Spionage mit Blamage: Die drei größten Fehler des sowjetischen Geheimdienstes

Russia Beyond
Die Rekrutierung örtlicher Kommunisten im Ausland erwies sich oft als Fehlschlag für den sowjetischen Geheimdienst. Obwohl sie treu ergeben waren, stellten sie ein Risiko dar, weil sie von der Polizei überwacht wurden.
  1. Das dänische Fiasko 

Den größten Misserfolg erlebte der sowjetische Geheimdienst nicht durch die Gestapo oder die CIA, sondern durch die dänische Polizei. In der historischen Literatur wurde der Vorfall als „Konferenz der Bewohner“ bekannt. 

Eine Straße in Kopenhagen, 1931

Sowjetische Agenten hielten sich nicht an den Befehl aus Moskau, keine dänischen Kommunisten zu rekrutieren. Das führte zum Desaster. Die Kommunisten aus Dänemark waren der Sowjetunion zwar treu ergeben, doch stellten sie eine erhebliche Gefahr dar, da sie ständig von den örtlichen Strafverfolgungsbehörden überwacht wurden.

Im Rahmen einer solchen Überwachung kam die Kopenhagener Polizei dem sowjetischen Spion Alexander Ulanowski auf die Spur, Leiter eines illegalen Spionagenetzwerkes in Dänemark.  Am 20. Februar 1935 wurde eine Wohnung, in der er sich mit Kollegen traf, durchsucht.

Ulanowski, drei sowjetische Geheimdienstoffiziere sowie zehn ausländische Agenten (zwei Amerikaner und acht Dänen) wurden festgenommen. Zwei der sowjetischen Geheimdienstoffiziere sollten überhaupt nicht in Kopenhagen sein. Sie waren auf dem Rückweg von Deutschland und legten in Dänemark einfach einen Zwischenstopp ein, um einen alten Freund zu besuchen.

Alexander Ulanowski

Nachdem die Spione aufgeflogen waren, wurde das gesamte sowjetische Geheimdienstnetz in Dänemark aufgelöst. Das skandinavische Land selbst war von geringem Interesse für die Sowjets, doch von dort kamen geheime Infos aus dem Dritten Reich nach Moskau. Durch Ulanowskis Versagen musste nun ein neuer Kanal gefunden werden. 

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  1. Ramsays Fall 

Er war einer der wertvollsten sowjetischen Agenten im Ausland. Ab 1933 lebte und arbeitete der deutsche Journalist Richard Sorge, der in Moskau unter dem Codenamen Ramsay bekannt war, in Japan und wurde die wichtigste Informationsquelle des sowjetischen Geheimdienstes in diesem geschlossenen fernöstlichen Staat. 

Es war Sorge, der der sowjetischen Führung im Herbst 1941 die wichtige Information lieferte, dass Japan nicht plante, die UdSSR in naher Zukunft anzugreifen und stattdessen das Augenmerk auf die USA richten wolle. Infolgedessen konnte die sowjetische Armee Einheiten von Sibirien und dem Fernen Osten nach Moskau verlegen, wo sie dringend benötigt wurden, um die deutsche Offensive gegen die sowjetische Hauptstadt, bekannt als Operation Taifun, zu vereiteln.

Doch im Oktober 1941 flog Ramsay auf. Es gab viele Theorien über die Hintergründe seiner Enttarnung: seine Nachrichten seien abgefangen und entschlüsselt worden, er sei von anderen Agenten verraten worden, er sei im Rahmen der polizeilichen Überwachung lokaler vom sowjetischen Geheimdienst angeworbener Kommunisten ins Visier der japanischen Strafverfolgungsbehörden gelangt. 

Richard Sorge

Am 18. Oktober 1941 wurden Richard Sorge und 24 Agenten festgenommen (sieben weitere wurden im Januar 1942 verhaftet). Die Untersuchung dauerte mehrere Jahre und am 7. November 1944, am 27. Jahrestag der bolschewistischen Revolution, wurde Richard Sorge im Hof des Sugamo-Gefängnisses in Tokio gehängt.

Durch die Zerstörung von Ramsays Spionage-Zelle hatte der sowjetische Geheimdienst eine jahrelang zuverlässige Informationsquelle in Japan verloren.

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  1. Attentatsversuch auf Franz von Papen

Im Jahr 1939 entsandte Deutschland einen neuen Botschafter in die Türkei. Franz von Papen war ein erfahrener Politiker und Diplomat und ehemaliger Kanzler der Weimarer Republik. Seine Aufgabe war es, die Türkei auf die Seite der Achsenmächte in den Krieg zu ziehen. 

Franz von Papen mit seiner Familie

Außerdem spielte von Papen ein eigenes Spiel. Mit seinen umfangreichen diplomatischen Beziehungen prüfte er heimlich die Voraussetzungen für den Abschluss eines Friedensvertrages zwischen Deutschland und den westlichen Verbündeten, ohne die Interessen der UdSSR zu berücksichtigen. Er hoffte auf einen prominenten Posten in einer neuen Regierung (ohne Hitler).

Der deutsche Botschafter entwickelte sich zur Bedrohung für die Sowjetunion. Es wurde beschlossen, ihn aus dem Weg zu räumen. Moskau hoffte, dass von Papens Ermordung nicht nur einen Keil zwischen Ankara und Berlin treiben, sondern im besten Fall einen Krieg zwischen  beiden Staaten auslösen würde. 

Am 24. Februar 1942 näherte sich der vom sowjetischen Geheimdienst angeworbene Ömer Tokat von Papen auf der Straße. Tokat trug eine Bombe bei sich, die jedoch zu früh detonierte und den Attentäter tötete. Der Botschafter und seine Frau wurden von der Druckwelle erfasst, blieben jedoch weitgehend unverletzt. Sie wurden nur ein wenig durchgeschüttelt. 

Die türkischen Sicherheitsdienste identifizierten schnell mögliche Hintermänner des Anschlags. Eine Schlüsselrolle spielten dabei sowjetische Geheimdienstoffiziere. Türkische Soldaten wollten Zugang zu zwei Mitarbeitern der sowjetischen Handelsmission, den NKWD-Agenten Leonid Kornilow und Georgi Mordwinow (Pawlow). Sie belagerten die sowjetische Botschaft mehrere Tage.

Georgi Mordwinow

Das Gericht verurteilte Kornilow und Mordwinow zu 20 Jahren Gefängnis. Als das Dritte Reich jedoch an der Front zunehmend Niederlagen erlitt und die Türkei begann, sich den Alliierten anzunähern, wurden ihre Haftstrafen verkürzt. Im August 1944 wurden beide Geheimdienstoffiziere freigelassen und nach Moskau zurückgeschickt.

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