Ausnahmeerscheinungen in der Männerwelt: Fünf Politikerinnen der UdSSR

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Diese Frauen standen der sowjetischen Parfümindustrie vor oder besetzten wichtige Posten in der Kultur oder im Gesundheitswesen. Doch keine von Ihnen stand jemals an der Spitze der Macht.

Als die Bolschewiki an die Macht kamen, erhielten Frauen das gleiche Stimmrecht wie Männer. Es gab jedoch immer noch nicht viele Frauen in den höchsten politischen Kreisen des Sowjetstaates. Zum Beispiel hatte die erste Versammlung des Obersten Sowjets der Sowjetunion (1.143 Abgeordnete) im Jahre 1937 225 weibliche Abgeordnete, das entsprach nur 17 Prozent. Während der Sowjetzeit stieg diese Zahl 1984 auf 33 Prozent. Und der Oberste Sowjet war nicht einmal das eigentliche Regierungsorgan in der UdSSR. Das Politbüro, ein Exekutivkomitee der Kommunistischen Partei, bestimmte, wo es langgehen sollte im Staat. Und Frauen im Politbüro gab es keine. 

  1. Elena Stasowa, Sekretärin des Zentralkomitees 

Elena Stasowa und Wladimir Lenin im Jahr 1920

Elena Stasowa (1873-1966) stammte aus einer Adelsfamilie, war hervorragend ausgebildet und fand, dass sie dies der hart arbeitenden Massen verdankte: „Mein Pflichtgefühl gegenüber den Menschen, den Arbeitern und Bauern, die uns, der Intelligenzija, ermöglichten, so zu leben, wurde immer stärker, schrieb sie.  

Stasowa war Propagandistin und Organisatorin und arbeitete in der Schweiz Seite an Seite mit Lenin in Finnland, im Kaukasus und in ganz Russland. Zwischen 1913 und 1916 lebte sie im Exil unter dem Decknamen „Absolut“. Als kompromisslose Persönlichkeit widmete sie sich dem Aufbau einer kommunistischen Zukunft.

In den ersten Formationen der Kommunistischen Partei des neuen Staates war Stasowa Sekretärin des Zentralkomitees (1919-1920) - der höchste Rang, den eine Frau jemals im Sowjetstaat erreicht hat. Nach 1920 hatte Stasowa verschiedene staatliche Positionen inne und war bis zu ihrer formellen Pensionierung 1946 aktiv in der Gesellschaft engagiert. Elena Stasowa wurde 93 Jahre alt und starb 1966 in Moskau.

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  1. Polina Schemtschuschina, Chefin der Parfüm-Industrie  

Polina Schemtschuschina, geborene Karpowskaja (1897-1970), war eine Propagandistin in den frühen Sowjetjahren. Sie heiratete 1921 Wjatscheslaw Molotow, der damals bereits ein hochrangiger Beamter als Sekretär der Kommunistischen Partei der Ukrainischen Sowjetrepublik war. Außerdem wurde Schemtschuschina eine enge Freundin von Nadeschda Allilujewa (1901-1932), Stalins zweiter Frau.

Ab den späten 1920er Jahren nahm Schemtschuschinas Karriere an Fahrt auf. Während ihr Ehemann Molotow der „Premierminister“ der UdSSR wurde, der Leiter des Rates der Volkskommissare, übernahm seine Frau eine Spitzenposition in der sowjetischen Parfümindustrie.  

Von 1930 bis 1932 leitete Schemtschuschina die berühmte Parfümfabrik „Nowaja Sarja“. Von 1936 stand sie der Hauptabteilung der Parfüm-, Kosmetik-, Synthetik- und Seifenindustrie im zuständigen Ministerium vor und war ab 1939 Volkskommissarin für die Fischindustrie. Diesen Posten hatte sie jedoch nur zehn Monate inne. Bald bekam sie nur noch weniger bedeutende Stellen zugewiesen. 

1949 wurde Schemtschuschina, eine Jüdin, aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen - offenbar, weil sie offen ihre Unterstützung für das jüdische Volk und den neu gegründeten Staat Israel zum Ausdruck brachte. Molotow konnte seine Frau nicht vor den Repressionen bewahren. Schemtschuschinas Bruder und Schwester wurden festgenommen und starben später im Gefängnis. Ende 1949 wurde Polina Schemtschuschina zu fünf Jahren Verbannung verurteilt. Nach Stalins Tod wurde sie 1953 freigelassen und politisch rehabilitiert. Sie lebte bis zu ihrem Tod 1970 in Moskau.

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  1. Maria Kowrigina, sowjetische Gesundheitsministerin 

Maria Kowrigina (1910-1995) stammte aus einer einfachen russischen Bauernfamilie. Ihre erfolgreiche Karriere ist auf ihr Talent zur Selbstvermarktung zurückzuführen.  

Kowrigina erhielt eine medizinische Ausbildung und arbeitete in der Stadt Tscheljabinsk. Sie erreichte den Rang eines Stabschefs des regionalen Ministeriums für Gesundheit und Bildung. 1942 wurde Kowrigina zur stellvertretenden Gesundheitsministerin ernannt und 1950 zur Gesundheitsministerin der Sowjetunion, eine Position, die sie bis 1959 innehatte.

Während ihrer Amtszeit als Ministerin war ihr wichtigster Beitrag das Dekret des Obersten Sowjets der UdSSR von 1955 zur Entkriminalisierung von Abtreibungen in der UdSSR. Diese waren seit 1936 verboten. Abgesehen davon führte Kowrigina finanzielle Hilfe für Mütter von drei und mehr Kindern ein und erhöhte den offiziellen Mutterschaftsurlaub auf 112 Tage. Kowrigina hat viel für junge Mütter in der UdSSR getan. Nachdem sie 1959 das Ministerinnenamt niedergelegt hatte, arbeitete Kowrigina als Direktorin des Zentralinstituts für medizinische Fortbildung. Sie wurde 84 Jahre alt und starb in Moskau.

  1. Jekaterina Furzewa, Sekretärin des Zentralkomitees 

In der UdSSR wurde Jekaterina Furzewa als Kulturministerin berühmt. Doch für sie glich diese Tätigkeit einer beruflichen Verbannung. Sie war auf diesen Posten herabgestuft worden.  

Furzewa stieg mit enormer Geschwindigkeit die Partei-Karriereleiter hinauf. Sie wurde 1935 Mitglied des Zentralkomitees von Komsomol. Die harte Arbeit zahlte sich schließlich aus - in den 1940er Jahren wurde Furzewa eine Vertraute von Nikita Chruschtschow, dem Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Moskaus. Als Chruschtschow 1953 zum Führer der Nation wurde, übernahm Furzewa zunächst seine frühere Position und wurde dann einer der Sekretäre des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR. Damit hatte Furzewa den gleichen wichtigen Posten inne wie zuvor Elena Stasowa. 

In den späten 1950er Jahren führten innerparteiliche Intrigen dazu, dass Furzewa aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen und 1960 zur Kulturministerin herabgestuft wurde. Nachdem Furzewa davon erfahren hatte, versuchte sie angeblich, sich umzubringen, indem sie sich die Pulsadern auftrennte, erholte sich aber wieder. Als Kulturministerin war sie eine umstrittene Persönlichkeit - während sie den Verkauf der Platten ausländischer Rockbands in der UdSSR verbot, half sie bei der Organisation zahlreicher Kunstausstellungen, förderte den Bau unzähliger Theatergebäude und förderte das russische Ballett. Jekaterina Furzewa leitete das Kulturministerium bis zu ihrem Tod 1974.

  1. Raisa Gorbatschowa, die erste „First Lady“ 

Obwohl Raisa Gorbatschowa (1932-1999), die Frau des letzten sowjetischen Generalsekretärs Michail Gorbatschow (geb. 1931), keine Staatsdienerin war, hatte sie großen Einfluss auf das politische Leben der Sowjetunion. Sie wurde die erste „First Lady“ des Landes.

Vor der Erhebung ihres Mannes in das höchste Amt des Staates war sie Philosophielehrerin. Als Frau des Generalsekretärs begleitete sie ihren Mann nun auf all seinen offiziellen Reisen, natürlich auch bei Auslandsreisen.

1984 reiste Raisa Gorbatschowa mit Michail Gorbatschow nach Großbritannien, wo er ein Treffen mit Premierministerin Margaret Thatcher hatte. Im Gegensatz zu Michail sprach Raisa fließend Englisch, was ihr natürlich half, mit Thatcher oder Nancy Reagan während des Besuchs von Gorbatschow 1987 in den USA zu kommunizieren. Raisa war auch immer bei Besuchen ausländischer Gäste in der UdSSR dabei.

Michail Gorbatschow und der US-Präsident Ronald Reagan mit ihren Frauen bei einem Treffen im Kreml während des Besuchs von Reagan in der UdSSR 1988

Raisa war immer an Michails Seite, auch bei TV-Auftritten. Für ihre Kleider, Mäntel und Make-up wurde sie von allen sowjetischen Frauen beneidet. Nicht immer hatte das einen positiven Hintergrund, herrschte in den 1980er Jahren doch eine Wirtschaftskrise im Land.  

Raisa Gorbatschowa leistete auch viel Wohltätigkeitsarbeit und setzte sich für die Bewahrung des russischen Erbes ein. Sie förderte die Schaffung des sowjetischen Kulturfonds, der Museen und Bibliotheken unterstützte, und finanzierte Restaurierungsprojekte. Gorbatschowa war auch Vorsitzende des Wohltätigkeitsfonds „Kinder von Tschernobyl“. Gorbatschowa blieb auch nach dem Fall der UdSSR stets in der Nähe ihres Mannes und setzte ihre öffentliche Arbeit und ihre Wohltätigkeitsaktivitäten fort. Sie starb 1999 im Alter von 67 Jahren an Leukämie.

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