Krankenakte Stalin: Fünf gesundheitliche Probleme des Diktators

Sputnik
Welche Krankheiten erlitt Josef Stalin im Laufe seines Lebens? Und welche erwies sich als tödlich?

1. Myasthenia

L-r: Georgi Malenkow, Lasar Kaganowitsch, Josef Stalin, Michail Kalinin, Wjatscheslaw Molotow und Kliment Woroschilow

Die offizielle Version besagte, dass Stalin im Alter von sechs Jahren von einer Pferdekutsche gestreift wurde und sich dabei am linken Arm und linken Bein verletzte. „Atrophie des linken Schulter- und Ellbogengelenks aufgrund von Prellungen im Alter von sechs Jahren mit anschließender Eiterung im Ellbogengelenk“, heißt es in seiner Krankenakte. Es gibt jedoch Fotos, auf denen Stalin seinen linken Arm recht gut kontrollieren konnte, zum Beispiel, wenn er seine Tochter hochhob.  

Beim Gehen hielt er seinen linken Arm oft halb gebeugt und gegen den Körper gedrückt. Er schien auch kürzer als der rechte Arm. 

Es gibt eine Hypothese, dass der Grund für Stalins „lahmen linken Arm“ Myasthenia gravis gewesen sei, eine chronische neuromuskuläre Erkrankung, die zu Muskelschwäche führt. Myasthenia gravis kann sowohl angeboren als auch erworben sein und beginnt normalerweise bei Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren.

2. Rheumatoide Arthritis

Stalin hatte jahrelang Schmerzen in den Beinen. Später sah man ihn oft leicht hinkend. Der Grund dafür war rheumatoide Arthritis. Stalin litt unter Entzündungen und Verformungen der Gelenke in den Beinen. Er trug maßgefertigte Stiefel aus sehr weichem Leder. Sie waren so bequem, dass Stalin sie nie auszog, bis die Sohlen Löcher hatten. Bewegungsmangel verstärkte seine rheumatoiden Beschwerden. Daher lief er bei langen Besprechungen im Büro auf und ab.  

3. Pocken 

Stalin erkrankte wahrscheinlich als 5-jähriger an Pocken. Die Krankheit hinterließ Narben in seinem Gesicht. Dieses optische Handicap hasste Stalin an sich selbst. Während Stalins krimineller Aktivitäten in seiner Jugend enthielten die Profile der Polizei immer dien Hinweis auf seine Narben als wichtiges Merkmal des Verdächtigen. Später, auf Fotos Stalins, die in den sowjetischen Zeitungen erschienen, wurden die Pockennarben in seinem Gesicht retuschiert. 

4. Blinddarmentzündung 

Stalin mit seinen Freunden und seiner Frau Nadeschda Allilujewa (r)

1921 bekam Stalin eine Blinddarmentzündung. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein hochrangiger Politiker, weshalb er von einem der erfahrensten Chirurgen Russlands, Wladimir Rosanow, behandelt wurde. Es war derselbe Chirurg, der 1922 eine Kugel aus Wladimir Lenin herausoperiert hatte, vier Jahre nach einem Attentat auf ihn. 

„Die Operation war sehr schwierig“, erinnerte sich Rosanow. „Ich musste eine umfassende Resektion durchführen und wusste nicht, ob das Ergebnis zufriedenstellend sein würde.“ Zunächst operierte Rosanow mit örtlicher Betäubung, doch im Laufe der Operation wurde eine Vollnarkose mit Chloroform unumgänglich. Diese Form der Narkose galt als sehr gefährlich. Als Komplikation konnte ein Herzstillstand auftreten.  

5. Arteriosklerose der gehirnversorgenden Gefäße 

Stalin hat immer viel gearbeitet, besonders während des Zweiten Weltkriegs. Er nahm an endlosen Beratungen mit seinen Mitarbeitern und Kommandeuren teil, fünf bis sieben pro Tag, zehn bis zwölf Stunden. Diese Sitzungen fanden zu jeder Tages- und Nachtzeit statt. Die Generalstabschefs trafen sich fast jeden Tag und manchmal auch mehrmals täglich mit Stalin.

Wladimir Winogradow, der in den 1940er Jahren Stalins behandelnder Arzt war, hielt Schlaflosigkeit und arterielle Hypertonie für die akutesten gesundheitlichen Gefahren für den sowjetischen Führer. Nach seiner Rückkehr von der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945, wo stressige Nachkriegsverhandlungen stattfanden, verschlechterte sich Stalins Zustand. Er klagte über Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit.

Zwischen dem 10. und 15. Oktober 1945 erlitt Stalin einen Schlaganfall. Dieser führte jedoch nicht zu einer Gehirnblutung, sondern nur zu einem Verschluss eines gehirnversorgenden Gefäßes. Zwei Monate später weigerte sich Stalin plötzlich, während er Zeit in seiner Datscha verbrachte, mit irgendjemandem zu sprechen, nicht einmal mit denjenigen aus seinem inneren Kreis und auch nicht am Telefon. 

Ab 1946 reduzierte Stalin seine Arbeit. Treffen dauerten nur noch zwei bis drei Stunden. Sie fanden auf seiner Datscha in Kunzewo statt und nicht im Kreml. 

Bluthochdruck, Schwindel, Atemprobleme - all dies sind Symptome von Arteriosklerose, einer Verkalkung der Gefäße. Alexander Mjasnikow, Stalins behandelnder Arzt in den letzten Jahren seines Lebens, war auch während Stalins Autopsie anwesend und berichtete von „schwerer Sklerose der Hirnarterien“. Diese Krankheit machte Stalins letzte Jahre unerträglich.

Josef Stalin im Jahr 1952

Im Oktober 1949 erlitt er einen zweiten Schlaganfall, gefolgt von einem teilweisen Sprachverlust. Stalin zog sich immer länger von der Arbeit zurück, so von August bis Dezember 1950, dann von August 1951 bis Februar 1952. Er begann, kognitive und Gedächtnisprobleme zu entwickeln. Nikita Chruschtschow berichtete, dass Stalin manchmal den Namen einer Person nicht mehr wusste, die er seit Jahrzehnten kannte. „Ich erinnere mich, als er sich einmal an Bulganin wandte (Wladimir Bulganin, Mitglied des Politbüros) und sich nicht an seinen Nachnamen erinnern konnte. Er sah ihn lange an und fragte ihn danach. Bulganin antwortete ihm sofort“, schrieb Chruschtschow.

Obwohl Stalin sich in seinen letzten Jahren immer mehr von der Arbeit zurückzog, verbesserte sich sein Zustand nicht. Ende 1952 erlitt er häufig Ohnmachten und er konnte ohne Hilfe nicht mehr die Treppe hinaufsteigen. Stalin starb am 5. März 1953 in seiner Datscha in Kunzewo. Die offizielle Todesursache lautete intrazerebrale Blutung.

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