In der UdSSR wurden einige beliebte Tanzstile der damaligen Zeit, wie Rock'n'Roll und Twist, verboten und wurden Teil der Untergrundkultur. Als die sowjetischen Hipster so in die Enge getrieben wurden, mussten sie sich heimlich zum Tanzen treffen.
Die russische Revolution von 1917, die zur Gründung der Sowjetunion führte, hatte viele verschiedene Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Die Sowjetregierung erklärte sich auch zum obersten Moralhüter. 1922 kam die Allrussische Konferenz des Komsomol (eine von der Kommunistischen Partei kontrollierte Jugendorganisation) zu dem Schluss, dass soziale Tänze, die in kapitalistischen, bürgerlichen Gesellschaften entstanden waren, für die sowjetische Jugend gefährlich waren.
Sowjetischen Ideologen zufolge, zementierten fremde Kulturen und Bräuche klassische Geschlechterrollen und betonten zu sehr das Sexuelle. Auf den argentinischen Tango und den Foxtrott trifft das womöglich auch zu. Dennoch ließen sich die Bürger der Sowjetunion nicht davon abhalten, diese Tänze zu tanzen.
Der Tango war weit verbreitet, von den Slums von Buenos Aires bis zu den noblen Pariser Salons. Mitte der 1910er Jahre war er der letzte Schrei in den mondänen Kreisen von Berlin, London und New York.
Der neue leidenschaftliche Tanz wurde in Russland, wo die Menschen traditionell sehr leidenschaftlich waren, verboten. Die sinnlichen Bewegungen und Rhythmen des argentinischen Tangos gerieten wegen ihrer erotischen Natur unter Beschuss. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erließ das Ministerium für öffentliche Bildung ein spezielles Dekret, das die Erwähnung eines „sehr beliebten Tanzes, der als Tango bekannt ist“ in Bildungseinrichtungen in ganz Russland untersagte.
Leider wurde es in den 1920er und 1930er Jahren nicht besser. Der argentinische Tango war weiterhin verboten und war als Tanz gebrandmarkt, der an eine „dekadente bürgerliche Kultur“ erinnere. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Sowjetische Jugendliche brachten sich den Tango selbst bei und organisierten in den winzigen Wohnungen heimlich Tanzveranstaltungen.
Bill Haleys legendäre Single „Rock Around the Clock“ debütierte im April 1954 in den USA und wurde im folgenden Jahr zum Nummer-1-Hit. Jugendliche verehrten absolut die rebellische Natur, die die Musik, die oft von Afroamerikanern aufgeführt wurde, repräsentieren sollte. Der „King of Rock'n'Roll“, Elvis Presley, half dabei, das Genre weiter beliebt zu machen. Seine Popularität breitete sich schnell über die Grenzen Amerikas aus und gewann auch in Europa an Dynamik.
In der UdSSR war Rock'n'Roll Mangelware. In den 1950er Jahren wurde die unorthodoxe Musik sogar auf medizinischen Röntgenbildern aufgezeichnet, die unter Rock'n'Roll-Liebhabern heimlich unter der Hand weitergegeben wurden.
Rock-n-Roll wurde erst nach dem Weltfestival der Jugend und Studenten von 1957, mit Besuchern aus aller Welt, mehr oder weniger offiziell anerkannt. Rund 34.000 Teilnehmer aus mehr als 130 Ländern kamen nach Moskau, um Konzerte zu besuchen, Filme anzusehen, an Sportwettbewerben teilzunehmen und schließlich neue sowjetische Freunde zu finden.
Das Festival hat unter anderem den Rock-n-Roll ins Rampenlicht gerückt. Niemand konnte sich dagegen wehren, einschließlich des russischen Volkstanzensembles von Igor Moissejew, das bewies, dass Rock'n'Roll Musik ist, zu der jeder tanzen kann! Der Geist des Rock'n'Roll brachte neue Modetrends hervor, mit Glockenröcken für Frauen und gegelten Frisuren für Männer.
Der russische Filmemacher Waleri Todorowski hat die Atmosphäre der Mitte der 1950er Jahre in seinem musikalischen Drama über die sowjetischen Rock'n'Roll-Fans „Die Hipster“ nachgebildet.
Der Tanz, der formell vorschrieb, dass sich die Partner nicht berührten, stand 1960 im Rampenlicht, kurz nachdem der US-Musiker Chubby Checker seinen Hit „The Twist“ veröffentlicht hatte. Alle haben ihn geliebt, einschließlich der First Lady Jackie Kennedy.
Hinter dem Eisernen Vorhang, war das anders. Der Twist wurde als schädlich und wie immer als „der sowjetischen Ideologie völlig fremd“ angesehen. Twist in der UdSSR zu tanzen, galt als eine Art nationaler Verrat. 1962 hielt Chruschtschow ein besonderes Treffen mit Vertretern des Kulturministeriums ab. Während des Gesprächs zerriss er die Freunde des Twists in der Luft und verglich sie mit Sektierern.
Die Twist-Begeisterung konnte jedoch nicht mehr gestoppt werden, auch wenn sich der mächtige sowjetische Führer noch so sehr darum bemühte. Die Twist-Freunde kamen auf geheimen Partys sowie auf „legalen“ Tanzflächen zusammen, wo sie den „bösen“ Twist zum Hit „Black Cat“ des sowjetischen Komponisten Juri Saulski tanzten.
1964, nachdem Chruschtschow nicht mehr an der Macht war, eroberte der Twist endgültig die Tanzflächen in der UdSSR.
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