Perfekte Inszenierung: Die frühen Jahre der Kollektivierung auf Zelluloid gebannt (FOTOS)

Iwan Schagin
Ihre Aufgabe war es, das ländliche Leben in Sowjetrussland ins rechte Kameralicht zu rücken. Dafür mussten die besten Profi-Fotografen der UdSSR manchmal die Realität verbergen.

In den späten 1920er Jahren entschied die neue Sowjetregierung, dass alle privaten Landgüter zu sogenannten Kolchosen, Kollektivfarmen, umgewandelt werden sollten. Kollektivbetriebe galten im Gegensatz zu privaten Landgütern als notwendiges Instrument zur Förderung der Industrialisierung in einem zu dieser Zeit noch überwiegend agrarischen Staat mit Landbevölkerung. 

Die Kollektivierung wurde auf Kosten der natürlichen Selbstorganisation und des Lebensstils der Bauern durchgeführt. Millionen litten unter Repressionen, Hunger und schlechten Arbeitsbedingungen.

Dennoch unterstützten viele Menschen den neuartigen Ansatz. Viele Menschen glaubten an die neuen sowjetischen Ideale und arbeiteten bereitwillig für das Gemeinwohl. 

Um ein positives Bild des Lebens auf sowjetischen Kollektivfarmen im Bewusstsein des sowjetischen Volkes zu fördern, beschäftigte der Staat professionelle Fotografen. Einige dieser Aufnahmen sind möglicherwiese tatsächlich spontan entstanden, andere wurden mit Sicherheit inszeniert. 

Diese Bilder zeigen eine idealisierte Vision der sowjetischen Kollektivfarmen von Mitte der 1920er bis Ende der 1930er Jahre.

Das obige Foto einer Kollektivarbeiterin wurde vom sowjetischen Fotografen Georgi Petrussow gemacht. Petrussow war zunächst Hobbyfotograf und professionalisierte sich im Zweiten Weltkrieg als Kriegsfotograf. Er kam mit der Nachhut der Roten Armee in das eroberte Berlin. 

Dieses Foto von beeindruckender Tiefe und ausgewogener Komposition zeigt Bauern, die während der Mittagspause schlemmen. Petrussow nahm dieses Foto im Jahr 1934 auf. Angesichts der anhaltenden verheerenden Auswirkungen der sowjetischen Hungersnot der Jahre 1932/1933 ist diese gestellte Aufnahme nicht repräsentativ für diese Zeit. Es ist jedoch ein großartiges Beispiel für sowjetische Propaganda.

Dieses Bild des berühmten sowjetischen Fotografen Jewgeni Chaldei, der berühmt ist für das ikonische Foto eines sowjetischen Soldaten, der die Flagge der UdSSR über dem Berliner Reichstag hisst, zeigt Praskowja Angelina, die als eine der ersten weiblichen Traktoristinnen des Landes bekannt und als Vorzeigearbeiterin gefeiert wurde. Angelina wurde zum Symbol für die technisch gut ausgebildeten sowjetischen Arbeiterinnen in der UdSSR.

>>> Kriegsende: Warum es keine Aufnahme vom Hissen der Siegesfahne auf dem Reichstag gibt

Dieses Foto von Rentierhirten wurde von Warfolomej Teterin, einem bekannten einflussreichen Fotografen, der für das Sowjetregime arbeitete, aufgenommen. Teterin, der vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei engagiert worden war, konnte es sich leisten, Regeln und Vorschriften zu verbiegen, wenn er am Ende eine großartige Inszenierung ablieferte. Der russische Norden war das Haupteinsatzgebiet des Fotografen.

Dieses Foto einer glücklichen Landarbeiterin mit dem Titel „Neue Ernte“ wurde von Iwan Schagin aufgenommen, der später Kriegsfotograf und einer der führenden Experten für Farbfotografie in der UdSSR wurde.

Schagin drückte bei diesem gestellten, aber auch ästhetisch ansprechenden, Foto einer Reihe von Traktoren beim Einsatz auf dem Feld auf den Auslöser. 

Arkadij Schaichet ist bekannt für sein Werk über die sowjetische Industrialisierung in den 1920er und 1930er Jahren. Sein Foto mit dem Titel „Iljitschs Glühbirne“, das eine Bauernfamilie zeigt, die das neue Leuchtmittel untersucht, das buchstäblich Licht ins Leben bringen sollte, wurde symbolisch.

Dieses Foto zeigt einen Lebenszyklus auf einer sowjetischen Kollektivfarm, in der Erwachsene für das Wohl ihrer Kinder und die glänzende Zukunft der neuen Generation der Sowjets arbeiten.

Der Fotograf Arkadij Schischkin dokumentierte das Leben auf sowjetischen Kollektivfarmen und in ländlichen Gebieten. Er fotografierte Porträts von Bauern, Aspekte des ländlichen Lebens, Tiere usw. Einige seiner Fotos - wie dieses mit dem Titel „Die Ernte muss pünktlich eingefahren werden“ - trieben die Sache der sowjetischen Propaganda voran.

Dieses Foto von Schischkin zeigt sowjetische Bauern, die auf einem Feld arbeiten.

Hier vertreiben Arbeiter einer Kollektivfarm einen Kulaken. Kulak war eine abfällige Bezeichnung für einen wohlhabenden Großgrundbesitzer, der die durch die russische Revolution hervorgerufenen Veränderungen nur ungern akzeptieren wollte. 

Dieses Bild zeigt Bauern bei der Stimmabgabe zur Gründung einer Kollektivfarm.

Dieses Bild von Frauen, die Getreide ernten, wurde vom Fotografen Anatolij Skurichin aufgenommen.

Und dieses Foto zeigt Arbeiterinnen, die auf einem Feld eine sowjetische Zeitung lesen.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!