In den 60er-Jahren lieferten sich die Sowjetunion und die USA einen harten Kampf um die Vorherrschaft im Weltall. Beide Seiten wollten ihre Überlegenheit gegenüber dem ideologischen Feind demonstrieren.
Am 16. März 1966 gelang den Amerikanern mit dem Gemini-8-Projekt die erste Kopplung zweier Raumfahrzeuge, von denen eines sogar bemannt war. Die Sowjets wollten die Amerikaner, die das Manöver von Hand durchgeführt hatten, nun schnell übertrumpfen und das erste automatische Andockmanöver erfolgreich durchführen. Die Eile führte jedoch zum ersten tödlichen Zwischenfall des sowjetischen Raumprogramms.
Neue Führung
Eilig bereiteten die sowjetischen Ingenieure den Start der Raketen Sojus-1 und Sojus-2 vor, die sich im All aneinander andocken sollten.
Das Projekt stand allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern. Noch 1966 starb der Chefingenieur Sergej Koroljow. Man geht davon aus, dass Koroljow angesehen genug war, um der politischen Führung zu vermitteln, dass die Zeit nicht ausreichte, um die nötigen Sicherheitsstandards zu garantieren. Die Katastrophe hätte so vermieden werden können.
Durch Koroljows Tod übernahm Wassili Mischin die Führung des wichtigsten sowjetischen Raketendesigninstituts. Leider ist Mischin hauptsächlich im Zusammenhang mit der Tragödie um Komarow bekannt geworden.
Ärger auf Sojus-1
Der neue Chefingenieur konnte oder wollte sich dem Druck aus der Politik, das Projekt möglichst schnell zu einem Abschluss zu bringen, nicht entgegenstellen. Am 23. April 1967 startete der Flug der Sojus-1, ohne dass die Rakete ausreichend getestet worden wäre.
Auf den ersten Blick schien jedoch alles zu funktionieren. Die Sojus-1 war startklar. An Bord war Oberst Wladimir Komarow, ein erfahrener Kosmonaut und Pilot, für den es bereits der zweite Weltraumflug war. Als Backup-Pilot stand Juri Gagarin höchstpersönlich bereit.
Die Schwierigkeiten begannen, als das Raumschiff in die Erdumlaufbahn vordrang. Eines der beiden Solarpanelen fuhr nicht wie geplant aus. Dadurch fehlte erstens Elektrizität und zweitens konnte das Raumschiff sich nicht korrekt an der Sonne ausrichten, was die Navigation beeinträchtigte.
Komarow versuchte, die Richtung von Hand zu wechseln, machte es damit aber nur noch schlimmer. Das Raumschiff drehte sich nun unkontrolliert um sich selbst.
Auch im Operationszentrum am Boden bemerkte man die Schwierigkeiten. Der Start der zweiten Rakete, Sojus-2, wurde abgebrochen, alle Energien wurden nun dafür verwendet, Komarow sicher wieder auf die Erde zu bringen.
Ein kaputter Fallschirm
Komarow musste nun versuchen, das Raumschiff von Hand zurück zur Erde zu fliegen. Anfangs sah es so aus, als würde dies dem erfahrenen Kosmonauten auch gut gelingen, doch dann scheiterte ein weiteres System.
Die Sojus-1 war mit Fallschirmen ausgestattet, die beim Wiedereintritt in die Umlaufbahn ausfahren sollten, um so eine sanfte und sichere Landung zu ermöglichen. Zunächst sollte ein kleinerer Fallschirm ausfahren, um so den großen Fallschirm zu öffnen. Der kleinere Fallschirm war jedoch zu klein, der Hauptfallschirm fuhr nicht aus und die Kapsel stürzte ungebremst auf die Erde.
Als die Rettungskräfte am Absturzort eintrafen, waren Anwohner schon dabei, das entstandene Feuer zu löschen. Komarow war tot.
Erst 20 Jahre später, 1987, weihte man am Unfallort ein Denkmal für Komarow ein.