Am Leben und wohlauf: Diese Mutter bekam ihre 10 Söhne unversehrt aus dem Krieg zurück

Geschichte
BORIS JEGOROW
Die Kinder von Jewdokija Lysenko kämpften im Großen Vaterländischen Krieg alle an vorderster Front. Wie durch ein Wunder überlebten alle zehn und konnten ihre Geschichte erzählen.

Eine sowjetische Familie ohne Sohn oder Vater, der im Großen Vaterländischen Krieg gefallen ist, war selten. Tatsächlich war es eher die Regel, dass alle Männer in der Familie auf dem Schlachtfeld umkamen. Und ihre Mütter und Frauen mussten für den Rest ihres Lebens mit dem schrecklichen Gefühl des Verlustes leben.

Die Geschichte der fünf Sullivan-Brüder, die während der Schlacht von Guadalcanal beim Untergang des Kreuzers „USS Juneau“ ums Leben gekommen sind (der Steven Spielberg-Film „Der Soldat James Ryan“ basiert teilweise auf ihrer Geschichte), ist bekannt. Noch mehr solcher Geschichten ereigneten sich an der gnadenlosen Ostfront.

Der blutigste Konflikt in der Geschichte der Menschheit brachte Millionen von Menschen unermesslichen Schmerz und Verlust.

Ein echtes Wunder

Doch es gibt einige wenige glückliche Ausnahmen, die die Schrecken des Krieges zwar erlebt, aber auch überlebt haben. Dies ist die Geschichte der zehn Söhne von Jewdokija Lysenko, die von ihrem ukrainischen Dorf Browachi aus an die Front gingen und lebend nach Hause zurückkehrten.

Nikolai war der erste, der zurückkam, nachdem er auf wundersame Weise eine Explosion überlebt hatte, bei der sieben seiner Kameraden getötet wurden. 1944 wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und zu seiner Mutter nach Hause geschickt.

Sein Bruder Iwan kämpfte tapfer in der Ukraine, landete im Konzentrationslager Treblinka und konnte fliehen. Er ging zurück an die Front und beendete seinen Dienst in Rumänien.

Zwei anderen der Geschwister war ein unverhofftes Wiedersehen beschert. Im August 1944 sah Michail am Rande der Stadt Iasi seinen Bruder Feodosij: „Ich bin in den Graben gesprungen, in dem er lag und habe ihn umarmt“, erinnerte er sich. „Es stellte sich heraus, dass ich auf eine Aufklärungsmission geschickt wurde, während er gerade von einer zurückgekehrt war. Wir haben geredet und geredet, doch ich musste bald weiterziehen. Wir haben beide geweint ... "

Nach den Kämpfen in Ungarn kamen die Brüder zurück nach Hause. Sie waren schwer verwundet worden. Michail hatte sich erhebliche Verletzungen an der Brust zugezogen und Feodosij sein Bein verloren.

Andrei und Pawel Lysenko wurden in Arbeitslager in Deutschland geschickt, überlebten und schlossen sich den angreifenden Bataillonen der Roten Armee an. Oberleutnant Wassili wurde dreimal verwundet und erhielt für seine Tapferkeit den Orden des Roten Sterns. Im Jahr 1946 kehrte auch Peter, ein Fernmeldeoffizier, nach Hause zurück.

Einige der Gebrüder Lysenko kämpften im Krieg in Berlin und in Fernost. Alexander diente als Funker und kam in die Hauptstadt des Dritten Reichs. Panzerfahrer Stepan, der in Ostpreußen verwundet worden war, wurde in die Mandschurei geschickt, um gegen die Japaner zu kämpfen. Der Krieg war jedoch schon vorbei, als er dort ankam. Er war der letzte der Brüder, der 1947 zurück nach Hause kam.

Eine Heldenmutter

Jewdokija Danilowna wartete jahrelang vergeblich auf Neuigkeiten von der Front - nachdem sie 1933 bereits ihren Ehemann verloren hatte, zog sie außerdem alleine fünf Töchter auf. Sie hat es auch geschafft, die deutsche Besatzung zu überleben. Das Schicksal belohnte sie für ihre Mühen, als am Ende alle ihre Söhne nach Hause kamen.

Ihre faszinierende Geschichte verbreitete sich bald über das Dorf hinaus. 1946 wurde sie in Kiew als Heldenmutter ausgezeichnet.  

Jewdokija Lysenko starb 1967 im Alter von 73 Jahren. 1984 wurde beschlossen, ihr in Browachi mit einer Bronzestatue zu gedenken. Bis auf einen waren alle ihre Söhne bei der Enthüllung anwesend. Nur Wassili erlebte diesen bedeutenden Tag nicht mehr.