5 wichtige Bücher der sowjetischen Propaganda

Ivan Shagin, Boris Kavashkin/Sputnik
Sie wurden in großer Zahl veröffentlicht und ihre Helden sollten allen Sowjetbürgern als Vorbild dienen.

In der UdSSR war es der Staat, der entschied, welche Filme, Bücher und Musikwerke (mit offizieller Genehmigung) das Licht erblicken durften und welche nicht. Man glaubte, dass die Schriftsteller verpflichtet seien, dem sowjetischen Menschen die richtigen Werte einzuflößen – Liebe zur Arbeit und zum Vaterland, Heldentum, Opferbereitschaft, Gleichberechtigung. So wurden die Schriftsteller, die diese Gebote beachteten, in großer Zahl veröffentlicht. Hier sind einige der Bücher, die alle sowjetischen Schulkinder lesen mussten.

  1. Maxim Gorki – Die Mutter, 1906.
Szene aus dem Film

Gorki war ein echter Superstar in der UdSSR – er verfügt über besondere Privilegien: Die Partei ließ ihn in der herrlichen Villa Rjabuschinski im Zentrum Moskaus wohnen und erlaubte ihm sogar einen langen Kuraufenthalt in Italien, um zu genesen. Der Schriftsteller war Stalins Liebling.

Die Handlung des Romans Die Mutter spielt in den Jahren vor der Revolution von 1905 – 07: Der junge Arbeiter Pawel Wlassow versammelt bei sich zu Hause einen geheimen Kreis – zusammen mit seinen Kameraden diskutiert ere über das schwere Los der Arbeiter in den Fabriken und beschließt, sie zum gemeinsamen Kampf für ihre Rechte aufzurufen. Pawels Mutter ist stolz auf ihn, obwohl sie befürchtet, dass ihr Sohn verhaftet wird. Als Paul schließlich ins Gefängnis kommt, beginnt seine Mutter, selbst Flugblätter zu verteilen und bleibt seiner Sache treu. Das Finale des Buches ist sehr pathetisch: Polizisten verhaften die Mutter, aber sie fährt fort, die Losungen ihres Sohnes zu schreien.  

Gorki vergleicht offensichtlich die Hauptfigur Pawel Wlassow mit Jesus Christus, dessen Gefährten mit den Aposteln und seine Mutter mit der Mutter Gottes. Solche Analogien gefielen offensichtlich der sowjetischen Regierung, die die Existenz Gottes leugnete, aber einen Kult mit ähnlichen Werten schuf: Statt Gott musste man Lenin anbeten. Die Revolutionäre galten als Helden, weil sie ihr persönliches Glück und ihre Freiheit aufgaben, um für die Interessen der Arbeiter zu kämpfen.

  1. Nikolai Ostrowski – Wie der Stahl gehärtet wurde, 1930 – 1934.
Film

Dieser autobiografische Roman beschreibt das Leben des  beispielhaften Sowjetmenschen Pawel Kortschagin. Der Autor beschreibt die Jahre 1918 – 24, die Persönlichkeitsentwicklung des Helden – wie er von der Schule verwiesen wurde, es ihm aber gelang, sich empor zu arbeiten, wie er im Bürgerkrieg kämpfte, ein aktives Mitglied der Komsomol-Organisation und schließlich ein vorbildliches Parteimitglied wurde. Er arbeitet hart und kehrt zur Truppe zurück, auch wenn er schwer an Typhus erkrankt ist. Das Buch endet in dem Moment, als Pawel gerade erst 24 Jahre alt ist, es aber scheint, er habe bereits ein ganzes Leben gelebt.

Der besondere Heroismus Ostrowskis liegt darin begründet, dass er den Roman schrieb, als er bereits schwer krank und fast erblindet war. Da ihm während des Schreibens die Hand versagte, diktierte er den größten Teil des Buchs. Das Manuskript wurde zunächst vom Verlag abgelehnte, doch die Parteiführung griff ein und das Buch wurde veröffentlicht.

Zu Sowjetzeiten wurden (in mehreren Auflagen) 36 Millionen Exemplare des Romans veröffentlicht, in alle Sprachen der Sowjetunion übersetzt und wiederholt verfilmt.

  1. Michail Scholochow – Neuland unterm Pflug, 1930 – 1959
Film

Scholochow hatte sich bereits durch seinen vorherigen Roman über den Bürgerkrieg Der stille Don einen Namen gemacht. Diesmal beschrieb der Schriftsteller die noch frischen Ereignisse bei der Kollektivierung am Don: wie die Kolchosen entstanden, wie die Bauern in diese gezwungen wurden, wie die wohlhabenden Bauern enteignet und ihnen Vieh und Getreide weggenommen wurden.

Ursprünglich sollte der Roman Mit Schweiß und Blut heißen, was die Schwierigkeiten widerspiegelte, wie die Menschen in die Kolchosen getrieben wurden, um sie für das Gemeinwohl arbeiten zu lassen. Scholochow zeigt den inneren Konflikt der einfachen Leute: Sie verehren Stalin und unterstützen die Sowjetmacht, sind aber gleichzeitig wütend über das Vorgehen der örtlichen Vorgesetzten. Scholochow beschreibt auch, welch starken Eindruck auf die Bauern Stalins Artikel Euphorie durch den Erfolg machte, in dem er von den lokalen Führungskräften fordert, sie sollen nichts übertreiben und die Kollektivierung nicht erzwingen.

Der negative Charakter im Roman ist ein ehemaliger Weißgardist, der die Menschen zu Rebellion und Ungehorsam aufruft. Er tötet die Schlüsselfiguren, mit denen der Leser den ganzen Roman über mitfieberten.

  1. Alexander Twardowski – Wassili Tjorkin, 1945

Wassili Tjorkin ist ein Gedicht über das schwierige Frontleben. Twardowskiwar Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg und beschrieb in seinem Werk die Ereignisse, die er persönlich erlebt hatte. Tjorkin ist ein Stereotyp: Er ist fröhlich, liebevoll, liebt es zu feiern und zu singen, ist ein vorbildlicher Soldat und Held des Zweiten Weltkriegs.

Die Partei segnete das Gedicht ab, kürzte den Text jedoch und fand ihn ideologisch nicht genügend ausgerichtet und zu pessimistisch. Das Gedicht wurde trotzdem ein großer Erfolg.

1954 schrieb Twardowskiden zweiten Teil des Gedichtes – Tjorkinim Jenseits. Dieses durfte jedoch wegen des offensichtlich antistalinistischen Charakters nicht gedruckt werden. Als man dann aber nach Stalins Tod den Personenkult ums dessen Person bekämpfte, wurde es 1963 veröffentlicht und war ein großer Erfolg, ebenso wie der erste Teil.

  1. Alexander Fadejew – Die junge Garde, 1946
Film

Alexander Fadejew stand lange an der Spitze des Schriftstellerverbands der UdSSR und war einer der wichtigsten literarischen Ideologen und Propagandisten.   

Sei berühmtester Roman Die junge Garde basiert auf realen Ereignissen und erzählt von den Aktivitäten der antifaschistischen Untergrundjugendorganisation Junge Garde während des Zweiten Weltkriegs. Junge Partisanen, die allein gegen die Deutschen kämpfen, werden am Ende gefangen genommen, geben aber selbst unter Folter ihre Kameraden nicht preis.

Der Roman galt als Vorzeigewerk der Kinderliteratur und gehörte zum Pflichtprogramm der Schulen. Insgesamt wurden 26 Millionen Exemplare verlegt.

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