Geschickte Verhandler: Die vier wichtigsten russischen Diplomaten

Louis Tocqué; Iwan Kramskoi; Nikolai Bogatski; Sputnik; Russia Beyond
Die beste Methode, internationale Konflikte zu vermeiden oder beizulegen, ist der Dialog. Gute Diplomaten können daher oft regelrechte Wunder bewirken. Diese vier russischen Top-Diplomaten haben es auf jeden Fall geschafft.

1. Alexej Bestuschew-Rjumin (1693-1766)

Bestuschew-Rjumin war einer der angesehensten Diplomaten des 18. Jahrhunderts. Er fungierte unter anderem als Außenminister Russlands unter Zarin Elisabeth. 

Schon mit 15 Jahren zog es den Spross einer Adelsfamilie erstmals ins Ausland. In Berlin und Kopenhagen erhielt er eine westliche Ausbildung. Vermutlich auch, weil er Dänemark aus dieser Zeit bereits kannte, ernannte man ihm 1721 zum russischen Botschafter in Kopenhagen. Seine Hauptaufgabe war es, zu verhindern, dass sich die nordeuropäischen Staaten kurz nach dem Großen Nordischen Krieg erneut gegen Russland verbünden. 

Seine Erfolge waren beeindruckend. Er schuf 1724 ein Bündnis zwischen den einstigen Rivalen Russland und Schweden, das nach einer Probezeit von zwölf Jahren schließlich sogar um weitere zwölf Jahre verlängert wurde. Als Belohnung für seine Arbeit ernannte ihn Zarin Elisabeth 1744 zum Reichskanzler Russlands. Auch hier war seine wichtigste Aufgabe die Außenpolitik. 

Bestuschew-Rjumin schuf einen der ersten langfristig angelegten internationalen Verträge und stärkte so die äußere Sicherheit Russlands. Unter seiner Führung wurde Russland endgültig zu einem bedeutsamen europäischen Machtfaktor. 

2. Alexander Gribojedow (1795-1829)

Hauptsächlich ist Gribojedow als Autor des Theaterstücks „Verstand schafft Leiden“ bekannt. Vergessen wird oft, dass er auch ein äußerst erfolgreicher Diplomat war. 

Gribojedow trat 1817 als Übersetzer in den diplomatischen Dienst ein. Einen Posten in der russischen Botschaft in den USA lehnte er ab. Stattdessen arbeitete er an den russisch-persischen Beziehungen und war unter anderem einer der Hauptverhandler in den Verhandlungen über den Vertrag von Turkmantschai, der 1828 den fünften Russisch-Persischen Krieg beendete und das Russische Reich begünstigte. Der Erfolg brachte ihm den Posten des Botschafters in Teheran ein. Im Palast des Schahs ging Gribojedow zu dieser Zeit ein und aus.  

Vielleicht wäre Gribojedow aber doch besser in die USA gegangen, denn in Teheran wurde er Opfer einer Tragödie. Als er im Januar 1829 versuchte, einem Hilfeschrei junger Armenierinnen nachzugehen, die im Harem eines wohlhabenden Persers gefangen waren, attackierten islamistische Fanatiker die russische Botschaft. Gribojedow und der gesamte Stab wurden ermordet. 

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3. Alexander Gotschakow (1798-1883) 

Fürst Gortschakow verbrachte sein ganzes Leben im diplomatischen Dienst. 1822 wurde er zum ersten Sekretär der russischen Botschaft in London ernannt. In den Jahren darauf zog es ihn, der neben Russisch auch fließend Englisch, Deutsch und Italienisch sprach, als Berater der russischen Botschaft auch nach Rom, Berlin, Florenz und Wien. So entwickelte sich seine Karriere stetig weiter. 1856 wurde er schließlich Außenminister unter Alexander II. 

Zu dieser Zeit hatte Russland nach der Niederlage im Krimkrieg hinnehmen müssen, dass man dem Land im Vertrag von Paris unter anderem verbot, militärisch genutzte Häfen am Schwarzen Meer zu unterhalten. Gortschakow initiierte einen langwierigen Prozess zur Milderung der Vertragsbedingungen. 

Die größte Herausforderung dabei war es, die Beziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt neu zu denken. Statt wie bisher auf Kooperation und Verhandlung zu setzen, vertrat Russland unter Gortschakow konsequent nationale Interessen. Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg teilte Gortschakow den europäischen Großmächten einfach mit, dass Russland die Vertragsbedingungen nicht mehr länger akzeptiere. Überrumpelt erlaubte man Russland, seine Schwarzmeerflotte wieder aufzubauen. Seitdem gilt Gortschakow in Russland als einer der wichtigsten Diplomaten überhaupt. 

4. Andrei Gromyko (1909-1989)

Der Langzeit-Außenminister der Sowjetunion (1957-1985) prägte die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts und diente unter sämtlichen sowjetischen Herrschern von Stalin bis Gorbatschow. 

Er begann seine Karriere als Botschafter der Sowjetunion in den Vereinigten Staaten. Als solcher war er auch für andere nordamerikanische Länder verantwortlich, darunter auch Kuba. Sein Weg in die Spitzenpolitik begann, als er die Verhandlungen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg vorbereitete, darunter die Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam. Auf dem Zenit seiner Karriere war Gromyko schließlich Außenminister, Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und Vorsitzender des Ministerrats. 

Zuvor war er unter anderem auch Vorsitzender der sowjetischen Delegation in 22 UN-Vollversammlungen, darunter auch bei der Gründungskonferenz 1944. Das Vetorecht der Sowjetunion im UN-Weltsicherheitsrat benutzte er ebenfalls mehr als zwanzigmal, was ihm den Spitznamen Mr. NO Einbrachte.

Den größten Erfolg für die Sowjetunion errang Gromyko aber 1963, als kurz nach der Beilegung der Kubakrise der Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen in der Atmosphäre, im All und unter Wasser unterzeichnet wurde. Dieser nahm den USA viele Testmöglichkeiten und half der Sowjetunion so, im Wettrüsten aufzuholen.

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