Propaganda aus der Luft: Das Agitprop-Geschwader der UdSSR (FOTOS)

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Das Agitprop-Geschwader war eine Luftflotte, die die kommunistische Ideologie in der riesigen Sowjetunion verbreiten sollte. In ihren Diensten standen das damals größte Flugzeug der Welt und ein Krokodil…

Propaganda spielte in der Sowjetunion immer eine Schlüsselrolle. Im ersten Jahrzehnt der Existenz des neuen Sowjetstaates gab es noch kein Fernsehen und der Rundfunk steckte noch in den Kinderschuhen. Daher mussten Lenins Reden und das Manifest der Kommunistischen Partei dem Volk per Agitprop vermittelt werden. Dabei kamen auch Züge und Dampfer zum Einsatz und ab den frühen 1930er Jahren kam die Luftfahrt hinzu.

1932 startete das Ogonjok-Magazin eine Spendenaktion, um ein spezielles Agitprop-Geschwader aufzubauen, das nach Maxim Gorki benannt werden sollte. Der Autor feierte damals den 40. Jahrestag des Beginns seiner Karriere als Schriftsteller.

Die Aufgabe des Agitprop-Geschwaders bestand darin, die kommunistische Propaganda auch in den entlegensten und unzugänglichsten Teilen der riesigen UdSSR zu verbreiten. Die Flugzeuge zeigten Propagandafilme, sendeten Radioprogramme und verteilten die richtige Literatur. Die Passagiere an Bord waren Helden der Arbeit und sogenannte Stachanowiter (besonders produktive Arbeiter), außerdem Professoren und Beamte, die Vorträge vor den Arbeitern und Bauern hielten, die sich rund um die Flugzeuge versammelten.

In den Jahren vor dem Krieg bestand das Agitprop-Geschwader aus über 30 Flugzeugen und einem Zeppelin. Viele der Maschinen wurden mit Geldern gebaut, die von Zeitungen und Zeitschriften gesammelt wurden, und trugen daher deren Namen: Kollektivbauer von Ostsibirien, Komsomolskaja Prawda, Roter Stern und so weiter.

Um den Bau eines eigenen Flugzeugs zu finanzieren, brachte das Satiremagazin Krokodil 1935 eine Sonderausgabe heraus. Alle, die daran arbeiteten, von Schriftstellern und Künstlern bis hin zu den Druckern, spendeten ihren Lohn, den sie für diese Ausgabe bekommen hätten. Das aus den Spendengeldern gebaute ANT-9-Flugzeug sah sogar aus wie ein Krokodil. 

Das Agitprop-Geschwader bestand hauptsächlich aus leichten U-2-Doppeldeckern. Das Flaggschiff war jedoch ein echter Riese, die Maxim Gorky ANT-20, das weltweit größte Flugzeug mit Radfahrwerk.

Mit einer Länge von 33 Metern und einer Flügelspannweite von 63 Metern war das Flugzeug mit einem leistungsstarken Lautsprecher, einem Fotolabor und einer Druckerei ausgestattet, die dank eines an Bord installierten Kraftwerks bis zu 10.000 Flugblätter pro Stunde drucken konnte. 

Der Plan war, dass die Maxim Gorki Filme direkt auf die Wolken projizieren sollte und Slogans auf von ihr selbst produzierte Nebelwände. Diese beiden Ideen wurden jedoch nie in die Praxis umgesetzt.

Die Maxim Gorki war ein echter fliegender Palast, der bequem Platz für bis zu 48 Passagiere bot. Im Inneren gab es geräumige Sessel, Teppichböden, Tische mit Lampen und Vorhängen an den Fenstern. 

Nachdem sie sich in Schlafkabinen ausgeruht hatten, konnten sich die Passagiere mit kalten und warmen Speisen an der bordeigenen Bar stärken und anschließend in der Bibliothek lesen. 

Leider war die Maxim Gorki schon ein Jahr nach ihrer Inbetriebnahme wieder Geschichte. Am 18. Mai 1935 kollidierte sie während eines Demonstrationsfluges über Moskau mit einem I-5-Jäger, der in der Nähe Kunstflüge vorführte. 

Bei dem Absturz kamen elf Besatzungsmitglieder und 38 Passagiere ums Leben. Es waren Arbeiter aus dem ANT-20-Montagewerk und ihre Familienangehörigen. 

In den 1930er Jahren legte das Agitprop-Geschwader eine Gesamtstrecke von 55 Millionen Kilometern zurück und überflog das gesamte riesige Gebiet der Sowjetunion. Es gab mehr als 3.000 Kundgebungen und über 5.000 Gesprächsrunden und Vorträge. 

Nach dem Krieg, mit der rasanten Entwicklung von Rundfunk und Fernsehen, bestand kein Bedarf mehr an den Propagandaflugzeugen, so dass das Geschwader aufgelöst wurde.

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