Konstantin Rokossowski und Georgi Schukow
Evgeny Khaldey/МАММ/МDF/russiainphoto.ru1. „Seine Kenntnisse der Militärwissenschaft waren ausgezeichnet. Er setzte klare Ziele und kontrollierte die Ausführung seiner Befehle auf intelligente und taktvolle Weise. Er hatte stets ein offenes Ohr für seine Untergebenen und verstand es wie kaum ein anderer, die Eigeninitiative seiner unterstellten Kommandeure zu schätzen und zu fördern. Er brachte seinen Leuten viel bei, war aber gleichzeitig in der Lage, von ihnen zu lernen... Ich kann mir keinen gründlicheren, effizienteren, fleißigeren und umfassender begabten Mann vorstellen“. Mit dieser Lobeshymne würdigte der sowjetische Marschall Georgi Schukow seinen Kollegen Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski, einen der Hauptverantwortlichen für den Sieg der UdSSR über Nazideutschland.
Rokossowski im Jahr 1917
V.Kardashov2. Der aus Warschau stammende Rokossowski begann seine Laufbahn in der russischen Kavallerie auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Die Ereignisse von 1917 zwangen ihn, sich zwischen dem wiedererstandenen polnischen Staat und der auf den Trümmern des Zarenreiches entstandenen Sowjetunion zu entscheiden. Im Gegensatz zu den meisten anderen polnischen Soldaten in der Zarenarmee, darunter auch sein Cousin und Freund Franz Rokossowski, schloss sich Konstantin den Bolschewiki an.
3. Dennoch weigerte er sich, im Polnisch-Sowjetischen Krieg (1919-1920) gegen sein Heimatland zu kämpfen. Stattdessen zog es ihn in Richtung Sibirien, wo er im russischen Bürgerkrieg gegen die Weiße Armee kämpfte. In diesem Krieg stieg er zum Kommandeur eines Kavallerieregiments auf.
4. Ende der 1930er Jahre, auf dem Höhepunkt der stalinistischen Unterdrückung, war auch Rokossowski in Gefahr. Am 17. August 1937 verhaftete man ihn aufgrund des Verdachts, für den polnischen und den japanischen Geheimdienst zu spionieren. Mehr als zwei Jahre verbrachte er zwischen Gefängniszellen und Verhören. Im März 1940 wurde er aufgrund des Einsatzes von General Semjon Timoschenko freigelassen und wieder in seine bisherige militärische Position eingesetzt.
Sowjetische Truppen in Smolensk.
Global Look Press5. In den mühsamen Abwehrkämpfen gegen die Wehrmacht im Sommer 1941 erwies sich Rokossowski als fähiger und entschlossener militärischer Befehlshaber. Mit den spärlichen personellen und technischen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, gelang es ihm am 28. Juli, die Stadt Jartswo (eine der ersten befreiten sowjetischen Städte) zurückzuerobern, den Vormarsch des Feindes auf Moskau zu verzögern und dafür zu sorgen, dass die Reste zweier sowjetischer Armeen, die im benachbarten Smolensk eingeschlossen waren, entkommen konnten.
6. „Wenn wir Moskau verteidigen, müssen wir an Berlin denken. Eines Tages werden sowjetische Truppen in Berlin stehen“, sagte Rokossowski im Oktober 1941 gegenüber einem Korrespondenten der Krasnaja Swesda [Roter Stern]. In dieser schwierigsten Phase des Kampfes um die Hauptstadt verteidigte seine 16. Armee die nordwestlichen Zufahrten zur Stadt gegen einen kolossalen feindlichen Ansturm. Seine Truppen kämpften um jeden Meter und hielten die Wehrmacht erfolgreich von der Hauptstadt fern. Anfang Dezember nahmen sie an einer groß angelegten Gegenoffensive der Roten Armee teil, die die Truppen Hitlers 100 bis 150 km von der Stadt wegdrängte.
Rokossowski und Friedrich Paulus
Sovfoto/Universal Images Group/Getty Images7. Rokossowski war einer der Architekten der Operation Uranus, durch die die 6. Deutsche Armee bei Stalingrad eingekesselt und vernichtend geschlagen wurde. In der Schlacht von Kursk im Sommer 1943, durch welche die Wehrmacht endgültig die Initiative im Krieg verlor, organisierte er die Verteidigung auf der Nordseite des Kursker Salienten so geschickt, dass er den deutschen Truppen jede Chance zum Durchbruch nahm.
8. 1944 befehligte Rossokowski die Truppen der 1. weißrussischen Front, die die Hauptkampftruppe der Operation Bagration bildete. In nur zwei Monaten des „sowjetischen Blitzkriegs“ dieses Sommers stieß die Rote Armee fast 600 km nach Westen vor und befreite das gesamte Gebiet Weißrusslands sowie einen Teil der baltischen Staaten und Ostpolens. Die deutsche Heeresgruppe Mitte wurde vollständig zerschlagen, die Heeresgruppe Nord stand mit dem Rücken zur Wand. Am 29. Juni desselben Jahres wurde Rokossowski, den seine Feinde „General Dolch“ nannten, zum Marschall der Sowjetunion ernannt.
9. Im November 1944, als die Truppen der 1. weißrussischen Front für einen schnellen Vorstoß in das Herz Nazi-Deutschlands bereit waren, wurde Konstantin Konstantinowitsch aus heiterem Himmel zum Befehlshaber der 2. weißrussischen Front ernannt. In seinen Memoiren erinnert sich Rokossowski an ein Telefongespräch mit Stalin: „Es kam so unerwartet, dass ich in der Hitze des Gefechts sofort fragte: ‚Warum soll ich aus dem Haupteinsatzgebiet in einen Nebensektor versetzt werden?‘ Stalin antwortete mir, dass ich die Situation falsch einschätzen würde: Der Sektor, in den ich versetzt wurde, war Teil des gesamten westlichen Operationsgebietes, in dem die Kräfte von drei Fronten operieren würden - der 2. weißrussischen, der 1. weißrussischen und der 1. ukrainischen Front. Der Erfolg dieser entscheidenden Operation würde von der engen Koordination dieser Fronten abhängen.
Marschall Schukow, Feldmarschall Sir Bernard Montgomery und Marschall Rokossowski in Berlin.
Public Domain10. In einem Gespräch mit Generalleutnant Nikolai Scheleschnikow, einem Offizier der Spionageabwehr und Freund, war Rokossowski offener. „Ich bin in einer unglücklichen Situation. In Russland sehen mich die Leute als Pole, in Polen sehen sie mich als Russe. Ich hätte Berlin einnehmen können - ich war näher dran als jeder andere. Aber Stalin rief mich an und sagte: „Berlin wird von Schukow eingenommen.“
Konstantin Rokossovsky befehligt die Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau, 1945.
Legion Media11. Nach dem Sieg kehrte der Marschall vorübergehend in sein Geburtsland zurück, um die in Polen stationierte Nordgruppe der sowjetischen Streitkräfte zu befehligen. Im Oktober 1949 übernahm Rokossowski auf Ersuchen des Präsidenten der Volksrepublik Polen, Bolesław Bierut, und mit Zustimmung der UdSSR-Führung das Amt des polnischen Ministers für Nationale Verteidigung, das er bis 1956 innehatte. Er war der einzige Marschall der Sowjetunion in der Geschichte, der auch Marschall von Polen war.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!