebnisse. Sie wurden auch noch von einer neutralen Stelle bestätigt (eng): von Michael Coble vom DNA-Identifikationslabor der Streitkräfte in Rockville, Maryland.
Anna Anderson
gemeinfreiDie Gerüchte über Anastassia, die es irgendwie geschafft habe, der Hinrichtung zu entkommen und zu überleben, tauchten unmittelbar nach 1918 in europäischen Kreisen russischer Emigranten auf. 1920 wurde in Berlin eine junge Frau nach einem Selbstmordversuch aus dem Kanal gerettet. Sie wurde in eine Nervenheilanstalt in Dalldorf (heute Wittenau in Reinickendorf) gebracht. Dort erzählte sie, sie sei die überlebende Großherzogin Anastassia. Später nannte sie sich Anna Anderson.
Eleonora Krueger
gemeinfreiZu den falschen Großherzoginnen gehörten auch Eleonora Krueger (1901-1954) aus einem bulgarischen Dorf, Nadeschda Wassiljewa, (gestorben 1971), eine psychisch kranke Frau, die Jahre in psychiatrischen Anstalten und Gefängnissen in der UdSSR verbracht hat und sich schließlich in einer psychiatrischen Gefängnisklinik auf der Insel Swijaschsk, heute Tatarstan, zu Tode gehungert hat, und Natalja Bilikhodze, eine Georgierin, die sich 1995 als Anastassia Romanowa „entlarvte“. Sie starb im Jahr 2000 und galt als die letzte falsche Anastassia.
Nadeschda Iwanowa-Wassiljewa
NKWD-ArchivInsgesamt gab es über 30 von ihnen. Ein Russe, Anatoli Ionow, (* 1936), behauptete sogar, er sei Anastassias Sohn!
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